Rohrbach
Am Boardinghaus scheiden sich die Geister

Rohrbacher Bauausschuss lehnt Wohnen im Gewerbegebiet ab, aber das Landratsamt sieht es anders

12.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:52 Uhr
Das geplante Boardinghaus im Gewerbegebiet lehnen die Rohrbacher Gemeinderäte ab. −Foto: A. Ermert

Rohrbach (PK) Der Rohrbacher Bauausschuss ist auf Exkursion gegangen. Am Mittwoch stand die Besichtigung eines Firmengeländes im Gewerbegebiet am Bahndamm in der Carl-Benz-Straße an, auf dem ein Boardinghaus samt Betriebsleiterwohnung und Stellplätzen errichtet werden soll.

Für das Vorhaben gab es bereits eine entsprechende Voranfrage, die damals vom Gemeinderat abgelehnt wurde. Die Kommune will nämlich vermeiden, dass im Gewerbegebiet Wohnungen geschaffen werden. Das Landratsamt vertritt hier jedoch eine andere Ansicht, weshalb die Gemeinde den Antrag nochmals überprüfen musste. Denn ein Boardinghaus zerstöre nicht den Charakter eines Industriegebietes, heißt es in der Verlautbarung des Landratsamts. Die Vermietung soll längstenfalls auf zwei Monate an Selbstversorger möglich sein.

Auf dem Areal werden 28 Stellplätze nachgewiesen: 20 für den Gewerbebetrieb und acht für das Boardinghaus. Bürgermeister Peter Keck (SPD) erklärte: "Falls der Gemeinderat das Einvernehmen zu diesem Antrag nicht erteilt, wird es durch das Landratsamt ersetzt." Der Bauausschuss lehnt das Bauvorhaben trotzdem einstimmig ab und erteilte sein Einvernehmen ganz bewusst nicht.

Ohne längere Debatte stimmte der Bauausschuss hingegen dem Antrag auf Nutzungsänderung eines Wohnhauses in Fahlenbach in ein betreutes Wohnen für Kinder von sechs bis zwölf Jahren zu. In dem Haus waren unter der Obhut der Firma Ambuflex bis vor Kurzem unbegleitete jugendliche Asylbewerber untergebracht, die inzwischen in anderen Einrichtungen wohnen. Maximal elf Kinder sollen künftig in Fahlenbach an dieser Stelle nun auch wieder von Ambuflex betreut werden.

Die Fahlenbacher Feuerwehr braucht beim Gerätehaus mehr Parkplätze. Der Bauausschuss beschloss daher, dass die Wehr die Stellplätze in Eigenregie bauen darf. Das erforderliche Material und die Geräte werden von der Gemeinde zur Verfügung gestellt.

Ein Problem ist die Oberflächen- und Dachflächenentwässerung in der Fahlenbacher Bergstraße. Von einigen Anwohnern werden die Dachrinnen ihrer Anwesen und Nebengebäude direkt auf die stark abschüssige Straße geleitet, ebenso das Oberflächenwasser eines Anliegers. Dadurch dringt jedoch immer wieder Wasser in die Kellerschächte eines untenhalb liegenden Anwesens. Wie ein Anwohner erklärte, gebe es im Bergweg zwar einen uralten Kanal mit einem Zehn-Zentimeter-Durchmesserrohr, das jedoch schon lange Zeit total verstopft sei und kein Wasser mehr aufnehme. Die Anwohner werden nun von der Gemeinde angeschrieben, dass sie auf ihren Grundstücken Sickergruben einrichten und dorthin die Regenrinnen ableiten müssen. Zudem werde man im Zuge der Sanierung der Ortsdurchfahrt dort eine viel breitere Ablaufrinne einbauen lassen.

Auch in der Ortsmitte von Rohr kämpfen die Bewohner immer wieder bei starken Regenfällen mit Schmutz, der über die Felder angeschwemmt wird. Auf den steil abschüssigen Feldwegen oberhalb des Bereichs der Hausnummern 16 bis 24 schießt bei Starkregen von den Feldern durch einen Graben das dreckige Wasser mitten ins Dorf. Der Bauausschuss war daher auf der Suche nach Lösungsmöglichkeiten. Da im oberen Bereich der Straße ein relativ breiter Grünstreifen im Besitz der Gemeinde ist, sollen dort Mulden ausgehoben und Gabionenwände eingesetzt werden, die das Wasser im Graben verlangsamen und den Schlamm zurückhalten sollen. Der Schlamm muss nämlich nach größeren Regenfällen immer wieder entfernt werden. So kommt zwar immer noch das Wasser zur Ortsmitte, aber der Schlamm wird zumindest zurückgehalten. Im oberen Bereich der Straße muss eine Einlaufquerung freigelegt und durch eine Wassersteinmauer geschützt werden.

Einige kleinere Bauanträge von privater Seite wurden hingegen abgenickt, unter anderem der Bau von zwei Schuppen und einer Überdachung eines Stellplatzes.
 

Anna Ermert