Pfaffenhofen
Homeschooling mit mehr Datenschutz

Pfaffenhofener Berufsschule nutzt neue Lernplattform - Bald könnte sie in ganz Bayern eingesetzt werden

08.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:17 Uhr
Der Systembetreuer von der Pfaffenhofener Berufsschule, Rene Rempfer, arbeitet gern mit Studypoints, einer regionalen Alternative zur Microsoft-Lösung Teams. −Foto: Brenner

Pfaffenhofen - In der Pfaffenhofener Berufsschule wird für den digitalen Unterricht aktuell die Online-Lernplattform Studypoint verwendet, die die Schulleitung als bessere Alternative für das Microsoft-Produkt Teams sieht. Am Dienstag gibt es ein Treffen mit dem Schulamt, in dem es darum geht, ob man die in Ingolstadt entwickelte Plattform auch in vielen anderen Schulen verwenden könnte.

 

Besonders interessant: In Bayern läuft Ende des Jahres die Lizenz für das Programm Microsoft Teams aus, mit dem zurzeit etliche Schulen arbeiten. Datenschützer kritisieren das Microsoft-Produkt seit längerem, weil sie fürchten, dass Schülerdaten an die Zentrale in den USA abfließen könnten. Zudem unterliegt das US-Unternehmen dem Cloud-Act, Microsoft müsste also auf Ersuchen der Sicherheitsdienste der Regierung in Washington die Daten seiner Kunden preisgeben.

Mit Studypoint gibt es solche Probleme nicht, verspricht Markus Wirth, Geschäftsführer der Ingolstädter Wirth EDV-Beratung, die die Lernplattform federführend entwickelt hat. "Wir haben unsere eigenen Server in einem sehr hochwertigen Rechenzentrum hier in Ingolstadt", sagt er. "Die Daten gehören den Schulen und bleiben hier." Die technische Infrastruktur hinter Studypoint wird von der Ingolstädter Firma Erdenreich Datentechnik GmbH betrieben. Die Server stehen im hochsicheren Rechenzentrum der aligia GmbH, welches sich im Verlagsgebäude des Donaukuriers befindet.

Der Schulleiter der Pfaffenhofener Berufsschule Hubert Ruisinger und der Systembetreuer Rene Rempfer haben sich aus diesen Gründen bewusst gegen Teams entschieden. "Wir sind hier digital sehr gut ausgestattet", so Ruisinger. Daher habe es auch schon eineinhalb Jahre vorher eine eigene Cloud gegeben. "Teams ist gut, aber umstritten", sagt Rempfer. Wegen des Datenschutzes habe er sich letztlich gegen Teams entschieden. Weil der Lockdown im Frühjahr überraschend kam, musste schnell eine Alternative her. Rempfer entschied sich für eine andere Videoplattform, über die dann zum Beispiel digitaler Unterricht stattfand. Allerdings musste die Schule zweigleisig fahren, Dokumente wurden beispielsweise über die Cloud heruntergeladen, weil die Funktionen der Videoplattform nicht an die einer vielfältige Lernplattform heranreichten. Deshalb suchte Rempfer nach dem Lockdown weiter und fand schließlich die Ingolstädter Alternative. Mit Studypoint sind keine zwei Kanäle mehr notwendig, erklärt die stellvertretende Schulleiterin Petra Schuller. "Es gibt ein Tor, und da ist alles drin: Man kann Videokonferenzen halten, Lernmaterial hochladen oder Kurse kreieren."

In der Berufsschule wird die Plattform auch künftig weiterverwendet, etwa in der Hausaufgabenbetreuung. "Man sieht als Lehrer genau, wann etwas vom Schüler heruntergeladen wird oder wo Fehler gemacht wurden und kann dann reagieren." Sie werde im Unterricht sogar von Schülern gefragt, ob sie eine Präsentation später auf die Lernplattform stellen kann. "Die Schüler waren auch sehr zufrieden mit dem Homeschooling während des Lockdowns." Internetprobleme habe es beispielsweise nicht gegeben. Und selbst wenn ein Ort keine gute Internetverbindung hat, könnten die Schüler sogar auf dem Smartphone arbeiten - übers Mobilfunknetz. "Ein gut funktionierendes Smartphone hat jeder Schüler", so Rempfer. Auch im Unterricht lassen die Lehrer die Schüler ab und zu mit dem Smartphone arbeiten. "Wir sind am Puls der Zeit", so Ruisinger.

Selbst Prüfungen seien künftig mit der Lernplattform denkbar, so Rempfer. Das werde teils schon angewandt, mit Videoüberwachung. "Es gibt sogar Hotels, die sich darauf spezialisiert haben, Prüfungsräume anzubieten."

Geschäftsführer Wirth hofft nun, dass seine Lernplattform in der Region Interesse erweckt. "Wir haben viel Erfahrung in dem Bereich und haben Studypoint so geplant, dass wir überall sofort loslegen könnten." Erst einmal wolle er sich auf die Region konzentrieren, aber auch in ganz Bayern oder Deutschland sieht er Potenzial. Vor dem Kultusministerium habe er die Plattform bereits präsentiert.

Für Schulleiter Ruisinger ist jedenfalls klar, dass sich keine Schule der Digitalisierung wird entziehen können. "Natürlich können Online-Lernplattformen den Präsenzunterricht nicht ersetzen", sagt er. "Aber es bereichert unsere Möglichkeiten."

PK

 

 

Desirée Brenner