Wolnzach
Gerüstet für wieder bessere Zeiten

Trotz Besucherrückgangs wegen Corona investiert das Deutsche Hopfenmuseum in die Zukunft

03.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:18 Uhr
Kommt gut an: die im Dezember vergangenen Jahres offiziell in Betrieb genommene interaktive Hopfenkarte. −Foto: WZ-Archiv

Wolnzach - Kultur, Gastronomie und Tourismus. Drei Segmente, denen der Coronaausbruch am stärksten zusetzt - und auch drei Säulen, auf denen das Deutsche Hopfenmuseum fußt. Kein Wunder, dass Museumsleiter Christoph Pinzl davon spricht, dass "Corona dem Betrieb stark zusetzt" und dass im Moment viel mehr storniert als gebucht wird. Dennoch kann er der Krise auch etwas Positives abgewinnen: Die Dachbauarbeiten fielen exakt in die von der Regierung verordnete Schließungszeit, die ursprünglichen Sorgen um eventuelle Störungen des laufenden Betriebs waren somit unbegründet.

 

Die Zeit vor Corona? Eine gute für das Hopfenmuseum. Eine mit jährlich um die 14000 Besuchern, vor allem Busreisegruppen, die frühzeitig ihren Besuch mit Führung gebucht hatten. Die Zeit mit Corona? Hat gut angefangen, sagt Museumsleiter Pinzl, die Zahl der Anfragen für Gruppenbuchungen sei vielversprechend gewesen, auf Erfolgskurs, sozusagen. "Aber dann haben wir nur mehr storniert, aktuell bis November", schilderte er die Situation jetzt, wo der Zweckverband Hopfenmuseum zur jährlichen Sitzung zusammentrat. Von reinen Museumsbesuchern zu reden, das sei eigentlich gar nicht mehr korrekt. Denn das Museum sei Kulturzentrum geworden, Gastgeber für zahlreiche Veranstaltungen, darunter die zunehmend beliebte "Wolnzacher Bierprobe", die Kombination aus Führung und Umtrunk wurde im vergangenen Jahr 90 mal angeboten. Und jetzt? Zwar seien inzwischen Regelungen getroffen, diese Wolnzacher Bierprobe wieder zu ermöglichen; allerdings, so Pinzl, "in einer Art und Weise, in der diese Bierproben einfach so nicht funktionieren".

470 Museumsführungen gab es im vergangenen Jahr, fernab vom bloßen Durchwinken der Gäste, sondern vielmehr von den einzelnen Gästeführern mit Bedacht gestaltet und individuell auf die Gruppen ausgerichtet. "Da steckt schon ein enormer Aufwand dahinter", so Pinzl. Jetzt haben sie storniert, vor allem die Busreisenden. Das schmerzt den Museumsleiter nicht nur als solcher, sondern auch im Bewusstsein, dass zahlreiche der Busunternehmen, mit denen das Museumsteam seit vielen Jahren eng zusammenarbeitet, schwer von der Coronakrise getroffen sind; manche sogar in existenzbedrohendem Ausmaß ohne Aussicht auf Regeneration.

36 Tagungen, Zusammenkünfte aller Art im vergangenen Jahr - aktuell große Zurückhaltung auch hier. "Alles gecancelt", beschreibt der Museumsleiter die Situation. "Das kann man nicht ändern." Weniger geworden sind auch die Feste und Feiern, allerdings habe da das Museum selbst die Schraube angesetzt beziehungsweise den Riegel vorgeschoben, "weil es da immer wieder Ärger gab".

Trotzdem ist laut Pinzl einiges los im Museum, man helfe, wo es eben geht, biete Raum, wenn mehr Fläche zum Abhalten von Terminen oder Veranstaltungen gefragt sei, beispielsweise für Tagungen des Pflanzerverbandes oder für örtliche Tanzschulen und Gymnastikangebote. Die erlittenen und auf lange Sicht nicht absehbaren Einnahmeverluste könne das freilich nicht ausgleichen.

Einzig positiv an all dem sei gewesen, dass die von der Regierung angeordnete Museumsschließung im März exakt mit dem Baubeginn für den zweiten Bauabschnitt des Daches zusammenfiel - und damit mit dem Teil, der dem Museumsteam die größten Sorgen bereitet hatte. Eine so umfassende Baumaßnahme, eine Dacherneuerung bei laufendem Betrieb, Besuchergruppen auf einer Baustelle - Vorstellungen, die dem Museumsleiter im Vorfeld durchaus Unbehagen bereitet hatten. "So aber gingen die Arbeiten wirklich reibungslos und ohne Probleme." Die Zeit der Schließung sei eine arbeitsreiche gewesen, viel habe man in das bestehende Museumsdepot im Rennerstadel gesteckt, "Zeit, die wir sonst nicht gehabt hätten", so Pinzl. Große Unterstützung habe man dabei auch vom Wolnzacher Bauhof erfahren, "die sind immer da, wenn wir sie brauchen", ist der Museumsleiter für diese Unterstützung sehr dankbar. Dementsprechend gut stehe man jetzt in der Vorbereitung auf den anstehenden Depotneubau da, der sich im rechten Winkel an das Bestandsgebäude anschließen soll. "Wir haben die Wochen sehr gut genutzt", erklärte der Museumsleiter den Zweckverbandsmitgliedern.

Wie geht es jetzt weiter mit dem Museum? Eine Frage, auf die es derzeit keine konkreten Antworten gibt, weil keiner die kommenden Entwicklungen und deren Auswirkungen voraussehen könne. Sicher sei jedoch, dass das Hopfenmuseum sich aktiv auf eine weiterhin erfolgreiche Zukunft ausrichte, aktuelle Neuerungen zeigten dabei durchaus schon Auswirkungen: hochmoderne interaktive Anwendungen wie die interaktive Hopfenkarte, die dank der Unterstützung von Sponsoren und des Museumsvereins erst vor kurzem in Betrieb genommen werden konnten. Überhaupt sei das Hopfenmuseum ein dynamischer Prozess, immer offen für neue Ideen.

Neues bringen auch die Brandschutznachrüstungen, der Anbau der Außentreppe sei gerade angelaufen. Dazu musste man laut Pinzl einen Teil der Ausstellung abbauen, allerdings zeichne sich hier ein ähnlich erfolgreicher Arbeitsverlauf ab, wie das Museum schon bei der Dacherneuerung erfahren habe.

WZ

Karin Trouboukis