Pfaffenhofen
Bürgermeister ist beim Volksfest skeptisch

Thomas Herker: "Vielleicht machen wir lieber ein großes Fest, wenn alles vorbei ist"

24.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:29 Uhr
Ob er auch heuer wieder anzapfen darf? Bürgermeister Thomas Herker ist in Sachen Volksfest eher skeptisch. Die Entscheidung, ob die Pfaffenhofener Wiesn abgesagt wird, soll der neue Stadtrat im Mai treffen. −Foto: PK-Archiv

Pfaffenhofen - Was geht noch, was geht derzeit gar nicht, was geht vielleicht bald wieder?

Eine Menge Fragen der Pfaffenhofener - viele davon im Zusammenhang mit der Coronakrise - beantworteten am Donnerstagabend Bürgermeister Thomas Herker (SPD), Stadtjurist Florian Erdle und Kathrin Maier, die Leiterin des Amtes für Familie, Bildung und Soziales, bei einer live im Internet übertragenen Video-Sprechstunde. Moderiert wurde sie von Thomas Tomaschek von der städtischen Pressestelle.

Herker nutzte die Videosprechstunde für einen Appell an die Pfaffenhofener, an die er die dringliche Bitte richtete, sich an die Abstandsregelungen und die kommende Mund-Nasenschutz-Pflicht zu halten. "Die Situation wird uns noch länger beschäftigen, wir haben die Krise noch lange nicht hinter uns", so seine Einschätzung. Auf die Anfrage eines Bürgers, der wissen wollte, wann die Pfaffenhofener, die bisher noch keine Masken von der Stadt erhalten haben, mit einer Lieferung rechnen können, erklärte Herker, dass bisher 17000 der von der Stadt vor drei Wochen georderten 27000 Masken eingetroffen seien, die restlichen 10000 seien für Freitag avisiert. Sie würden umgehend in den Kindertagesstätten entsprechend der jeweiligen Haushaltsgröße konfektioniert und von den Mitarbeiterinnen auch ausgetragen. Am Montag sollten, wenn alles nach Plan gehe, auch die bisher nicht versorgten Gebiete abgedeckt sein.

Ein weiterer Fragesteller wollte wissen, wie es mit den Angeboten im Seniorenbüro weitergehe, viele ältere Bürger würden die Kontaktmöglichkeiten sehr vermissen. Da ältere Menschen zur Risikogruppe gehören, werde es weiter keine Veranstaltungen im Seniorenbüro geben, sagte Kathrin Maier. Wer aber Gesprächspartner suche, könne sich jederzeit telefonisch beim Seniorenbüro oder bei der Bürgerhilfe melden, die hier weiterhelfen könne. Ein Pfaffenhofener will Mitbürgern helfen, die derzeit nicht aus dem Haus können, weiß aber nicht, wie er Kontakt zu solchen Personen aufnehmen soll. Auch hier sei die Bürgerhilfe der richtige Ansprechpartner, erklärte Maier, "wir sind mit allen sozialen Organisationen vernetzt und vermitteln gerne entsprechende Kontakte". Der Großvater eines Schülers, der die 2. Klasse einer Grundschule besucht, macht sich Sorgen darüber, dass sich fehlende Digitalisierung im Unterricht negativ auf die Zukunftschancen der Kinder auswirken könne. Die Grund- und Mittelschule sei digital voll ausgestattet, an der Joseph-Maria-Lutz-Schule und in Niederscheyern gebe es einige Klassenzimmer mit voller Digitalisierung, so Kathrin Maier. Die Lehrer würden die vorhandenen Möglichkeiten eifrig nutzen und hätten regen Kontakt mit den Schülern über Cloud, Mails, Erklärvideos oder Telefon. "2021/22 werden alle drei Schulen voll digital ausgestattet sein", versicherte die Amtsleiterin, "wir sind mit Eifer dabei, das voranzutreiben. " Auf eine Frage zur Wiedereröffnung der Kitas sagte Maier, dass noch nicht absehbar sei, wann auf Normalbetrieb umgestellt werden könne. Momentan gebe es in jeder Einrichtung eine Notbetreuung und hier trete ab Montag eine Änderung in Kraft: Diese Betreuung könne dann auch in Anspruch genommen werden, wenn nur einer der Erziehungsberechtigten in einem sogenannten systemrelevanten Beruf arbeitet. Bisher musste dies auf beide Elternteile zutreffen. Zudem können ab nächste Woche auch Alleinerziehende die Notbetreuung nutzen. Die Schülerbeförderung für die Kinder, die ab Montag zum Unterricht gehen, sei sichergestellt, versicherte sie. Auch in den Schulbussen gelten die Mund-Nasenschutz-Pflicht und die Abstandsregelung.

