Pfaffenhofen
Boarisch aufgspuit is

Im Jubierlator-Kulturhimmel mit den Dellnhauser Musikanten - Kabarett mit Florian Erdle

06.09.2020 | Stand 23.09.2023, 13:57 Uhr
Musikalische Vielfalt und professionelle Qualität sind ihre Markenzeichen: die Dellnhauser Musikanten, in der Hallertau zuhause. −Foto: Steininger

Pfaffenhofen - Wie einst die Schäffler gegen die Pest, so spielten die Dellnhauser Musikanten wieder auf. Erstmals seit März, bevor Corona sie zu einer längeren Pause zwang. Eine lange Durststrecke für die Musiker, die sich freuten, wieder mal vor Publikum aufzutreten. Mitgebracht hatten sie Florian Erdle, hauptberuflich Stadtjurist der Kreisstadt, der sich als Ausgleich für trockene Paragrafen auch als Hobbykabarettist betätigt. Und das ebenso scharf- wie schnellzüngig, denn bei seinem Eiltempo kommen viele seiner Pointen leider kaum zur Wirkung.

Im Eiltempo aber auch die Dellnhauser, zumindest dann, wenn sie einen "Galopp" spielen, über den sich alle Volkstanzgruppen freuen. Die Dellnhauser begannen mit einem bunten Potpourri, um schon mal die Bandbreite ihres Programms anzudeuten. Das war grundsätzlich bodenständig bayerisch, instrumental oder mit den Gesangseinlagen eines Trios aus Fritz Winter, normalerweise zuständig für Posaune und Horn, mit Michael Eberwein (Trompete), dem Chef des Ensembles, sowie mit Manfred Leopold, an diesem Abend mit Klarinette und Tenorsaxophon. Die drei Musikanten lieferten einen blitzsauberen, dreistimmigen Satzgesang vor dem Hintergrund professioneller Musiker wie Peter Wittrich, dem Musik-Hochschulprofessor am Akkordeon, Robert Egg (Trompete), Christian Englmeier (Altsaxophon und Klarinette) und nicht zuletzt Franz Widmann am Kontrabass.

Ein bewährtes Ensemble also, dem Publikum bestens vertraut und ein Garant für beste, volkstümliche Musik. Mit Betonung auf dem "t", erklärte Florian Erdle in Anspielung auf sogenannte Volksmusik, bevor er in maßloser Übertreibung das Ensemble als "jugendlich- frisch gebliebene, intelligente und liebenswürdige Musiker" bezeichnete. Derart hofiert, gab das Septett sein musikalisch Bestes rund um Themen wie Hopfen, Bier und Hallertau. Mit Titeln wie "I bin da Wirt vom Stoa" oder "I bin a oida Schmalzlerschnupfa, und dad so gern no beim Hopfazupfa" erinnert das Gesangstrio an frühere Zeiten. "I bin a junga Schmalzlerschnupfa, mi'm Allrad dua i hopfazupfa, mi'm Abreißgerät, weil's ohne des Zeug nimma geht", so lautet die letzte Strophe - und zeigt auf, wie sich die Zeiten ändern.

Zwischendrin macht sich Erdle über das Scheyrer Gemeindeblatt lustig, in dem über eine Faschingsveranstaltung berichtet wurde, "die viele Narren besucht haben, insbesondere viele Mitglieder des Gemeinderats". Dann referiert der Moderator über die "Gemeine Spinnmilbe" als Hopfenschädling, bevor das Gesangstrio die Moritat "De rot' Spinn" ankündigt, bei der das Publikum immer wieder "Ohoo" zu rufen hat. Überhaupt gebe es schöne bayerische Tänze, wie den "Schottischen, die Française oder den Rheinländer", so Erdle nicht ohne Ironie, aber auch die haben die Dellnhauser drauf, langjährig geübt bei vielen Volkstanzveranstaltungen. Da darf natürlich ein Zwiefacher nicht fehlen, dem widmet das Ensemble eine ganze Runde "De oide Kath" selbstverständlich inbegriffen.

Ein Paradestück für Fritz Winter an der Posaune aber ist "Csárdás" von Vittorio Monti, eigentlich für Violine komponiert, mit Largo-Passagen im Wechsel mit wahnwitzigen Tempi, bei denen der Zug an Winters Posaune heiß zu laufen droht. Eine klasse Leistung, wie überhaupt die aller Musiker, die auch Big-Band-Sound beherrschen, denn nach der Pause ist eine Runde Swing angesagt. Da wechseln Manfred Leopold und Christian Englmeier von den Klarinetten um auf Tenor- und Altsaxophon und schon ertönt die "Sentimental Journey", im Jahr 1945 mit Sängerin Doris Day erstmals aufgeführt und zur Hymne für die Heimreise der GI's am Ende des II. Weltkriegs geworden. Aber auch ein paar Takte von Glenn Millers "In The Mood" sind im Programm, das eine ganz andere, aber nicht minder attraktive Note der Band aufzeigt.

Insgesamt ein bunter Abend mit erwartet guter Volksmusik und einem vielseitigen Moderator, der gerne moderater moderieren könnte - denn weniger ist manchmal mehr.

PK

Hans Steininger