Pfaffenhofen
Aus der Region für die Region

Der Verein "Pfaffenhofener Land und Hallertau" will Landwirte und Verbraucher direkt vernetzen

01.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:02 Uhr
  −Foto: Csapó

Pfaffenhofen (PK) Hühner, die frei über die Wiese laufen, frisch geerntete Kartoffeln, an deren Schale noch Erde klebt, die ein Landwirt in seinen Händen hält.

Es sind fast archaische Bilder, überblendet von einem Slogan in großen weißen Lettern: "Bauer to the people".

Das ist Werbung für Lebensmittel direkt vom regionalen Erzeuger. Seit Kurzem ist die Webseite des Vereins "Pfaffenhofener Land und Hallertau" online, eine Initiative für den Vertrieb regionaler Produkte an Bürger aus dem Landkreis. In den ersten vier Tagen haben sich schon 150 Leute vorab angemeldet, das berichtet der Mitinitiator des Projekts und Kreisvorsitzende der SPD, Markus Käser.

Die Idee: Landwirte und Verbraucher sollen wieder miteinander vernetzt werden. Die Landwirtin und Vorsitzende des Vereins, Barbara Weichselbaumer, erklärt: "Wir wollen Lebensmittel, die Landwirte produzieren, auf kürzestem Weg zum Verbraucher bringen, ganz unter dem Motto: Genial regional. " Um herauszufinden, wie das am besten gelingt, ist eine Verbraucher-Umfrage auf der Webseite geschaltet; etwa 300 haben bisher mitgemacht.

"Geplant ist eine zentrale Abholstelle für die Lebensmittel, damit Verbraucher nicht mehr für alle Produkte ihres täglichen Bedarfs an fünf verschiedene Hofläden im Landkreis fahren müssen", erklärt Markus Käser. Die Umfrage hat ergeben, dass sich die meisten wünschen, ihre Produkte im Pfaffenhofener Stadtzentrum abzuholen, am liebsten Ende oder Anfang der Woche. "Wichtig ist, dass der Verbraucher alles auf einen Blick hat und es relativ einfach für ihn ist", sagt Käser. Sicher ist schon, dass die Kunden ihre Produkte vorab online bestellen und bezahlen sollen.

An welchem Tag der Woche und wo die Lebensmittel genau abgeholt werden können - im Gespräch ist auch der Wochenmarkt am Samstag - bleibt noch offen, einen eigenen Laden wird es wohl nicht geben. Denn die Initiatoren wollen nur eine Plattform stellen und keinen Handel aufbauen: "Verbraucher und Erzeuger sollen direkt miteinander zu tun haben, der Erzeuger bleibt der verantwortliche Absender seiner Produkte", sagt Käser. Und er soll den vollen Preis für seine Ware bekommen, keine Handelsmarge bezahlen müssen.

Das Konzept soll verhindern, dass Erzeuger austauschbar sind - wie meist bei Produkten aus dem Supermarkt: "Denn selbst wenn im Supermarkt Zertifikate den Erzeuger als regional oder Bio auszeichnen, wird der Verbraucher nie so viel Vertrauen haben, wie wenn er direkt vor dem Landwirt steht", sagt Käser. "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele den Kontakt zum Erzeuger suchen und wissen wollen, wer hinter dem Produkt steht", meint Landwirtin Katja Herzinger, die einen Bio-Hof in Uttenhofen betreibt und zu den Gründungsmitgliedern gehört.

Bio ist allerdings kein Muss für die Teilnahme am Projekt. Zwar ist es etwa der Hälfte der Nutzer laut der Umfrage wichtig, dass die Produkte sowohl regional als auch bio sind - wenn aber beides auf einmal nicht möglich ist, ist es wichtiger, dass die Lebensmittel aus der Region stammen.

Deshalb wolle man auch Nicht-Bio-Höfen die Möglichkeit geben, den regionalen Markt zu erschließen. Durch die Öko-Modellregion "Pfaffenhofener Land" und die Bodenallianz der Stadt Pfaffenhofen sind Nachhaltigkeit und ökologische Nutzung bei vielen regionalen Landwirtschaftsbetrieben sowieso auf der Agenda, aber nicht alle Höfe sind bio-zertifziert, auch der von Barbara Weichselbaumer nicht.

Gemeinsam mit ihrem Mann Michael Weichselbaumer hat sie sich bei der Schweinezucht aber zumindest für eine weniger konventionelle Tierhaltung entschieden: Die Schweine haben einen Offenstall und bekommen genfreies Futter. Die Weichselbaumers bauen zudem noch Hopfen an: Auch hier gelingt die Umstellung auf reine Bio-Landwirtschaft nicht. "Aber wir sind auf dem Weg", sagt Weichselbaumer. Die Unterstützung regionaler Kunden sieht sie als Ansporn, ihren Betrieb weiter zu verbessern.

Auch wenn Bio noch nicht Prämisse ist, behält sich der Verein vor, für die Zulieferer Kriterien zu entwickeln, die auch geprüft werden sollen, erklärt Käser. Denn trotzdem soll vor allem kleinstrukturierte, naturnahe Landwirtschaft gefördert werden, Bio den Vorrang haben. Weitere Erzeuger werden momentan noch gesucht.

Die Landwirte müssen sich im Zuge des Projekts nicht an ein Handelssystem binden, haben freie Hand bei den Preisen für ihre Produkte. Die werden sicher etwas höher ausfallen als beim Discounter. Stellvertretende Vorsitzende und Käse-Landwirtin Sabine Kistler erklärt: "Artgerechte Tierhaltung und Nachhaltigkeit kostet mehr, das liegt an der kleinen Produktionsweise. Diese Kosten müssen Landwirte auf die Produkte umlegen. "

Ob die Kunden den Preis bezahlen, wird sich zeigen, aber Barbara Weichselbaumer glaubt, dass der direkte Kontakt den Preis wettmachen kann: "Ich glaube, das ist es dem Verbraucher wert, auch wenn er ein Zehnerl mehr bezahlt. " Der Verein will außerdem dazu anregen, das eigene Konsumverhalten ein wenig zu verändern - denn regional gehe oftmals auch einher mit saisonal, sagt Weichselbaumer. "Es wäre toll, wenn sich die Leute dadurch ein bisschen umstellen. " Mit entsprechenden Tipps könnten viele bestimmt eine gute Richtung einschlagen oder es sogar schaffen, sich weitestgehend regional zu ernähren, meint die Landwirtin. Deshalb sollen auch Anregungen zum Kochen mit regionalen Lebensmitteln auf der Webseite erscheinen. Die Rezepte der Klima-Koch-Show Mitte Juli gibt es bereits.

"Wenn einer nur 50 Prozent seines Lebensmittelbedarfs mit Produkten unseres Vereins abdeckt, dann freue ich mich", meint Weichselbaumer. Denn schon das würde zum Beispiel Transportwege erheblich verringern.

Momentan hat der Verein etwa 15 Mitglieder, die sich jetzt darum kümmern werden, dass das Konzept umgesetzt wird, und zwar so, dass die Anregungen der Verbraucher mit eingebunden werden.

Ab Herbst soll das Projekt starten, unter www. pfaffenhofe nerland. de können sich Interessierte vorab anmelden.

Laura Csapó