Wolnzach
Bewegende Momente des Glaubens

Rund 1220 Pilger bei der Fußwallfahrt nach Altötting - Pfarrer Braun als Geistlicher Beirat verabschiedet

07.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:52 Uhr
Viele Menschen säumten den Weg, als die Hallertauer Fußwallfahrer auf dem Altöttinger Kirchplatz einzogen. −Foto: Dorfner

Wolnzach/Altötting (WZ) 45 Mal ist er selbst mitgegangen, davon 40 Mal als Pfarrer, hat Beichtgespräche geführt, mit den Pilgern gebetet, Gottesdienste in den Kirchen auf der Pilgerstrecke und natürlich zum Abschluss der Fußwallfahrt in Altötting zelebriert. Genau dort wurde er am Sonntag verabschiedet.

Die Hallertauer Fußwallfahrer sagten dem seit 1. September offiziell als Pfarrer von Wolnzach und Eschelbach und Geistlicher Beirat der Wallfahrt in den Ruhestand getretenen Johann Braun "Vergelt's Gott". Der tosende Applaus in der Basilika bescherte einen weiteren Gänsehautmoment dieser Wallfahrt.

Geschafft. Wer einmal mitgegangen ist, der kennt dieses Gefühl. Die Erleichterung beim Anblick der Altöttinger Basilika, der so manchen Schmerz in Füßen oder Gelenken vergessen lässt, die überwältigende Glaubenserfahrung beim Sitzen oder Stehen vor der Altöttinger Gnadenmutter, die einige Pilger Jahr für Jahr so trifft, dass sie die Tränen nicht zurückhalten können. So ging es ihnen auch heuer wieder, vielleicht noch mehr als sonst. Denn zu Beginn des Gottesdienstes nach 115 Kilometern Fußmarsch hieß es, Abschied nehmen. Pfarrer Johann Braun übergab seine Pilgerbinde, die ihn als Priester der Wallfahrt kennzeichnet, offiziell an Maximilian Roeb, der mit der Pfarrstelle Wolnzach-Eschelbach zugleich auch die Nachfolge von Pfarrer Braun als Geistlicher Beirat der Hallertauer Fußwallfahrt antritt. "Das war schon sehr bewegend", sagt Pilgerführer Klaus Nöscher, der Pfarrer Braun mit Geschenken verabschiedete. Sehr besonders sei die Stimmung in der Basilika nach 115 Kilometern Fußmarsch und so manchem persönlichen Glaubenserlebnis ohnehin, der Abschied des langjährigen Geistlichen Beirats habe diesen Moment aber noch besonderer gemacht. "Vor allem, als alle in der Basilika anfingen, zu klatschen."

Besondere Momente. Wenn Pilgerführer Klaus Nöscher da nachdenkt, dann fallen ihm so einige ein. Da geht es ihm wie vielen, die die Wallfahrt Jahr für Jahr mitmachen oder - oft noch intensiver - heuer das erste Mal mitgingen: Der Ablauf mit Abmarsch in der Nacht auf Freitag morgens um 3 ab Wolnzach in Richtung Nandlstadt und die Ankunft am Sonntagmittag in Altötting sind zwar immer gleich, niemals gleich sind jedoch die Gefühle, die jeder Mitpilger ganz individuell erfährt. "Gänsehautmomente", nennt Nöscher das. So erlebt heuer beispielsweise am Sonntagmorgen - Abmarsch war um 4.30 Uhr in Neumarkt-St. Veit: "Das war wie eine echte Nachtwanderung", sagt der Pilgerführer. "Wie man zwischendrin in den Wolkenfetzen immer wieder die Sterne gesehen hat." Und dann, kurz vor Pleiskirchen, ging die Sonne auf. Den Pilgerführer hat das sehr berührt, so sehr "dass ich gleich vergessen habe, zu fotografieren". Auch anderen Pilgern sei das so ergangen.

115 Kilometer Wallfahrt. Wer tut so etwas und warum? "Die Gründe sind so unterschiedlich wie die Leute, die mitgehen", sagt der erfahrene Pilgerführer. Rund 1220 Pilger waren es heuer, Menschen jeden Alters, aus ganz unterschiedlichen Lebenssituationen, aber alle mit dem gleichen Ziel: es betend und singend zu schaffen, anzukommen bei der Gnadenmutter zu Altötting. Erleichtert und froh ist er stellvertretend für alle, die diese große Wallfahrt organisieren, dass auch heuer wieder alles gut gegangen ist. Dankbar ist er allen, die Jahr für Jahr mithelfen, dass alles so gut läuft, die den Geist der Wallfahrt erleben, die die Gottesdienste mit vorbereiten, mitfeiern oder musikalisch umrahmen, die den Zug sichern oder sich um das Wohl der Pilger kümmern. Dankbar ist er auch für den jedes Jahr erhebenden Abschlussgottesdienst, über den er eine Erkenntnis stellt: "Routine wird das sicher nie."
 

Karin Trouboukis