Pfaffenhofen
Bluesrock für Musikgourmets

Filigran und brachial: Jeff Jensen Band begeistert Publikum im Hotel Moosburger Hof

02.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:37 Uhr
Als wahrer Derwisch an der Gitarre erwies sich der aus Memphis/Tennessee stammende Jeff Jensen bei seinem Konzert in Pfaffenhofen. −Foto: Foto: Steininger

Pfaffenhofen (PK) Einen Klangmagier an der Gitarre haben die Zuhörer mit dem Bluesrocker Jeff Jensen und seiner Band in Pfaffenhofen erlebt. Wieder einmal erwies sich das Hotel Moosburger Hof als erste Adresse für Anhänger dieses musikalischen Genres.

Wo nimmt Tournee-Manager Ray Frick sie nur her, die erstklassigen Blues-Protagonisten aus den USA oder Australien, die sich plötzlich in der Provinz im gediegenen Ambiente eines Hotels wiederfinden. Aber es sind, wie im Falle von Jeff Jensen und seinen Kollegen, coole Profis, die sich mit jeder Auftrittssituation zurechtfinden und offenbar, wie am Sonntagabend, Spaß an der besonderen Club-Atmosphäre haben. Wie David Green am vergleichsweise minimalistischen Schlagzeug, dem für sein Spiel eine Bassdrum, eine Snare, ein Stand-Tomtom, zwei Becken und eine Hi-Hat völlig ausreichen. Sein variables Spiel liegt eben nicht am Equipment, sondern in seinen Händen und Beinen, die sich perfekt mit seinem Kollegen am Bass ergänzen. Bill Ruffino spielt seinen klassischen Fender Jazzbass per Fingerpicking, akzentuiert, überwiegend synkopiert und bildet das rhythmische Fundament und eine klangliche Ergänzung für Jeff Jensen. Der aber ist ein Phänomen, voller Dynamik, Bühnenpräsenz, Energie und wilder Lust an seiner Gitarre, die er mal malträtiert, mal zu streicheln scheint. Denn er beherrscht brachialen Hardrock-Sound ebenso wie filigrane Töne, wenn er im ruhigen Blues-Tempo gefühlvoll improvisiert.

So präsentiert die Band dem Publikum ein Wechselbad der Gefühle, Titel für Titel oder auch innerhalb eines Songs. Und immer wieder verblüfft Jensen mit neuen Klangvarianten, mit Vibratoeffekten, mit Bendings, mit Slides über den ganzen Gitarrenhals und es scheint, als wolle er seine Hollowbody-Gibson verbiegen, um bestimmte Töne zu erzeugen. Der Sound des Trios ist raumfüllend, dazu gehört auch die Stimme von Jeff Jensen, der als Sologitarrist und Leadsänger Schwerstarbeit leistet und nebenbei noch das Publikum per humorvoller Moderation ins Geschehen einbindet.

Nach ein paar ruhigen, stimmungsvollen Takten bricht er mittendrin ab und fragt das Publikum "are you ready for the blues?" - und erntet begeisterte Zustimmung. Vom Covern berühmter Songs hält er wenig, teilt er den Zuhörern mit, und wenn, dann nur in einer eigenen Version. Den Beweis tritt er unter anderem an mit einer ganz persönlichen Hi-Speed-Version des Klassikers "Guitar Boogie", die er im bekannten Schema beginnt und zu einem wahnwitzigen Furiosum aus sechs Gitarrensaiten steigert.

Ein schierer Genuss sind die Bluesballaden der Band, bei der Jeff Jensen mit schwarzem Feeling in der Stimme und seinen prägnanten Gitarrenriffs astreinen Blues performt, für den er schon etliche Auszeichnungen eingeheimst hat und der auf mittlerweile fünf Alben verewigt ist. Jeff Jensen ist Composer, Producer, Gitarrist und Sänger in einer Person, seine Titel zeichnen sich aus durch Soundvariationen, Rhythmik und die Kunst, effektvoll Pausen zu setzen. Die derzeit aktuellste CD ist "Wisdom & Decay", bei der das Trio teilweise durch Backgroundchor, Blech- und Holzbläser, Keyboards, Klavier und sogar einem Streichquartett ergänzt wird und die viel Hörvergnügen bereitet. Aber das haben die Zuhörer im Moosburger Hof live, die sind begeistert dabei, klatschen mit und einige hält es nicht mehr auf ihren Stühlen.

Später beweist sich Bill Ruffino ebenfalls als Solosänger und bekommt überdies Gelegenheit, sich auch am Bass solistisch darzustellen und mit seiner beidhändigen Fingerfertigkeit zu beeindrucken. Als eine der Zugaben dann eine Coverversion des Elvis-Presley-Hits "Burning Love", natürlich von Jeff Jensen neu und deutlich heißer arrangiert. Als Gag am Ende bedankt sich Jeff vom Podium aus bei jedem einzelnen Zuhörer persönlich und hat Spaß dabei, denn ein so übersichtliches Auditorium hat er schon lange nicht mehr erlebt. Und das ist schade, denn wo sonst hat man nur kleine Wege zu solchen Größen der Blues-Szene, und das mitten in der Provinz?

Hans Steininger