Pfaffenhofen
Wolf-Vorschläge sorgen für Kopfschütteln

Erste Eckpunkte der Klimaschutz-Agenda rufen Widerstände hervor

03.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:51 Uhr
Im vergangenen Jahr waren bei der Hopfenland-Rallye noch Abgase zu riechen und Motorenlärm zu hören. Wenn es nach Landrat Martin Wolf geht, sollten die Autos bei dem Bergrennen bald klimaverträglich unterwegs sein. −Foto: Stolle/DK-Archiv

Pfaffenhofen (PK) Landrat Martin Wolf (CSU) will den Klimaschutz zu einem Schwerpunkt seiner verbleibenden Amtszeit machen. Grundsätzlich wird das begrüßt. Mit den ersten bekannten konkreten Ideen ruft Wolf allerdings vor allem Kopfschütteln hervor.

Mit viel Motorenlärm und Abgasgeruch sind 2018 erstmals seit Jahrzehnten wieder Rallye-Autos den Schönthaler Berg hochgerast. Rennsportfeeling mitten im Landkreis, das bei Anwohnern und Besuchern gut angenommen wurde. Wenn es nach Landrat Martin Wolf (CSU) geht, ist es damit allerdings bald vorbei. Nicht mit der Veranstaltung an sich - die will er gerne beibehalten und sogar zu einem Leuchtturmprojekt machen. Aber mit dem Lärm und dem Geruch soll schnellstmöglich Schluss sein - am besten schon bei der zweiten Auflage des Hopfenland-Rallye-Sprints im kommenden Juni.

Wolf hatte bereits Ende vergangenen Jahres angekündigt, dass er den Klimaschutz 2019 zu einem Themenschwerpunkt machen will. Bei einem Treffen mit den Spitzen der Kreistagsfraktionen wurde er vor wenigen Tagen etwas konkreter. Jeden Monat solle es eine medienwirksame Aktion geben, die Aufsehen erregt und mit der die Bürger für das Thema Klimawandel sensibilisiert werden sollen, erklärte er. Eine der ersten konkreten Ideen, die der Landrat vortrug: eine klimaneutrale Hopfenland-Rallye. Wenn dass passiere, sei es möglich, dass der Landkreis als Hauptsponsor auftrete, sagte Wolf unserer Zeitung. Der Vorstand des Motorsportclub Pfaffenhofen (MSC) sei höchst interessiert.

Beim MSC hat man das Gespräch etwas anders in Erinnerung. Es habe bei der vergangenen Jahresabschlussfeier einen eher lockeren Austausch ohne wirkliche Vereinbarungen mit dem Landrat gegeben, erklärte der Vorsitzende Jürgen Konrad. Er könne sich ein klimaneutrales Bergrennen für die Zukunft zwar vorstellen, aber sicher nicht in den kommenden Jahren. "Mir wäre kein Rallye-Auto bekannt, das mit Elektro fährt", sagte Konrad.

Und auch ein anderer Vorschlag des Landrats fällt bei den Betroffenen auf eher wenig Gegenliebe. Wolf hatte angeregt, dass die Gemeinden ihre Bauleitplanung ändern könnten, um nur noch den Bau klimaneutraler Gebäude zu erlauben. Eine Anregung, die aus Wolfs eigenen Reihen umgehend entschieden zurückgewiesen wurde. "Ideen müssen nicht nur gut sein, sie müssen auch realistisch sein", sagte CSU-Kreistagsfraktionschef Reinhard Heinrich. Der Reichertshausener Bürgermeister bezweifelt einerseits, dass solch eine Vorschrift rechtlich durchsetzbar ist, und andererseits, dass Bauen dann für Normalverdiener noch bezahlbar ist. Auch er findet, dass Klimaschutz "als Schwerpunkt richtig ist" und Nullenergiehäuser grundsätzlich super wären, aber es dürfe eben auch nicht zu teuer werden. Denn "dann wird es an diesem Punkt einfach scheitern", sagte Heinrich.

Wolf will den Klimaschutz aber nicht nur zu einer persönlichen Agenda machen, sondern alle mitnehmen und fordert auch von allen Einsatz. Im Kreisausschuss will er das Thema am Montag schon einmal ansprechen. Spätestens in der ersten Kreistagssitzung Mitte Februar, bei der der Klimaschutz das Hauptthema werden soll, erwartet Wolf dann auch Vorschläge aus den Reihen der Kreisräte - und zwar nichts Abstraktes, sondern konkrete Maßnahmen. "Ich bin nicht mehr zufrieden mit dem Vorschlag, den Photovoltaikanteil von 12 auf 17 Prozent zu erhöhen", sagte er. Sein Engagement führt er unter anderem auf einen Ausspruch Barack Obamas vor der Weltklimakonferenz 2015 in Paris zurück. "Wir sind nicht die letzte Generation, die den Klimawandel erleben wird, aber wir sind die letzte Generation, die etwas gegen den Klimawandel tun kann", zitiert Wolf den damaligen US-Präsidenten. Diese Worte hätten ihn tief beeindruckt.

Was der Landrat aber konkret erwartet, dazu gibt es offenbar noch einigen Klärungsbedarf. Selbst diejenigen, die es gut mit ihm meinen, bezeichneten die Sitzung der Fraktionsspitzen als verwirrend und wenig strukturiert. Einzelne Vorschläge gibt es aber bereits. So könnten sich die Grünen einen Klimaschutzpreis auf Landkreisebene vorstellen. Aus Wolfs CSU-Fraktion gibt es dagegen bislang noch keine Vorstöße. Dafür sei es noch zu früh, sagte Heinrich.

Für die erste der monatlichen Klimaschutzaktionen sorgt Wolf in diesen Tagen im Übrigen selbst. Dann tauscht er seinen bisherigen Dienstwagen gegen ein neues Auto, das mit komprimiertem Erdgas läuft. Der Wagen habe eine Reichweite von 400 bis 500 Kilometern und sei zu 95 Prozent klimaneutral, schwärmt Wolf. Das werde eine große Bewegung und Pfaffenhofen solle dabei von Anfang an dabei sein.

Daniel Wenisch