Pfaffenhofen
In einer Reihe mit den Metropolen

Landkreis Pfaffenhofen landet bei Studie zur Zukunftsfähigkeit der Regionen in der Spitzengruppe

24.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:45 Uhr
Der Landkreis Pfaffenhofen schneidet im Demografie-Rankiing gut ab. −Foto: Straßer

Pfaffenhofen (PK) Der Landkreis Pfaffenhofen hat es in die Reihe der Musterschüler geschafft. In der aktuellen Ausgabe der Studie "Die demografische Lage der Nation" zur Zukunftsfähigkeit von Deutschlands Regionen landet Pfaffenhofen in der Gesamtwertung auf Platz 17. "Das bestätigt, dass wir ein Spitzenlandkreis in Europa sind", sagt Landrat Martin Wolf (CSU) dazu.

 


Sogar in die Einleitung des Forscherteams vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung sowie des Nuremberg Institute for Market Decisions hat es der Landkreis geschafft. "Nicht jeder Kreis kann seinen Bewohnern ein Einkommen wie im Landkreis Starnberg ermöglichen, nicht überall gibt es so wenige Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger wie in den bayerischen Landkreisen Eichstätt, Pfaffenhofen an der Ilm oder Regensburg und in wenigen Kreisen haben die Beschäftigten eine so hohe Qualifikation wie in Erlangen, München oder Jena", schreiben die Autoren der Studie.

Die Studie untersucht, wie schon ihre Vorgänger aus den Jahren 2003, 2006 und 2011, welche 401 Kreise und kreisfreie Städte für die Zukunft am besten aufgestellt sind und wo Probleme bestehen, beziehungsweise sich abzeichnen. Um die "Zukunftsfähigkeit" der Regionen vergleichbar zu bewerten, hat das Berlin-Institut 21 Indikatoren ausgewählt - aus den Bereichen Demografie, Wirtschaft, Bildung und Familienfreundlichkeit - und in einem Index gebündelt.

Dabei spiegle die Gesamtwertung den Wettbewerb der Regionen wider, denn vor allem erfolgreiche Wirtschaftsstandorte ziehen gut ausgebildete Menschen an, die den Kommunen Steuer- und Gebühreneinnahmen garantieren, womit sie wiederum ihre Attraktivität erhalten beziehungsweise verbessern können, heißt es in der Studie. Die Gesamtnoten liegen zwischen 2,32 für die bayerische Landeshauptstadt München bis 4,71 für die Ruhrgebietsstadt Gelsenkirchen. Pfaffenhofen liegt mit 2,65 knapp hinter Ingolstadt (2,54), Eichstätt (2,55) oder Freising (2,59).

Pfaffenhofens Landrat Wolf ist zufrieden mit Ergebnis - auch wenn es ihn nicht überrascht. Dass Pfaffenhofen unter den besten Landkreisen Europas stehe, wisse er schon aus anderen Studien. "Wir brauchen auf alle Fälle keine Werbung zu machen, weil das nur die Preise verdirbt", sagt Wolf. "Wichtig ist jetzt, dass wir nicht zurückfallen." Pfaffenhofen profitiere von den guten wirtschaftlichen Bedingungen. "Auch jenseits der Autoindustrie."

Bei einem genaueren Blick in die Studie fällt vor allem der Einwohnerzuwachs auf. Hier steht der Landkreis Pfaffenhofen mit einem prognostizierten Plus von zehn bis 15 Prozent in einer Reihe mit Berlin, Hamburg, Frankfurt und München. So viel ist neben den Metropolen nur für den Münchner Speckgürtel avisiert: Dachau, Freising, Erding und Ebersberg sollen derart stark wachsen. Für die anderen Kreise der Region 10 sowie Ingolstadt prophezeien die Forscher ein Wachstum von fünf bis zehn Prozent. Das birgt laut Wolf auch Gefahren. "Wir müssen aufpassen, dass es nicht von Jetzendorf bis Vohburg wird wie in Unterföhring oder Eching", sagt Wolf. "Dass sich Wohngebiete und Industriegebiete direkt aneinander anschließen. Wir müssen uns überlegen, was aus unserem Landkreis werden soll."

Bei den meisten anderen untersuchten Parametern liegt Pfaffenhofen in einem ähnlichen Bereich wie die umliegenden Kreise. Im Bereich "Demografie" bekommt der Landkreis die Note 2,3, nach Eichstätt immerhin das zweitbeste Ergebnis in der Region 10. Im Bereich "Wirtschaft" liegt Pfaffenhofen mit der Note 2,3 gleichauf mit Ingolstadt, bei der Bildung mit 2,3 gleichauf mit Neuburg-Schrobenhausen aber hinter Ingolstadt. Relativ schlechte Einzelnoten bekommen die Kreise der Region beim Thema "Familienfreundlichkeit": Pfaffenhofen steht mit 3,3 immerhin noch besser da als Ingolstadt (4,0) oder Neuburg-Schrobnahusen mit 3,7.

Beim Vergleich zwischen Geburten und Sterbefällen, also dem natürlichen Bevölkerungswachstum oder -schwund, rechnen die Experten für Pfaffenhofen mit einem leichten Schwund von bis zu -2,5 Prozent. Der Anteil der unter 20-Jährigen soll bis 2035 auf 17 bis 19 Prozent sinken, während sich der Anteil der über 64-jährigen auf bis zu 23 Prozent erhöhen soll. Für den Bevölkerungsanteil zwischen 20 und 64 Jahren, aus denen sich die meisten berufstätigen rekrutieren, erwarten die Forscher daher für Pfaffenhofen bis 2035 einen Schwund von bis zu -10 Prozent.

Die Forscher kommen zu dem Ergebnis: "Für die Fachkräftesicherung ist Zuwanderung eine entscheidende Stellschraube. Migranten aus anderen Ländern der EU zu bekommen, wird dabei immer schwieriger, denn die meisten Länder haben mit ähnlichen demografischen Herausforderungen zu kämpfen wie Deutschland. Deshalb müssen Wege in den Arbeitsmarkt für Interessenten aus Drittstaaten weiter erleichtert werden", heißt es in der Studie. "Auch Personen, die als Schutzsuchende nach Deutschland gekommen sind, sollten mit Anreizen ermutigt und durch die erforderlichen Qualifikationen befähigt werden, schnell einen regulären Job anzunehmen."

 

Severin Straßer