Pfaffenhofen
Partytaxi sticht Bildungsmonitoring

Landkreis schichtet bei freiwilligen Leistungen um - und stellt mit spezieller "Jugendförderung" auch Verbesserungen für Senioren in Aussicht

17.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:44 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Der Landkreis schichtet einen Teil des Geldes, das er für freiwillige Leistungen ausgibt, um: Das Bildungsbüro wird um eine Stelle abgespeckt und im Gegenzug dürfen jugendliche Nachtschwärmer künftig zum halben Preis mit dem Taxi zur Disco und wieder nach Hause fahren.

Die beiden Beschlüsse hätten konträrer nicht sein können. Und sie sorgten am Montag im Kreistag für eine rege Debatte. Sogar auf die Formel "Saufen statt Bildung" wurde das Vorgehen - von Thomas Stockmaier (FDP) ganz bewusst und überspitzt verkürzt - gebracht. Dagehen verwehrte sich Landrat Martin Wolf (CSU) im Namen der Kreisverwaltung und der CSU, auf deren Jugendorganisation Junge Union die Initiative zum 50:50-Taxi zurückgeht, allerdings explizit.

Im Kreistag erlebte die vor Wochenfrist im Kreisausschuss geführte Debatte eine Neuauflage. Kerstin Schnapp (Grüne) und Reinhard Haiplik (ÖDP) wiederholten ihren Aufruf, die personelle Ausstattung des Bildungsbüros zu erhalten. "Ich sehe keinen Grund, der eine Streichung rechtfertigt", sagte Haiplik. "Es ist ein komplett falsches Signal, bei dieser guten Abteilung zu kürzen. " Diese Meinung teilten insgesamt 13 Räte. Für die CSU wiederholte Reinhard Heinrich die Argumente für den Abbau - nicht ohne anzufügen, dass auch die Christsozialen die Arbeit des Bildungsbüros für "sehr gut" erachten. Josef Steinberger von der Aktiven Unabhängigen Liste rechtfertigte die Streichung mit dem Argument des Kostensparens. Genau das wollte Josef Schäch (FDP) nicht gelten lassen. "Diesen Faktor können wir vergessen", meinte er. Erstens stehe der Landkreis gut da, zweitens werde im selben Zug das 50:50-Taxi eingeführt, das in seiner Bedeutung der Bildung kaum gleichzusetzen sei.

Zum 50:50-Taxi übernahm Niklas Hafenrichter die Einführung. Im ersten Jahr wird das Vorhaben rund 20000 Euro kosten, danach jährlich bis zu 40000 Euro. Wobei die Einführung des gesamten Projekts zunächst einmal an eine einjährige Probezeit gebunden ist. Danach wird Bilanz gezogen. Diese Einschränkung setzten vor allem die Räte aus dem nördlichen Landkreis um den Manchinger Herbert Nerb (FW) durch. "Länger kann ich das vor niemandem vertreten", sagte er. Wobei er vor allem die ebenfalls nach einem Jahr zur Debatte stehende Ausweitung der Taxifahrten auch über die Landkreisgrenzen hinaus im Auge hatte. Grundsätzlich bezahlt der Landkreis die Hälfte der Taxigebühren, die 16- bis 26-Jährige an Freitagen, Samstagen und vor Feiertagen jeweils zwischen 18 Uhr und 6 Uhr früh mittels einer speziellen App gebucht haben.

Den Vorwurf, ein "Taxiförderungsprogramm" auf den Weg zu bringen, wiederholte neben Haiplik auch Thomas Herker (SPD). Der Pfaffenhofener Bürgermeister stimmte gegen die Einführung, weil er das Angebot gleich auch auf Senioren ausweiten wollte. Seinen Antrag befürworteten lediglich zehn Räte.

Weshalb es drei Jahre bis kurz vor der Wahl gedauert habe, bis der Antrag der JU behandelt wurde, wollte Haiplik wissen. Reinhard Heinrich (CSU) entgegnete, dass dieser genau geprüft und exakt ausgearbeitet worden sei. "Der hat jetzt Hand und Fuß. " Offene Fragen gab es dennoch zur Genüge. Zum Beispiel, ob genügend Taxis zur Verfügung stehen, vor allem bei Brennpunkten wie den Volksfesten in Wolnzach oder Pfaffenhofen? Oder wie Erfolg oder Misserfolg nach einem Jahr gemessen werden sollen? Letzten Endes stimmten sechs Kreisräte gegen die Einführung.

Patrick Ermert