Pfaffenhofen
Party-Regeln für mehr Rücksichtnahme

Stadt will bei den Schulabschlussfeiern am Marienbrunnen etwas gegen Lärm und Müll unternehmen

04.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:38 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Immer lautere Musik, immer mehr Scherben und Müll: Wegen dieser Entwicklung bei Schulabschlusspartys auf dem Pfaffenhofener Hauptplatz will die Stadtverwaltung nun gegensteuern. Künftig sollen Abschlussklassen oder -jahrgänge zum Beispiel einen Verantwortlichen benennen müssen, der dafür Sorge trägt, dass die Feiern im Rahmen bleiben.

Schulschlussfeiern eskalieren manchmal. Negativschlagzeilen in der Region haben in den vergangenen Jahren zum Beispiel wilde Partys in Neuburg oder Ingolstadt gemacht. Im Vergleich dazu haben die aktuellen Absolventen der Pfaffenhofener Schulen aber, wie seit Jahren schon, friedlich und weitestgehend gesittet am Marienbrunnen gefeiert. Und das sollen sie auch weiterhin dürfen: "Grundsätzlich muss man den Absolventen zugestehen, dass sie ihren Abschluss gebührend feiern können", sagt Bürgermeister Thomas Herker (SPD). Heuer sei es aber dann doch etwas zu viel des Guten gewesen. Wie berichtet, zogen sich die Feierlichkeiten speziell der Realschule über mehrere Tage: Erst feierten die Zweige nach ihrer jeweils letzten Prüfung einzeln, am Freitagvormittag dann gab es eine große gemeinsame Party am Marienbrunnen. Und zwar feuchtfröhlich und lautstark mit einer großen Anlage, die die ganze Innenstadt mit Partyhits beschallte. Nach mehreren Beschwerdeanrufen hat die Stadtverwaltung schließlich die Polizei verständigt - und eine Streife ließ die Musik nach fast vier Stunden Party abdrehen.

Aus Sicht der Stadt haben es die Realschüler heuer schlicht etwas überzogen: "Achtsamkeit im öffentlichen Raum scheint im Schwinden begriffen", sagt Bürgermeister Herker und verweist auf die Lautstärke der Partymusik, auffällig viele zerschlagene Flaschen und eine Verschmutzung des Brunnenwassers. Wobei die Party zumindest aus polizeilicher Sicht friedlich abgelaufen ist.

Als Reaktion kündigt der Bürgermeister an, den Kontakt zu den Schulen und den Schülermitverwaltungen (SMV) zu suchen, um künftige Rahmenbedingungen für Schulschlussfeiern auf dem Hauptplatz zu besprechen. Vor allem soll, so Herker, ein Verantwortlicher benannt werden, der im Fall der Fälle erreichbar ist. "Feiern darf sein, aber bitte mit der nötigen Rücksichtnahme", sagt Herker zum Ziel des Ganzen. "Wir wollen die Vermüllung und den Lärmpegel in Grenzen halten."

Die Feiern am Brunnen sind seit Jahrzehnten eine Tradition in Pfaffenhofen - und mindestens seit Anfang der 70er Jahre belegt. Allerdings waren es ursprünglich nur die Mittel- beziehungsweise die späteren Realschüler, die in den Marienbrunnen sprangen. Mittlerweile feiern hier auch Gymnasiasten und Hauptschüler. Alkohol floss damals wie heute. Dauergehupe ("Ihr hupt, wir trinken") und Musikanlagen sind, zum Ärger einiger Anlieger und Geschäftsleute, ebenfalls eine eher neue Entwicklung.

Herker macht aber trotz der Beschwerden vom Freitag klar, dass die Absolventen grundsätzlich auch künftig am Marienbrunnen feiern dürfen. "Einmal im Jahr muss man das durchstehen - denn auch das gehört zu einem bunten Stadtleben."

Das ist nicht selbstverständlich, wie ein Blick in die Nachbar-Kreisstadt Neuburg zeigt. Dort gab es seit gut 15 Jahren wilde und feuchtfröhliche Abschlussfeiern im Hofgarten zu Füßen des Schlosses - und immer wieder Probleme. Als die Schüler 2017 auf eine öffentliche Wiese am Stadtrand ausweichen mussten, kam es zum Exzess: Das Treffen von bis zu 500 Jugendlichen artete laut Stadt zu einem unkontrollierten Massenbesäufnis samt Schlägereien, Krankenwageneinsätzen, Sachbeschädigungen und einem Scherbenmeer aus. Es folgte ein striktes Verbot von Abschlussfeiern auf öffentlichem Grund. Versuchsweise sind Partys heuer wieder erlaubt worden - unter Aufsicht und Betreuung von Jugendorganisationen, Ehrenamtlichen und kommunalem Ordnungsdienst sowie mit klaren Regeln wie Schnapsverbot. Der Kompromiss geht offenbar auf: "Es lief geordnet - so kann es weitergehen", sagt Bernhard Mahler, Pressesprecher der Stadt Neuburg.

Michael Kraus