Irsching
"Wir werden nichts vertuschen"

Bürgerversammlung in Irsching: Bayernoil-Geschäftsführer versprechen Aufklärung - und faire Schadensregulierung

02.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:33 Uhr
  −Foto: Konze/Schalles

Irsching (DK) Aufgeregte Anwohner, ruhige Redner, aufgebrachte Zuhörer, neue Informationen, aber auch Versprechen: Im völlig überfüllten Warmbadsaal standen bei der Bürgerversammlung am Dienstagabend die Explosion bei Bayernoil vor gut vier Wochen und deren Folgen im Mittelpunkt. Natürlich konnten nicht alle Bedenken der Besucher ausgeräumt werden.



Vohburgs Bürgermeister Martin Schmid legte in seiner Einführung die Messlatte hoch: "Wir wollen eine schnelle und unbürokratische Schadensregulierung. Niemand darf auf seinem Schaden sitzen bleiben." Das gefiel den rund 200 Bürgern im Saal und den davor stehenden, direkt oder indirekt Betroffenen. Schmidt forderte aber auch: "Wir wollen eine lückenlose Aufklärung der Unfallursache. Es gibt nichts zu vertuschen."

Die Bayernoil-Raffineriegesellschaft, auf deren Gelände am 1. September die verheerende Explosion stattgefunden hatte, vertraten die Geschäftsführer Michael Raue und Karl Strummer. Raue sagte, er sei froh, dass nicht mehr passiert sei. Er dankte allen Hilfskräften. "Ich will Sie auch aufrichtig um Verzeihung bitten - für die Schäden, und dass wir Sie in Angst und Schrecken versetzt haben." Auch Strummer tat es leid, "dass den Menschen materieller und gesundheitlicher Schaden zugefügt wurde". Bayernoil wolle, wie von Schmid gefordert, schnell und unbürokratisch helfen.

Raue führte aus, dass die Untersuchungen noch laufen und dass ein Bauteil aller Wahrscheinlichkeit nach der Verursacher war. "Wir haben nichts zu vertuschen, aber wir müssen mit offiziellen Aussagen abwarten, bis die Ermittlungen des Landeskriminalamtes abgeschlossen sind."
 

Dann legten die Bürger das erste Mal los mit ihren Fragen. Was nun ausgetreten sei (Raue: "Kein Schwefel, sondern heißes Benzin, Gas und Flüssiggas."), ob ein Tank hätte explodieren können (Raue: "Die Tanks werden gekühlt, wobei eine Explosion nie ganz auszuschließen ist."), ob eine Vorstörung vorgelegen habe (Raue: "Alles lief im Vorfeld der Explosion völlig normal und ungestört."). Und: Wie geht es nun weiter mit der Raffinerie? "Momentan herrscht Stillstand", sagte Raue. "Wir werden schrittweise wieder anfangen, aber nicht vor Frühjahr 2019."

Explosion in der Bayern Oil Raffinerei 


Viele Fragen kamen vor allem von geschädigten Bürgern, denen die Gutachter zu unfreundlich waren und die nach Aussagen der Versicherungen befürchten, Schäden zum Teil selber bezahlen zu müssen. Eine Frau sagte deutlich: "Ich bitte nicht um eine Entschädigung, ich verlange eine Entschädigung." Strummer, der immer wieder betonte, er kenne nicht jeden der inzwischen 800 Schadensfälle, war um eine sachliche Diskussion bemüht: "Menschen, die sich von Gutachter oder Versicherung ungerecht behandelt fühlen, sollen zu mir kommen." Ein Bürger erzählte, seine Versicherung habe ihm gesagt, er bleibe auf den Kosten sitzen. Strummer: "Dann kommen Sie zu mir."

Ein weiterer Bericht, auch zur Diskussion um die bereits genehmigte Gasölbervorratung im Gaskraftwerk und zum Brandbrief von Matthias Kolbe, folgt.