Ingolstadt
Als Dankeschön ins Stadion

Der FC Ingolstadt lädt nach der Bayernoil-Explosion alle Helfer zum Heimspiel gegen St. Pauli ein

23.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:19 Uhr
Sabine Kaczynski
Die Einsatzkräfte der Irschinger Feuerwehr und der Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung Pfaffenhofen ließen sich den Spaß trotz der schwachen Leistung beider Teams nicht verderben. −Foto: Kaczynski

Ingolstadt (PK) Freikarten als Anerkennung für den Einsatz der Rettungskräfte bei der Brandkatastrophe auf dem Bayernoil-Gelände - das hatte der FC Ingolstadt 04 nach dem Unglück versprochen. Am Freitag kamen nun mehrere hundert Einsatzkräfte zur Partie gegen den FC St. Pauli auf Einladung der Schanzer in den Audi Sportpark. Trotz der mäßigen Leistung beider Teams genossen die Helfer den Fußballabend.

Die Erinnerung an den Einsatz nach der Explosion auf dem Bayernoil-Gelände ist bei den Mitgliedern der Irschinger Feuerwehr rund drei Wochen später noch immer frisch. "Ich war noch nie so schnell aus dem Bett wie an diesem Morgen", erzählt Werner Thaller, der von seinem Fenster direkt auf die Raffinerie schaut. "Als ich den riesigen Feuerball sah, wusste ich sofort, was los war", erinnert er sich.

Auch der stellvertretende Kommandant Rainer Gröber ahnte noch bevor die Siorene los ging, dass ein größeres Unglück passiert war. Während er mit einigen Kollegen in Irsching blieb und bei der Evakuierung der Ortschaft half, stand Thaller auf Abruf bereit. Wieder andere kamen direkt auf dem Gelände zum Einsatz, so auch Alexander See, der die Wasserwerfer bediente. "Auf einen Einsatz mit diesem Ausmaß kann man sich nicht vorbereiten, da hat man immer ein komisches Gefühl", beschreibt er. "Auch wenn man den Knall immer noch im Kopf hat, überwiegt inzwischen die Erleichterung, dass nicht noch mehr passiert ist." Rainer Gröber sieht es nicht ganz so gelassen: "Neulich hat in der Nacht ein Blitz eingeschlagen - da war die Erinnerung sofort wieder hellwach, das hängt schon noch nach." Das bestätigt auch sein Kollege Werner Thaller: "Wenn jetzt die Sirene losgeht, ist der erste Gedanke immer noch die Raffinerie", meint er und ist überzeugt, dass es noch ein bisschen Zeit braucht, bis das Geschehen komplett verarbeitet ist.

Umso mehr haben sich alle drei über die Einladung zum Fußballspiel gefreut: "Es ist eine tolle Sache, dass unser Einsatz so honoriert wurde", sagt Thaller und Alexander See ergänzt: "Diese coole Geste ist ein Zeichen der Anerkennung für unsere Arbeit." Auch wenn er eigentlich Dortmund-Fan ist, kam er gerne ins Stadion, für Rainer Gröber war es sogar der allererste Besuch im Audi Sportpark - den erhofften Sieg schenkten ihm die Schanzer allerdings nicht. Auch Angehörige der Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung waren der Einladung der Schanzer gefolgt. Yannic Laslop, Michael Nitschke und Vincent Ernstberger haben den Tag der Katastrophe ebenfalls noch genau vor Augen. "Ich habe die Explosion sogar in Hettenshausen noch gehört", erzählt Michael Nitschke. "Wir haben zunächst befürchtet, dass es viele Tote gegeben hat." Auch Yannic Laslop hat die Erschütterung in gut 30 Kilometern Entfernung gespürt: "Da fährt man schon mit einem unguten Gefühl los und ist sehr angespannt." Vincent Ernstberger war angesichts des Feuerscheins sofort klar, "dass der Samstag verplant ist. Erst als gegen 10 Uhr Gewissheit herrschte, dass es keine Toten gegeben hat, wurde der Einsatz Routine."

Die Aufgaben der Unterstützungsgruppe sind vor allem organisatorischer Natur: "Wir sind das Bindeglied zwischen Einsatzleitung und Leitstelle und koordinieren die einzelnen Fachdienste", erklärt Yannic Laslop, der das Erlebte schon ganz gut weggesteckt hat. "Alles in allem ist die Katastrophe glimpflicher ausgegangen, als man befürchtet hatte." Der ganze Einsatz sei super verlaufen, man habe von allen Seiten viel Lob bekommen. "Auch über die Anerkennung durch den FCI haben wir uns sehr gefreut, weil das heutzutage immer seltener wird", meint der 20-Jährige, der eigentlich Bayern-Fan ist, aber trotzdem bei den Schanzern mitfiebert.

Auch Kollege Michael Nitschke möchte dem FCI ein ganz dickes "Vergelt's Gott" für die Tickets aussprechen - seine Frau und seine Schwägerin sind Schanzer-Fans, er selbst eher Löwen-Anhänger. "Ich fand vor allem super, dass man die Partie gegen St. Pauli ausgesucht hat, weil da auch Stimmung von den Gästefans gemacht wird", meint Bayern-Fan Vincent Ernstberger und tippte auf einen Sieg von St. Pauli. Er sollte recht behalten.

Sabine Kaczynski