Schweitenkirchen
Schweitenkirchener Rufbus vor dem Aus

Weil statt Senioren Schüler das Angebot nutzen, macht der Betreiber Verluste - Krisengespräch im Januar

16.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:39 Uhr
So voll wie bei der offiziellen Einweihung 2014 war der Rufbus später eigentlich so gut wie nie. Mittlerweile haben allerdings Schüler entdeckt, dass sie mit ihrer Monatskarte damit fahren können - und verursachen so Verluste beim Betreiber. −Foto: Schmid/Archiv

Schweitenkirchen (PK) Im Norden Top, im Süden Flop: Während der Rufbus im Markt Manching nicht wegzudenken ist, kommt er in der Südgemeinde Schweitenkirchen so gar nicht an. Zumindest nicht bei denen, für die er gedacht ist. Zurzeit nutzen Schüler das Angebot mit ihrer Monatskarte und verursachen so Verluste beim Betreiber. Der hatte deshalb schon beschlossen, den Betrieb im Frühjahr einzustellen. Jetzt will er sich aber noch einmal mit der Gemeinde zusammensetzen.

Herta Müller (Name geändert) ist auf andere angewiesen, wenn sie zum Facharzt nach Pfaffenhofen muss. Das kommt auch mal öfter in der Woche vor. "Klar, ich könnte sicher auch Nachbarn oder Verwandte fragen", sagt sie. "Aber dann bin ich immer auf deren Hilfe angewiesen." Und sie will eigentlich niemanden zur Last fallen. Deshalb fuhr Müller öfter mit dem Rufbus. Doch leider halfen ihr die Zeiten bisher wenig.

Momentan fährt der Schweitenkirchener Rufbus zwei mal werktags morgens um 8.15 und um 9.30 Uhr von Schweitenkirchen los, aus den Ortsteilen kann nach Bedarf zugestiegen werden. Zurück aus Pfaffenhofen kommen die Bürger nur einmal - und zwar um 15.50 Uhr. "Wenn ich also morgens zum Arzt fahre, müsste ich anschließend sehr lange warten." Ihre Lösung: Das Taxi. "Und das ist wahnsinnig teuer."

Die Zeiten sind aber wohl nur einer der Gründe, weshalb Müller sehr oft ganz allein im Rufbus saß. Viele Senioren trauen sich womöglich erst gar nicht, die Hotline anzurufen, so Müller. Jedenfalls kenne sie in ihrem Umfeld viele, die sich aus diesem Grund von Töchtern, Söhnen oder Nachbarn fahren ließen. "Der Bedarf in Schweitenkirchen ist eigentlich groß." Und das Geld für ein Taxi habe garantiert nicht jeder. Sie hofft, dass bald die Zeiten des Rufbusses geändert werden, um ihn attraktiver zu machen.

Seit Sommer 2017 betreibt das Busunternehmen Regionalbus Augsburg GmbH (RBA) den Rufbus eigenwirtschaftlich. "Ich befürchte, dass sie zu wenig Einnahmen machen", so der Bürgermeister. Da liegt Vogler absolut richtig. Es ist sogar so, dass der Betreiber im Moment Verluste einfährt, sagt Ralf Guggomos, Betriebsleiter der Regionalbus Augsburg GmbH (RBA), die den Rufbus betreibt. Schon als die Gemeinde ihn noch mitfinanzierte, sah es schlecht aus. Nur selten rief jemand an. "Aber wir haben gesagt, wir wollen den ÖPNV in dem Gebiet nicht noch weiter schwächen, also probieren wir es eigenwirtschaftlich." Doch es wurde nicht besser. "Wir hatten bis zum Schulbeginn im Herbst so gut wie keine Fahrgäste", so Guggomos. Dann allerdings habe sich herumgesprochen, dass Schüler den Rufbus auch nutzen können. Zum Beispiel, wenn sie später aushaben. Dafür können sie ihre Monatskarte einsetzen. Was für die Schüler praktisch ist, hat das Rufbus-Angebot nun allerdings in größte Gefahr gebracht. "Wir haben jetzt also steigende Ausgaben, die den nicht vorhandenen Einnahmen gegenüberstehen", fasst der Betriebsleiter zusammen. Auf Dauer sieht er da natürlich eher keine Perspektive. Mittlerweile gebe sein Unternehmen so zweieinhalb bis dreitausend Euro im Monat aus. "Eigentlich wollten wir den Betrieb deshalb im Frühjahr einstellen." Nun will er aber noch einmal abwarten, was bei einem Gespräch mit Bürgermeister Vogler noch diesen Monat herauskomme.

Erklären kann er sich die Zurückhaltung der Bürger in Schweitenkirchen nicht wirklich. Denn im Norden laufe der Rufbus seit jeher super. Dort verkehrt er zwischen Manching und Westenhausen. "Er ist in Manching nicht mehr wegzudenken", so Guggomos. Seit dem Tag der Einführung fuhren dort im Schnitt 15 bis 16 Personen mit. Hier werde aber auch von Seite des Marktes kräftig mitfinanziert. Der Bürger zahle nur ein Euro pro Fahrt, Kinder nur 50 Cent.

Ganz anders in Schweitenkirchen, wo die Bürger je nach Strecke zwischen drei und fünf Euro pro Fahrt zahlen. Doch das dürfte kaum der Grund für die Zurückhaltung sein, denn ein Taxi wäre schließlich um ein Vielfaches teurer. "Vielleicht ist noch nicht jedem bekannt, wie gut es ist", so Guggomos. Denn eigentlich sei die Fahrt ja ähnlich kurz wie bei einem Taxi, weil der Rufbus oft nur ein bis zweimal während einer Fahrt anhalte. Bürgermeister Vogler weiß aus seinem Umfeld, dass viele ältere Menschen sich von Kindern oder Nachbarn fahren lassen statt den Rufbus zu nutzen. "Vielleicht ist die Not hier einfach nicht groß genug."

Vogler und Guggomos wollen sich noch im Januar zusammensetzen, um eine Lösung zu finden. "Mal schauen, ob wir eine Basis finden", so Guggomos. Wenn nicht, werde der Rufbusbetrieb ab dem Frühjahr gestoppt.

Der Schweitenkirchener Rufbus kann derzeit unter der Nummer (08441) 408744 zwei Stunden vor Fahrtwunsch beordert werden.

Desirée Brenner