Pfaffenhofen
"So früh wie möglich Hilfe suchen"

Caritas Schuldner- und Insolvenzberatung steht Menschen in finanziellen Schieflagen zur Seite

12.07.2020 | Stand 02.12.2020, 11:00 Uhr
Nicht mehr nur per Telefon oder online - das Team der Schuldner- und Insolvenzberatung, zu dem auch Maria Hasenbank gehört, ist für Betroffene wieder persönlich im Büro zu sprechen. −Foto: Zurek

Pfaffenhofen - Kurzarbeit oder der Verlust eines Nebenjobs - was für viele in Coronazeiten eine finanzielle Belastung darstellt, kann für Menschen in zuvor schon prekären Lebenssituationen zum Desaster werden. Hilfe finden die Betroffenen bei der Schuldner- und Insolvenzberatung, mit deren Mitarbeitern nun auch wieder persönliche Termine im Caritas-Zentrum vereinbart werden können.

 

"Zu Beginn des Lockdowns waren Beratungen nur mehr per Telefon oder online möglich", so Maria Hasenbank. Die Schulden- und Insolvenzberaterin war wie ihre drei Kolleginnen im Home Office und beobachtete dabei anfangs einen Rückgang der Anfragen. "Verständlicherweise", wie sie sagt, denn "Corona bereitete den Menschen zunächst andere Sorgen und verdrängte vorübergehend finanzielle Nöte.

Entsprechend konzentrierte sich die Arbeit in der Hotline hauptsächlich auf Härtefälle in denen es akut um die Sicherung von Existenzen ging, allen voran um Fragen des Pfändungsschutzes. Denn, wie es die Fachfrau für Haushaltsökonomie formuliert: "Die Gläubiger waren trotz des Virus weiter aktiv".

Seit rund einem Monat sind nun wieder persönliche Gespräche im Caritaszentrum möglich - unter Einhaltung der Hygieneregeln, wobei Berater und Klient durch eine Glasscheibe getrennt miteinander kommunizieren. "Die Beratung läuft langsam wieder an, es ist noch ruhig", wundert sich Hasenbank, dass das Team "nicht überrannt wird". Offenbar genüge manchmal tatsächlich auch der Austausch per Telefon, der schon gute Lösungsansätze bringe. Einige der Klienten hätten in der Krise ungeahnte Kräfte mobilisiert "mehr als sie selber und wir im Vorfeld für möglich gehalten hätten". Das sei eine lehrreiche Erfahrung auch für das Team gewesen.

Gefragt, ob sie sich seit Corona mit anderen Problemen beschäftigen muss, nickt die Beraterin. "Für so manchen hat die Kurzarbeit eine finanzielle Krise heraufbeschworen", erlebt sie, dass plötzlich Ratenzahlungen oder Kredite nicht mehr geleistet werden können. Einige Rentner oder Menschen, die im Niedriglohnsektor beschäftigt sind, haben den zusätzlichen Nebenjob und damit eine oft existenzielle Einnahmequelle verloren. Auch das eine Folge des Virus - "weil Nebenjobs nach dem Lockdown als erste gekündigt wurden".

Manchmal wird die finanzielle Schieflage durch eine Kauf- oder Spielsucht verstärkt. "Welche Auswirkungen das konkret hat, werden wir wohl erst später spüren, noch ist es für eine belastbare Analyse zu früh", sagt dazu Ute Floet. Die Psychologin, die bei der Suchtberatungsstelle prop arbeitet, beobachtet seit Corona allerdings ein "Umschwenken" der Betroffenen auf Online-Glücksspiele, weil der Besuch von Spielhallen oder Wettbüros ja wegfällt.

Ganz gleich, worin die Ursachen für die klammen Kassen liegen, der finanzielle Bankrott löst bei den Betroffenen Schamgefühle und einen gefährlichen Dominoeffekt aus. Auf schlaflose Nächte folgt das Verdrängen, Briefe werden nicht mehr geöffnet aus Angst, es könnten Mahnungen sein, unbeglichene Rechnungen stapeln sich und irgendwann steht ein Inkasso-Unternehmen im übertragenen oder wörtlichen Sinn vor der Tür. "Deren Vertreter bauen dann noch mehr Druck auf", weiß Hasenbank aus leidiger Erfahrung. Ist erst einmal dieses Stadium erreicht, tun sich die Berater schwer. "Diese vom eigentlichen Gläubiger beauftragten Unternehmen haben nämlich kein großes Interesse an Verhandlungen oder einem wie auch immer gearteten Entgegenkommen zugunsten unserer Klienten", erklärt sie.

Daher ihr dringlicher Appell "so früh wie möglich" Hilfe bei der Schuldnerberatung zu suchen. Ein Anruf genügt, um erst einmal das grundsätzliche Anliegen abzuklären. Bei Bedarf kann dann eine individuelle persönliche Sprechstunde vereinbart werden. "In erster Linie schauen wir, dass die Betroffenen ihre Miete und die Stromkosten zahlen können, das ist existenziell", so Hasenbank. Manchmal hilft der Verweis auf Geldleistungen weiter, die je nach Situation, vom Staat zu bekommen sind. "Die Bestimmungen in diesem Bereich sind für einen Laien reichlich unübersichtlich", räumt die Beraterin ein, dass selbst Fachkräfte gelegentlich an ihre Grenzen stoßen.

Wo dies zielführend erscheint, sucht das Team den Kontakt zu den Gläubigern, um Stundungen zu erwirken oder eine Zwangsvollstreckung zu verhindern. Ist ein Problem geklärt, gibt es Tipps und Hilfestellungen zur Vermeidung künftiger Finanzkrisen. Manchmal reicht schon das gute alte Haushaltsbuch, um den Überblick über die Ausgaben nicht zu verlieren.

Telefonisch zu erreichen ist die Beratungsstelle Montag und Dienstag von 8.30 bis 9.30 Uhr und am Mittwochnachmittag von 14 bis 15 Uhr. Überdies können unter der Nummer (08441) 8083880 Termine für eine ausführliche Besprechung im Caritaszentrum vereinbart werden.

PK