Wolnzach
Von wegen Bauernaufstand

80 junge Landwirte diskutieren in Wolnzach äußerst sachlich mit Grünen-Landtagsabgeordnetem Becher

08.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:54 Uhr
Wolfgang Kollmeyer
Gut drei Stunden lang diskutierten Landwirte mit dem Grünen-Landtagsabgeordneten Johann Becher über das Volksbegehren "Rettet die Bienen". −Foto: Kollmeyer

Wolnzach (PK) Junge Hopfenbauern und Landwirte haben am Donnerstagabend bei der Veranstaltung des Bund Naturschutz im Wolnzacher Hotel Hallertau gut drei Stunden mit dem Grünen-Landtagsabgeordneten Johann Becher diskutiert. Bekanntlich haben beide Seiten konträre Ansichten zum Volksbegehren "Rettet die Bienen". Rund 100 Besucher, davon 80 Landwirte, kamen an dem Abend, der interessant und sachlich verlief.

Der Bund Naturschutz Wolnzach hatte den Grünen-Landtagsabgeordneten Johann Becher (31) aus dem Landkreis Freising als Referenten gewonnen. Becher ist auch Betreuer für die Region 10.

Becher betonte gleich zu Anfang, dass er niemand sei, der einen bestimmten Berufsstand als Gegner sähe, sondern versuche, Probleme gemeinsam zu lösen. Außerdem sei das Thema "Bienen und Artensterben" nicht erst seit 2018 virulent, sondern sei in den letzten Jahrzehnten immer drängender geworden. Es beträfe eben nicht nur die Bienen, auch die Ackerkräuter, Insekten und Vögel. Auch der Agrarbericht des Bundeamtes für Naturschutz sprehe 2017 von einem dramatischen Rückgang der Artenvielfalt. Becher sieht nicht die Landwirtschaft als Alleinverantwortlichen für diese Entwicklung, auch der Verkehr und der Flächenverbrauch seien mitverantwortlich. Leider sei das Volksbegehren gegen den Flächenverbrauch nach seiner Meinung wegen eines Formalfehlers im letzten Jahr gescheitert.

An diesem Punkt hagelte es schon die ersten Einwände, so fragte ein Teilnehmer, wie denn der Flächenverbrauch hätte gestoppt werden können, da immer mehr Menschen nach Bayern kämen und Wohnungen gebraucht würden. Becher hielt dagegen, dass es nicht immer Einzelhäuser oder ebenerdige Supermärkte sein müssten, und auch zunehmender Straßenbau sowie der Flughafenausbau würden von staatlicher Seite zum Flächenverbrauch beitragen. Beim Zwischenruf "Brauchts denn Radlwege?" verwies er auf die notwendige "Verkehrswende".

Als das Thema 30 Prozent ökologischer Landbau im Jahr 2030 angesprochen wurde, forderte einer, dass dann aber auch jemand die ökologischen Lebensmittel kaufen müsse. Wie könne der Staat den Markt beeinflussen? Becher verwies darauf, dass der Staat und die Kommunen schon mit einer Vorbildfunktion beginnen könnten, indem er selbst für seine Einrichtungen ökologisch einkaufe.

Ein Teilnehmer verwies darauf, dass im Hopfenanbaugebiet gar keine 30 Prozent möglich seien. Becher erwiderte, dass dieser Wert das Ziel für ganz Bayern sei, nicht für jede Region oder jeden Landwirt. Gerade bei den neuen Craft-Bier-Sorten habe sich gezeigt, dass ökologischer Hopfenanbau zugenommen habe.

Ein Teilnehmer empfand den Titel des Volksbegehrens "Rettet die Bienen" als provozierend, ein anderer beschwerte sich, dass durch die Energiewende und die Zunahme der Biogas-Anlagen die Monokultur mit Raps gefördert worden sei. Becher konnte darauf nur erwidern, dass durch das Energieeinsparungsgesetz (EEG) die ursprüngliche Idee der Biogas-Anlagen gewesen sei, Bio-Abfall zu verarbeiten, nicht Monokulturen zu schaffen - da hätte die Bundesregierung schon viel früher reagieren und umsteuern müssen. "Jetzt sind sie halt da und müssen gefüttert werden", so Becher.

Beim Thema Spritzmittel beschwerte sich ein Teilnehmer, dass immer noch alte Substanzen verwendet würden und keine neuen Forschungen kämen. Laut Otmar Weingarten, Geschäftsführer des Hallertauer Hopfenpflanzerverbandes, mache das Volksbegehren dem Pflanzenschutz den Garaus, denn wenn man jetzt Pflanzenschutzmittel verbiete, schade das den Hopfenbauern, die jetzt schon ihre Ernten der nächsten fünf Jahre verkauft hätten.

Dem Vorwurf aus dem Teilnehmerkreis, dass zwischen Initiatoren und Landwirten nicht vorher geredet worden sei, entgegnete Johann Becher, dass die Landwirtschaftsverbände zum Dialog eingeladen worden seien. Doch außer einigen kleinen Verbänden, die das Volksbegehren auch unterstützen, habe sich der große Landwirtschaftsverband nicht dafür interessiert.

Ein junger Hopfenbauer bemängelte, dass mit dem Volksbegehren eigentlich nur Symptome behandelt würden, " es ist aber ein Problem der Volkswirtschaft überhaupt". Johann Becher entgegnete, dass das Zusammenspiel aller Maßnahmen wirken müsse.

Wolfgang Kollmeyer