Pfaffenhofen
Eine Frage der Gerechtigkeit

Einige Stadträte wollen auch den Ortsteil-Rufbus kostenlos anbieten - Doch Bürgermeister und Verwaltung halten dagegen

12.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:37 Uhr
Der Ortsteil-Rufbus verkehrt nach Bedarf. Diese Walkersbacherin beispielsweise nutzt das Angebot gern. Nun diskutierte der Stadtrat, ob das Angebot - wie auch der normale Stadtbus - bis 2022 kostenlos sein soll. −Foto: Steinbüchler

Pfaffenhofen (PK) Weil der Stadtbus für die Fahrgäste auf zwei Jahre kostenlos wird, will die Stadt auch beim Ortsteil-Rufbus nachjustieren - über das Wie allerdings war sich der Stadtrat am Donnerstagabend nicht wirklich einig. Denn während die Verwaltung vorschlug, den Fahrpreis auf pauschal 1,50 Euro für Touren aus den Ortsteilen festzulegen, forderten einige Stadträte auch hier auf einen Fahrpreis zu verzichten - denn eine andere Lösung sei nicht gerecht.

Roland Dörfler (Grüne) erklärte, dass die Stadt einerseits die Taktung des Ortsteilbusses überprüfen soll - "und man soll auch prüfen, ob der Bus kostenlos möglich ist". CSU-Stadtrat Martin Rohrmann stieß ins selbe Horn: "Es wäre nur konsequent und gerecht, wenn auch die Ortsteile den Bus kostenlos nutzen können." Er stellte daher im Namen der CSU-Fraktion den entsprechenden Antrag. Sein Parteikollege Hans Prechter stimmte dem Vorhaben zu: "So können wir die Attraktivität für den Bus steigern."

Mit dieser Forderung allerdings traten die Stadträte eine Welle an Gegenargumenten los. Bürgermeister Thomas Herker (SPD) beispielsweise sah die Situation komplett anders. "Es gibt nicht immer alles pauschal gleich", sagte Herker. Gerechtigkeit bedeute nicht immer Gleichheit. Außerdem stelle sich dann die Frage, wo die Stadt die Grenze ziehe: Soll auch der Kindergarten umsonst sein, womöglich auch das Freibad und das Hallenbad? Herker verwies zudem auf die Unterschiede im System: Denn während der Stadtbus nach einem festen Streckennetz samt geregeltem Fahrplan funktioniert, fährt der Bus in den Ortsteilen nur auf Anfrage. "Eine Fahrt mit dem Ortsteil-Rufbus kostet die Stadt 25 Euro, der Bürger zahlt davon 1,50 Euro." Wenn die Stadt auch auf diesen Betrag verzichte, "wird das unser System sprengen und es zum Erliegen kommen". Denn dann könne der Bus nicht mehr alle Fahrgäste aus den Ortsteilen befördern.

Die Verwaltung untermauerte diese Aussagen des Bürgermeisters. Thomas Labich von der Stadtkasse erklärte: "Ich rechne mit 14 Tagen und dann kommen die ersten Anrufe, warum der Bus nicht hält - weil er schon voll ist." Auch Claudia Jonas von der Kämmerei erklärte: "Wenn überall jemand in den Bus einsteigt, dann ist der Fahrplan nicht mehr zu halten."

Aus der Bunten Koalition unterstützten Herker ebenfalls zwei Stadträte. Peter Feßl (SPD) findet die Gerechtigkeit auch mit einem Fahrpreis von 1,50 Euro gewährleistet. "Ein Stadtbewohner spart sich künftig einen oder zwei Euro, was der Bus bisher für ihn gekostet hat. Ein Tegernbacher zahlt eigentlich 25 Euro für ein Taxi oder 1,50 Euro für den Rufbus - er spart sich also sogar mehr", rechnete Feßl vor. Auch Reinhard Haiplik (ÖDP) sagte: "Die Gefahr, dass das System zusammenbricht, nützt doch keinem." Er bat daher darum, "nicht vordergründig populistisch, sondern etwas weiter zu denken". Herker sagte: "Ein kostenloser Bus auch in den Ortsteilen klingt wohlwollend - redlich und verantwortlich ist es nicht." Zudem sei der kostenlose Stadtbus nur auf zwei Jahre ausgelegt, dann werde die Stadt ein neues Konzept brauchen.

Ob das System allerdings überhaupt die 1,50 Euro als Fahrpreis aushält, bezweifelte Andreas Kufer von den Freien Wählern. "Wie lange dauert es dann, bis ein zweiter Bus und ein zweiter Fahrer nötig sind? Ist nicht schon bei 1,50 Euro diese Grenze überschritten?"

Manfred Mensch Mayer (Gemeinsam für Gemeinwohl) sah die Auswirkungen eher pragmatisch. "Wenn wir die Mobiliätswende wollen, können wir in der Probezeit keine unterschiedlichen Systeme haben", sagte er. "Wenn der Bus dann eben schon ausgebucht ist, ist es halt so."

Das allerdings sah Jörg Niemann kritisch. Der Jurist begleitet die Stadt bei dem Vorhaben, einen kostenlosen Stadtbus umzusetzen. Er verwies auf die Pflicht zur Bedienung, die hier vorliege: "Wenn sich herausstellt, dass dauerhaft nicht befördert werden kann, dann muss aufgerüstet werden."

Georg Hammerschmid (CSU) allerdings sah es eher skeptisch, dass es überhaupt so weit kommt. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich der Bedarf so ausweitet."

Nach eingehender Diskussion stimmte der Stadtrat schließlich über zwei Vorschläge ab. Den Antrag der CSU, auch den Ortsteil-Rufbus für die Fahrgäste unentgeltlich anzubieten, unterstützten insgesamt zwölf Stadträte. Neben den CSU-Politikern stimmten hier noch Mayer, Dörfler und Franz Niedermayr (FDP) dafür - für eine Mehrheit unter den 27 anwesenden Stadträten reichte es nicht. Gegen den Vorschlag der Verwaltung stimmten letztlich sieben Stadträte. Somit gilt ab dem 10. Dezember bis Ende 2021 der einheitliche Fahrpreis von 1,50 Euro für den Ortsteil-Rufbus. Bisher sind hier je nach Tarifzone bis zu 3,80 Euro fällig.
 

Claudia Lodermeyer