Wolnzach
Marienlieder gegen den Coronafrust

Mainburger Paulinerpater Jacek Chamernik spielte im Mai Trompete aus dem obersten Klosterfenster

03.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:14 Uhr
Mit seiner Trompete hat der Mainburger Pater Jacek im Marienmonat Mai Marienlieder gespielt. −Foto: HZ-Foto/Huber

Mainburg - Immer abends, so gegen 19 Uhr, hat sich am Paulinerkloster auf dem Salvatorberg in Mainburg ein Fenster geöffnet: Der polnische Pater Jacek Chamernik hat im Marienmonat Mai mit seinem Trompetenspiel die Menschen berührt. Mit seinen Marienliedern wollte er allen zeigen, dass die Kirche den Menschen trotzdem nahe ist, wollte Trost spenden und Mut machen.

 

"Nachdem ich in der Hallertau meinen Dienst angetreten habe, wollte ich, wie bereits in meinem Heimatland Polen, den schönen Brauch der Marienlieder mit der Trompete im Monat Mai einführen", erzählt der Paulinerpater, "Bayern hat sich die Muttergottes als Schutzfrau gewählt. Immerhin ist es ein Land, das die heilige Maria seit jeher verehrt." Die Marienandachten im Mai hätten deshalb bei vielen Menschen einen hohen Stellenwert. Eben diese Melodien und Lieder für viele hörbar erklingen lassen, um Maria zu bitten, die Pandemie zu beenden, das sei seine Motivation gewesen.

Bei näherer Nachfrage wird schnell klar, dass die Musikalität des Ordensbruders nicht von ungefähr kommt. Schon in Polen musste er nach dem Eintritt in den Orden ein Instrument lernen, um die Fanfare in der Gnadenkapelle der Muttergottes von Tschenstochau ankündigen zu können; dort war Pater Jacek nämlich fünf Jahre lang tätig. Auch in Jasna Góra, einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte der römisch-katholischen Kirche, ist es Aufgabe der Ordensbrüder, im Monat Mai auf dem Kirchturm Marienlieder zu spielen. Da aber heuer auf die öffentlichen Maiandachten, die gemeinsamen Gottesdienste und Gesänge weitgehend verzichtet werden musste, wollte sich Pater Jacek mit den Patres vom Salvatorberg an die himmlische Königin wenden: Mir war es wichtig, zu zeigen, dass wir, obwohl die Bergkirche geschlossen ist, den Leuten trotzdem nahe sind", sagt Jacek. Für gewöhnlich hat er seine Trompete immer abends, so gegen 19 Uhr, ausgepackt. Sein Spiel beschränkte sich dabei nicht nur auf Mainburg: "Die Melodie des Gebetes soll jeden Tag an der Türe unserer Kirchen in Rudelzhausen, Tegernbach, Hebrontshausen und an den Fenstern unseres Klosters in alle vier Himmelsrichtungen ertönen."

Das Spiel hat in der Regel etwa 20 Minuten gedauert. Oft, erzählt der Ordensbruder, seien ganze Familien mit ihren Kindern gekommen, um Beifall zu klatschen. Andere seien zur Kirche gekommen, um die Trompete ganz nah zu hören. "Danach summten sie das Lied und kehrten nach Hause zurück", erzählt der Pater. Auch Tränen habe er in den Gesichtern der Menschen gesehen. "Das hat mich natürlich emotional sehr bewegt."

Als Profi möchte sich der Pater nicht bezeichnet wissen. "Ich bin wahrlich kein Trompetenmeister." Vielmehr habe er sich ganz bewusst einfache und bekannte Marienmelodien ausgesucht, um sie aus dem obersten Fenster des Paulinerklosters zu trompeten - und die Menschen zu berühren

WZ

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