Manching
Rechts der Paar geht's jetzt weiter

Die Arbeiten für die nächsten Bauabschnitte für den Manchinger Hochwasserschutz laufen

11.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:36 Uhr
Mit Sandsäcken wurden beim Hochwasser 1994 die Bürger geschützt. Inzwischen laufen die Arbeiten zum Hochwasserschutz. −Foto: Schmidtner

Manching (PK) Vor einem Vierteljahrhundert haben die Planungen für den Hochwasserschutz in Manching begonnen. Etliche Ergebnisse sind bereits sichtbar, in diesen Tagen gehen die Arbeiten weiter. Das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt baut ab jetzt bis Ende November in Manching auf der rechten Seite der Paar entlang der Paarstraße und um die Kläranlage bis zur Sommerstraße am Hochwasserschutz weiter.

Ab dem Fußgängersteg entlang des Paarufers entsteht eine Hochwasserschutzmauer mit Spundwand und Betonkopf. Damit dort gearbeitet werden kann, wurden - wie zuvor schon am anderen Ufer - einige Bäume gefällt, was zu Fragen unter den Manchinger Bürgern geführt hat.

Entlang der Kläranlage soll der ungeteerte Weg erhöht werden, und beim Kleintierzuchtverein und gegenüber der östlichen Kläranlagenzufahrt werden Winkelstützwände errichtet. Während der Bauarbeiten ist mit einer abschnittsweisen Sperrung der Paarstraße und des Weges um die Kläranlage zu rechnen.

Die Bauarbeiten sind das Resultat einer Entwicklung, die genau ein Vierteljahrhundert zurückreicht. Es war im April 1994, als die Paar über die Ufer trat und weite Bereiche Manchings überflutete. Das war der Anlass für den Markt, gemeinsam mit dem Wasserwirtschaftsamt mit den Überlegungen für den Hochwasserschutz zu beginnen. Doch es sollte noch Jahre dauern bis zum tatsächlichen Start. Denn solche Planungen brauchen ihre Zeit, und die Überschwemmungen der Jahre 2006 und 2013 waren so gravierend, dass die Hochwasserabflüsse der Paar neu berechnet wurden - der sogenannte Klimafaktor. Daher ist der Markt Manching mit der Binnenentwässerung in Vorleistung gegangen und hat das Hochwasserpumpwerk bereits vor Jahren errichtet. Ebenso hat die Kommune den erforderlichen Grund (rund 25000 Quadratmeter) für den Retentionsraum nach zum Teil langen und zähen Verhandlungen schon länger gekauft.

Nach langwierigen Planungen fiel dann Mitte 2017 endlich der Startschuss mit dem Bauabschnitt 1 oberhalb des Trachtenheims bis etwa zur Salzstraße. Im Jahr darauf ging es dann um die frühere Quick-Mix herum bis zur Nepomukbrücke. Heuer sind nun laut Projektleiter Werner Vollard vom Wasserwirtschaftsamt die Abschnitte 7b und 8 an der Reihe. Am rechten Ufer der Paar bis zur Kläranlage entsteht eine rund 60 Zentimeter hohe Mauer. Rund um die Kläranlage wird der unbefestigte Weg um rund 80 Zentimeter erhöht.

Viele Manchinger haben sich schon gefragt, warum auch hinter der Kläranlage alle Bäume gefällt wurden. Der Grund: Dieses spitze Dreieck, das ebenfalls vor Überflutungen geschützt werden soll, dient als Erweiterungsfläche der Kläranlage. Bei den Kleintierzüchtern wird der Weg ein kleines Stück abgesenkt, damit die Anlage von zwei Seiten und auch bei Hochwasser angefahren werden kann.

Noch nicht ganz abgeschlossen ist der Grunderwerb für die Sternau, wo eine Mauer die Bürger vor Überschwemmungen schützen soll. Wenn die benötigten Flächen zur Verfügung stehen, soll es dort 2020 losgehen. In diesem Jahr soll auch der Paarsteg erneuert und höher gebaut sowie der bislang ausgelassene Paarabschnitt nördlich des Rathauses in Angriff genommen werden. Laut Vollard ist hier die Gründung auf den bestehenden alten Mauern, die erhöht werden, schwierig. Sollte bis dahin die Paar wieder über die Ufer treten, dann muss, wie bisher auch, mit Sandsäcken gearbeitet werden.

Je nach Baufortschritt stehen dann in den Jahren 2020/21 die Abschnitte 10 und 11 an. Letzterer ist der Retentionsraum im Norden von Manching, wo ein Deich gebaut wird, damit das Hochwasser nicht nach Ingolstadt läuft. Nur ein paar Häuser umfasst der Abschnitt 10 an der Urfer. Das benachbarte Neubaugebiet wird von den Mauern der Tiefgaragen vor Überflutungen geschützt.

Die Kosten für die Baumaßnahmen in diesem Jahr beziffert das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt auf rund 1,8 Millionen Euro. Und auch auf die immer wieder gestellte Frage, warum die Mauern nur 60 oder 80 Zentimeter hoch sind und nicht gleich größer gebaut wurden, haben die Fachleute eine eindeutige Antwort: Der Bau erfolgt auf Basis des Jahre zurückliegenden Planfeststellungsverfahrens, in dessen Rahmen die Höhen errechnet wurden. Allerdings besteht die Möglichkeit, die Hochwassermauern nachträglich zu erhöhen, nachdem die Pegelstände der Hochwasser immer höher wurden. Die Alternative wäre ein komplett neues Planfeststellungsverfahren gewesen, was aber wieder etliche Jahre gedauert hätte.

Zufrieden mit dem bisherigen Baufortschritt ist auch Manchings Bürgermeister Herbert Nerb (FW), der die Arbeiten verfolgt hat und öfters vor Ort war. Allerdings wird nicht ganz Manching geschützt werden. Wie bekannt, ist die äußere Niederfelder Straße nicht mit dabei. "Da kann ich nichts ändern", sagt Nerb. Da der Freistaat Bayern für den Hochwasserschutz Manching II in absehbarer Zeit nicht tätig werden kann (Schaden-Nutzen-Verhältnis) und auch mehrfache juristische Prüfungen und Verhandlungen zu keinem weiteren Ergebnis geführt hatten, hat der Markt Manching in Eigenfinanzierung letztendlich ein eigenes Gutachten erstellen lassen. Das Ergebnis: Einige Anwohner schützen sich mittlerweile selber vor Überflutungen.

Nicht so recht voran geht es mit dem Hochwasserschutz an der Bundesstraße 16. "Das wäre eigentlich schon fertig", erklärt Nerb, nachdem es gelungen war, sich mit den Landwirten und Grundstückseigentümern zu einigen. Doch in der Zwischenzeit hat sich doch einiges geändert. Mit der Folge, dass laut Nerb der Staat neue hydraulische Berechnungen anstellte. "Darauf warten wir jetzt schon eineinhalb Jahre", sagt der Rathauschef. Sollte es bis zum Vorliegen der Ergebnisse ein Hochwasser geben, dann müssten die Rettungskräfte wie bei den vergangenen Überflutungen Sandsäcke abfüllen. Doch wäre dies bei weitem nicht mehr so viele wie früher, da ja etliche Abschnitte schon geschützt sind. Nach der Schätzung Nerbs würde sich diese manuelle Arbeit um 60 Prozent verringern.
 

Bernhard Pehl