Pfaffenhofen
Blech is Beautiful

Die Bläser von Munich Tetra Brass beim zweiten Rathauskonzert

04.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:42 Uhr
Das Quartett Munich Tetra Brass mit (von links) Stephan Gerblinger, Luca Chiché, Jakob Grimm und Thomas Rath. −Foto: Erdle

Pfaffenhofen (edf) Mit jugendlichem Schwung und frischem Können hat das Ensemble Munich Tetra Brass die Zuhörer beim zweiten Rathauskonzert der Saison für sich und für bekannte wie neue Facetten der Blechbläsermusik eingenommen.

Der eine oder andere langjährige Abonnent wird sich am Sonntag möglicherweise zehn Jahre zurückerinnert und als Kontrastprogramm ins Gedächtnis gerufen haben, wie Anfang 2009 fünf Blechbläser der Münchner Philharmoniker ein Rathauskonzert auf überaus routinierte Art beblasen hatten. Damals ein trotz unbestreitbaren Könnens durchaus enttäuschendes Erlebnis aus der Abteilung "scheinbar notwendiger Kulturvollzug". Wie es auch anders geht, wie sich mit Engagement und Begeisterung der Mitwirkenden eine ganz ähnliche Wirkung bei den Zuhörenden einstellt, hat nun das als Ensemble noch nicht zwei Jahre alte, im Januar 2018 an der Münchner Musikhochschule gegründete Quartett Munich Tetra Brass gezeigt.

Die vier jungen Herren, die ab 2020 an der Hochschule noch einen Kammermusik-Masterstudiengang belegen werden, spezialisieren sich nach eigenem Bekunden auf die Entdeckung, Aufführung und Erweiterung der Quartettliteratur für Blechbläser - schön, wenn einmal nicht zwangsläufig ein Bläser-Arrangement des "dritten Brandenburgischen" von Bach gespielt werden muss. Im trotz Blech diesmal nicht vollständig gefüllten Rathausfestsaal gab es also praktisch durchwegs "Originals" zu hören. In einem so betitelten Programm mit Schwerpunkten auf der Musik aus Renaissance/Barock sowie zeitgenössischen Werken darf Giovanni Gabrieli natürlich nicht fehlen. Und deshalb begann der Abend auch mit dessen Canzon "La Spiritata". Interessant war in der "Suite Renaissance meets Modern" die Gegenüberstellung von Sonaten des Stuttgarter Hofkapellmeisters Johann Störl mit einigen Sätzen des 1991 in Freising geborenen Jazzmusikers Vincent Eberle. Plastisch herausgearbeitet und scharf geschnitten kommen hier wie überall die Bläserlinien der Tetra-Brassisten, die durchweg sehr zügige Tempi wählen, so dass auch die ruhigeren Abschnitte nicht zu ruhig erscheinen, die schnelleren Teile dafür folglich noch virtuoser dahineilen.

Im "Modernen Blech" bewegte man sich von einem Quartett-Wettbewerbsstück von Peter Graham, ein britischer "Godfather of Brass Band Music", zu Lukas Maier, der einen volksmusikalisch angehauchten Spaziergang über den Münchner Viktualienmarkt seiner vom Großstadtgeschehen etwas irritierten Großtante vertont hat, wobei das titelgebende "Sapprament" (Ausruf bayerischer Verwunderung) rhythmisch leicht erkennbar ist. Mit zwei Stücken vertreten war der vielfältige Schweizer Daniel Schnyder, der aus allerlei Einflüssen - sei es Jazz, Klassik oder Improvisation - einen ganz eigenen Stil schafft, so in "The Iron Tetra Pod", eine Art "Rhapsody in Blue 2.0 meets West Side Story". Welche Ausdrucksvielfalt zehn Minuten für zwei Posaunen umfassen können, bewiesen Stephan Gerblinger und Jakob Grimm an Schnyders Jazz inspiriertem "Duo concertante", ein Posaunen-Zug-Stück sondergleichen. Ein Höhepunkt des Programms war sicherlich - wer kennt Bläserquartette eines dänischen Komponisten? - die Nr. 5 der sechs Quartette des Dänen Wilhelm Ramsøe (1837-1895), ein ideenreich-pfiffiges, allerliebstes Gustostück, das Munich Tetra Brass mit Können, mit abgestimmter Gestaltung und mit Witz serviert. Großer Beifall, Freude vor und auf der Bühne, und als Zugabe - "Des heilgen Geistes reiche Gnad" - doch noch ein Bach in Blech.