Wie es denn mit dem Volksfest aussieht, wollte ein Bürger von Thomas Herker wissen. Man habe sich die Entscheidung ein Stück weit aufgespart, sagte der Bürgermeister. Der neue Stadtrat werde das im Mai entscheiden. Er persönlich sei skeptisch, sagte Herker, er glaube nicht, dass das Fest stattfinden könne, auch eine Verschiebung um einige Wochen werde seiner Meinung nach nicht ausreichend sein: "Vielleicht machen wir lieber ein großes Fest, wenn alles überstanden ist. "

"Wann eröffnet das Freibad? Gibt es denn überhaupt eine Badesaison? ", fragte ein Bürger. Die Antwort des Stadtjuristen Florian Erdle: "Prognosen, die auf die Zukunft gerichtet sind, haben immer eine gewisse Ungewissheit. " Gerne würde er eine exakte Antwort geben, allerdings habe eine Anfrage der Stadt bei der Regierung ergeben, dass man auch dort noch nicht abschätzen könne, ob - und wenn ja, ab wann - Badebetrieb möglich sein werde. Sicher sei, dass, unabhängig von allen Verordnungen, das Bad erst nach einer rund vierwöchigen Vorbereitungszeit (für die Reinigung und Befüllung der Becken, für die Kontrolle der Wasserqualität und um das Wasser entsprechend aufzuheizen) geöffnet werden könnte. "Wenn eine Möglichkeit besteht, wären wir sehr froh", sagte Erdle, dann müsse freilich auch hier sichergestellt werden, dass Besucherhöchstzahlen angesetzt und die Einhaltung von Abstandsgrenzen gewährleistet sei. Ähnlich wie der Bürgermeister in Sachen Volksfest sei er eher pessimistisch und glaube nicht, dass die Stadt am 4. Mai den Hinweise bekommen werde, die Becken schon mal vorzuheizen. Ob denn eine Runde im Badesee als Sportschwimmen erlaubt sei, lautete eine weitere Frage an den Juristen. Wer zum Beispiel alleine in einen Pool springe, erhöhe natürlich nicht das Ansteckungsrisiko, sagte Erdle, untersagt sei es natürlich, nach einer illegalen Grillparty zu zwanzigst in den Pool zu hüpfen. Und an den Badeseen sei wohl auch von strengen Juristen wenig dagegen einzuwenden, wenn jemand "natürlich in züchtiger Badebkleidung die Füße oder Reste des sonstigen Körpers ins Wasser hängt", so der Jurist und nebenberufliche Kabarettist. "Wenn aber dann nach einer halben Stunde 75 Personen auf drei Quadratmeter im Wasser sind, müsste man die Ordnungsmacht einschalten. " Ein weiterer Bürger hatte den Eindruck, dass bei schönem Wetter viele Menschen unterwegs seien, die die Abstandsregeln nicht beachten. Er warf die Frage auf, ob die Stadt das kontrolliere. Das obliege den Polizeiinspektionen, wenn der Stadtverwaltung größere Menschenansammlungen auffallen sollten, werde man die Inspektion darauf hinweisen, so Erdle. "Wenn aber zwei oder drei Menschen sich kurzzeitig auf 1,48 Meter annähern, werden wir nicht gleich die Polizei anrufen", sagte der Rechtsdirektor: "Sogar ich als Jurist bin mir nicht sicher, ob ich bei meiner Frau immer den Meterstab anlegen und sagen werde, dass sie jetzt weiter hinten bleiben soll - oder ob sie nicht doch mal am Samstagvormittag auf 1,30 Meter herantreten darf. . . "

Die Besitzerin eines Nagelstudios fragte, warum sie ab 4. Maivoraussichtlich nicht öffnen darf, während Friseure die Arbeit dann wieder aufnehmen können. Laut Erdle ist auf bayerischer Ebene bisher nur angekündigt, dass es nach Ende der allgemeinen Ausgangsbeschränkungen möglicherweise Lockerungen für Friseursalons geben könne. Es sei ein sechsseitiges Regelwerk zu den Arbeitsbedingungen ausgearbeitet worden, das derzeit in den Ministerien geprüft werde. Die IHK habe gemeldet, dass die Frage, ob auch Kosmetik- und Nagelstudios unter Einhaltung bestimmter Regelungen öffnen könnten, gerade bei den zuständigen Stellen geklärt werde. Man rechne in den nächsten Tagen mit einer belastbaren Aussage. Inhaltlich könne er der Studiobesitzerin nur Recht geben, so Erdle, ein großer Unterschied zwischen den Abläufen in Friseursalons und Nagelstudios sei nicht erkennbar. Erdle: "Vielleicht sagt aber der Verordnungsgeber, dass bei der Notversorgung, die ja immer noch im Vordergrund steht, Haareschneiden wichtiger ist, während man sich die Nägel notfalls selber schneiden kann. Haareschneiden habe ich in meiner Jugend mal probiert, das sollte man lieber den Fachmann machen lassen. "

rs