Eberstetten
Zurück im echten Leben

Pfaffenhofener Frauen beenden ihre Corona-Zwangspause und binden wieder Kräuterbüschel

14.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:32 Uhr
Endlich wieder zusammen: In der Scheune von Waltraud Daniel in Eberstetten trafen sich am Freitag die Frauen zum Kräuterbüschelbinden. −Foto: Ermert

Eberstetten - Die Zwangspause war lang. Sie war schmerzhaft. "Und sie tut nicht gut", sagt mit Waltraud Daniel die Pfaffenhofener Pfarrgemeinderatsvorsitzende. Seit Monaten kommt das Gesellschaftliche zu kurz. Und so ist Daniel froh, dass sich die meisten Frauen der Kräuterbüscheltruppe am Freitag dazu durchringen konnten, diese schöne Tradition an Mariä Himmelfahrt auch im Coronajahr am Leben zu erhalten.

 

Organisiert wurde das Binden wie immer von Ursel Sibinger und dem katholischen Frauenbund. "Aber das geht Hand in Hand", fügt Daniel an. "Und wir haben hier in Eberstetten zum Glück den Platz in der Scheune, damit wir alle Coronavorgaben gut einhalten können."

Am Vormittag waren es etwa zwei Handvoll an tüchtigen Helferinnen, die sich in und um die Scheune der Daniels herum beschäftigten. "Wir haben viele Kräuter und Blumen gesammelt und alles zusammengetragen", meint Daniel und beäugt die Vielzahl an leeren Eimern, die vor der Scheune stehen. Die "Beute" liegt inzwischen drinnen - gut verteilt an Tischen und Ablagen im ganzen Raum. "Mit den geforderten Abständen haben wir überhaupt kein Problem", versichert Daniel. Deshalb muss auch niemand aus der Kräuterbüscheltruppe eine Schutzmaske tragen.

In normalen Jahren binden die Helferinnen rund 250 Büschel. Etwa diese Zahl soll auch heuer wieder zusammenkommen. Angeboten werden die Büschel an Mariä Himmelfahrt in der Pfaffenhofener Stadtpfarrkirche bei den Messen um 7 Uhr, 8.30 Uhr und 10.30 Uhr. "Wenn noch welche übrigbleiben sollten, kann man diese auch noch bei der Abendmesse ergattern", verrät Daniel. Und wer lieber die Altenstadtkirche besucht, der kann dort auch einige Büschel finden. "Wir legen sie dort aus. Gegen eine Spende kann man sie mitnehmen." Der Preis pro Büschel in der Stadtpfarrkirche liegt hingegen wie üblich bei fünf Euro.

Viel wichtiger als die Einnahmen sind den Frauen die guten Gespräche beim Binden. Viele haben sich lang nicht mehr gesehen, weil der Frauenbund - so wie viele Vereine - sämtliche Aktivitäten seit dem Ausbruch der Coronakrise eingestellt hat. Und Videokonferenz hin, Internet her: "Das bringt wenig und ist vor allem nicht dasselbe", sagt Daniel. Das Schlimmste an den Kontaktbeschränkungen sei nämlich eindeutig, dass man "nichts Neues mehr erfährt", räumt sie ein.

Dann schnappt sie sich ein paar Kräuter - und legt wieder los. Zum Binden haben sich den ganzen Tag über 20 Frauen angekündigt. Daniel freut sich auf jede. Und schon ist sie wieder ins nächste Gespräch vertieft. Endlich zurück im echten Leben: Es gibt viel zu erzählen.

PK

Patrick Ermert