Geisenfeld
"Wohltat für die Psyche"

Integrative Kraft der Musik wird von Corona gehemmt - Tamatogo-Trommler als Beispiel

31.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:55 Uhr
Auch die Trommler von Tamatogo fiebern dem Neustart entgegen. Dieser soll für die Geisenfelder mit einem Auftritt am 6. Juni vor dem Rohrbacher Rathaus erfolgen - also genau dort, wo man im vergangenen Herbst eines der letzten Konzerte aufführte. −Foto: Archiv GZ

Geisenfeld - Das Coronavirus hat seine Spuren auch bei den vielen Musikern und Sängern aus Geisenfeld hinterlassen.

Exemplarisch für viele Künstler haben einige von ihnen im Rahmen einer kleinen Serie mit der Heimatzeitung auf ganz unterschiedliche Weise von dem gesprochen, was sie vermissen - allen voran die Gemeinschaft. Das gilt ganz besonders auch für jene Trommler von "Tamatogo", die als einstige Flüchtlinge in der lokalen Gruppe Geborgenheit und Akzeptanz gefunden haben.

Seit 21 Jahren versammelt Amidou Mahamadou einen offenen, bunten Haufen von Menschen um sich, die ihre Freude an afrikanischen Rhythmen, Liedern und religiösen Gesängen teilen möchten. Einfach Spaß miteinander haben war von Anfang an das Ziel. "Nichts löst Unterschiede zwischen Menschen so schnell in Luft auf wie die Musik", lautet die Überzeugung des aus Westafrika stammenden Hobby-Percussionisten. Bald wuchs der Wunsch, andere Menschen am eigenen Glück teilhaben zu lassen - "aus Dankbarkeit für ein Leben in Frieden und Sicherheit, das wir hier so selbstverständlich führen dürfen", erklärt es Brigitte Peters, die Ehefrau des Gruppengründers.

2007 hoben die Musiker mit Gleichgesinnten infolgedessen den gemeinnützigen Verein "Tamatogo" aus der Taufe und riefen im togolesischen Ort Lomé ein Schulprojekt für Waisenkinder ins Leben. Nach dem Motto "Bildung stillt Hunger" fließen seither Gelder aus Auftritten des Trommler-Ensembles in ein vom Verein gebautes und betreutes Kinderzentrum. Corona hatte durch den Wegfall aller öffentlichen Konzerte zunächst ein "Riesenloch" in die zur Finanzierung nötige Kasse gerissen. Umso dankbarer ist die Vereinsvorsitzende für die "wirklich berührende Spendenbereitschaft, die ein entsprechender Artikel in der Heimatzeitung unter den Lesern zur Folge hatte".

Doch haben gemeinsame Proben und die Auftritte beim Afrika-Fest in Ingolstadt, beim Geisenfelder Bürger- und Pfarrfest sowie in Gottesdiensten noch aus einem ganz anderen Grund gefehlt. Ein ehemaliger Flüchtling, bringt das aus seiner Sicht auf den Punkt. "Mir fehlt das gemeinsame Musizieren, der zwangslose Austausch", sagt der junge Mann, der 2012 als Asylbewerber in Geisenfeld gelandet ist und in der Zeitung lieber nicht namentlich genannt werden möchte. Längst ist er in seiner neuen Heimat im positivsten Sinne "angekommen", hat Freunde gewonnen, eine Ausbildung gemacht und inzwischen sogar ein Studium des Pflegemanagements in Angriff genommen. Die Treffen mit der Trommlergemeinschaft, die ihn und viele der späteren Neuankömmlinge willkommen hieß, habe ihnen allen "psychisch gut getan", sagt er. "Wir konnten hier Ängste abbauen, haben uns akzeptiert gefühlt und haben Antworten auf unsere vielen Fragen gefunden", fasst er das Erlebte zusammen.

Mit der Familie Peters freuen sich alle Mitstreiter über einen Hoffnungsschimmer am Horizont. Wenn das Virus nicht erneut einen Strich durch alle Pläne macht, dann wird "Tamatogo" das erste "Open Air am Rathaus" am Sonntag, 6. Juni, um 18 Uhr in Rohrbach eröffnen. "Die haben im vergangenen Jahr das Publikum begeistert", begründet Dritter Bürgermeister Johann Vachal diese Entscheidung.

"Wir wünschen allen Interpreten aus der Region und unserem Publikum, dass nicht nur diese kulturelle Veranstaltung wieder stattfinden kann", so Peters. Dem ist wohl auch zum Ende unserer Serie nichts hinzu zu fügen.

GZ

Maggie Zurek