Pfaffenhofen
Drei Christkindl in Pfaffenhofen

Gläubige strömen an Weihnachten zu den Gottesdiensten - und in der Klinik werden Babys geboren

26.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:29 Uhr
Geburtstag zu Weihnachten: In der Ilmtalklinik freute man sich über drei gesunde Buben. Martin Busse mit Bo (von links), Lindita Qemojl mit Adrian, Angelika und Raiko Schmidt mit Ben Lois und Schwester Annette. −Foto: Bendisch

Pfaffenhofen (PK) So gar nicht weihnachtlich gab sich das Wetter über die Feiertage; statt der ersehnten Flocken gab es Pfützen. Festliche Stimmung kam aber beim Betrachten der vielen schönen Kripperl in den Kirchen des Landkreises und den gut besuchten Gottesdiensten auf - und in der Ikmtalklinik wurden gleich drei gesunde "Christkindl" geboren.

Die Krippe im Stall von Bethlehem, das ist nach unserem Verständnis ein Holzgestell, aus dem die Tiere das Heu rupften; unzählige Krippenbauer haben es im Miniaturformat gebastelt. Eigentlich sei das Wort Krippe aber eine schlechte Übersetzung des griechischen Wortes, meinte Stadtpfarrer Albert Miorin in seiner Ansprache zur Christmette, die den Evangelisten Lukas und seine Weihnachtsgeschichte zum Thema hatte. Richtiger müsse es Futtertrog heißen, erklärte Miorin: "Dort hinein, wo die Tiere Nahrung finden, wo alles drinnen ist, was sie zum Leben brauchen, wo Fürsorge und Wohlwollen zum Ausdruck kommen, dort hinein wird Jesus gelegt." Dieser Ort interpretiere sein Wesen und das, was er für die Welt und die Menschen ist, führte der Stadtpfarrer weiter aus: "Das Leben, die Nahrung, die Kraftquelle. Erst ist derjenige, der mir den Tisch mit Liebe und Hoffnung deckt, zu dem ich einfach kommen, bei dem ich zugreifen darf." Als Intellektueller habe der Evangelist Lukas die Frohe Botschaft für uns gedolmetscht, uns zum Nachdenken gebracht und deutlich gemacht: "Ich als Mensch von heute bin dieser Futtertrog, in den Jesus hineingeboren werden will".

"Für immer" - dieses Leitmotiv wählte Pfarrer Jürgen Arlt in der Christnacht für seine Predigt in der evangelischen Kreuzkirche. In Gesellschaft und Wirtschaft werde ständig gefordert, flexibel zu sein; das verbiete beinahe eine tiefere Bindung an einen bestimmten Ort oder Kollegenkreis. Nicht nur Arbeitsverträge seien immer öfter befristet, sondern auch Beziehungen, erklärte der Pfarrer: "Wir fürchten die Brüchigkeit unserer Liebe. Zu Recht". Auf die Frage "Wirst du mich auch morgen noch lieben?" höre man als Antwort in der Heiligen Nacht: "Ja, für immer". Die Antwort verbinde sich mit dem Bild eines neugeborenen Kindes in ärmlichen Verhältnissen, eines Mannes, der predigend und heilend durchs Land zieht, eines Liebenden, der elend am Kreuz stirbt, führte Arlt weiter aus: "Und wenn wir aus dieser Heiligen Nacht kommen, Gottes "für immer" im Herzen, dann werden wir wollen, dass etwas davon auch durch uns Gestalt gewinnt".

Recht ruhige Feiertage vermeldete die Pfaffenhofener Polizeiinspektion, "Weihnachtsbetrieb" herrschte dagegen auf der Entbindungsstation der Ilmtalklinik. Dort wurde Heiligabend als erster von drei Buben Adrian Qemojl als "muslimisches Christkindl" geboren und hielt sich ganz genau an den errechneten Fahrplan. Eine Überraschung war der Kleine trotzdem, wie Mutter Lindita aus Geisenfeld schmunzelnd erklärte: "Nach zwei größeren Kindern rechneten mein Mann Hajrizaj und ich gar nicht mehr damit. Ich habe erst spät erfahren, dass ich schwanger war." Weihnachten wird bei der aus dem Kosovo stammenden Familie zwar nicht gefeiert: "Aber das Geburtsdatum ist schon etwas Besonderes".

Der kleine Bo Lennart ließ sich Zeit, denn er war schon für den 16. Dezember eingeplant. Seine Eltern Anna und Martin Busse kommen aus Ingolstadt und entschlossen sich für eine Entbindung in Pfaffenhofen: "Wir schauten uns die Klinik vorher an und es hat uns sehr gut gefallen". Kurz und nicht gebräuchlich sollte der Name des ersten Kindes sein und so fiel die Wahl auf Bo.

Ben Lois erblickte am ersten Weihnachtstag als zweiter Sohn von Angelika und Raiko Schmidt aus Gerolsbach das Licht der Welt und trug als erstes Outfit gleich dunkle Hose, weißes Hemd, Weste und Fliege. Den originellen Strampler hatte seine Mutter gekauft, da man mit einem "festlichen" Geburtstermin rechnete: "Wir hoffen jetzt, dass er ihm zur Taufe auch noch passt". Weil sich der Kleine ankündigte, musste der große Bruder Luca (14) Heiligabend eine Zeit lang allein zu Haus bleiben, hatte aber nach Angaben von Mama und Papa "vollstes Verständnis".
 

Tina Bendisch