Pfaffenhofen
Bauer wegen Tierquälerei angezeigt

24.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:04 Uhr

Pfaffenhofen (stc/str) Immer wieder schlägt ein Landwirt mit einem Stock auf die Kuh ein, erst auf den Körper, später dann auch auf den Kopf. Es sind grobe Szenen, zu sehen in einem Video, das die Tierschutzorganisation Peta seit zwei Tagen über die sozialen Netzwerke verbreitet.

Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt bestätigt, dass sie Ermittlungen aufgenommen hat. Zusammen mit der Polizei Pfaffenhofen und dem Veterinäramt werde die Sachlage nun geprüft. Laut Oberstaatsanwalt Nicolas Kaczynski gehe es auch darum zu klären, ob die Tat strafbar sei. Hier komme es auf die Schwere der Misshandlung an. Sollten gewissen „Schwellen“ überschritten worden sein, könne es sich um einen Bußgeldbestand oder gar eine Straftat handeln. Ein Zeuge hatte der Tierrechtsorganisation das Video geschickt. Die Aktivisten fordern ein Tierhaltverbot. Bei dem Bauern handelt es sich um einen Funktionär des Bayerischen Bauernverbands aus einem Pfaffenhofener Ortsteil.

Der Landwirt ist sich jedenfalls keiner Schuld bewusst, sieht sich zu unrecht an den Pranger gestellt. Bei der dreijährigen Kuh seien das erste Mal die Klauen ausgeschnitten worden. Nach der Prozedur habe die Kuh ihr Bein nicht mehr belasten wollen, sich später sogar komplett in das angelegte Gurtgeschirr fallen lassen. „Da ist sie nach hinten gerutscht, sie hätte sich an dem Rohr dort den Schwanz gebrochen“, sagt der Landwirt am Telefon. Da habe er ihr auf den Rücken geschlagen, um sie zu erschrecken und so wieder auf die Beine zu bringen. „Klauenpflege ist ein Knochenjob, die Tiere wollen das nicht“, erklärt Tierarzt Patrick Soffner. Er betreut seit Jahren die Tiere auf dem betroffenen Hof. „Man muss manchmal Maßnahmen ergreifen, damit die Kuh wieder aufsteht. Die Tiere haben 600 Kilogramm, sie im Stand zum Aufstehen zu bringen, ist ein Problem. Eine Kuh ist halt kein Auto, das man auf eine Hebebühne stellt.“ Ein Schlag mit einem Stock könne da manchmal helfen. Allerdings sagt er auch: „Wenn sie nach zehnmal nicht aufsteht, muss ich mir was anderes überlegen.“ In dem Video sind weit mehr als zehn Schläge zu sehen. Dennoch hält der Tierarzt den betroffenen Landwirt nicht für einen Tierquäler. „In meinen Augen ist das ein Vorzeigebauernhof. Einer der Betriebe, wo jede Kuh ihren Namen hat. Da hat jemand drauf gewartet.“

Der Landwirt sieht das ähnlich. Er hat bei der Pfaffenhofener Polizei Anzeige wegen der Verbreitung des Videos erstattet. Ein Nachbar, mit dem die Familie seit Jahren im Streit liege, habe es illegal aufgenommen, sagt seine Frau. Die Polizei ermittelt jetzt gegen unbekannt, bestätigt Inspektionsleiter Helmut Fink. Nicht nur wegen des Videos, sondern auch wegen möglicher Beleidigungen in den sozialen Netzwerken.