Steinkirchen
Beste Bauernbühne pur

Premiere der Steinkirchener Theatergruppe erntet donnernden Applaus

19.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:00 Uhr
Noch ahnt niemand der Lebenden, was sich im Sakko des Bömmerl verbirgt. −Foto: Steininger

Steinkirchen (PK) Eine höchst gelungene Premiere haben die Zuschauer beim Sammerwirt in Steinkirchen erlebt: Das Bühnenstück "Da Himme wart ned" erwies sich als Volltreffer, was sowohl die Komödie selbst, als auch die Leistung des Ensembles anbelangt. Das war schlichtweg beste Bauernbühne pur.

Ein wenig erinnert das Stück schon an den Brandner Kaspar, den ins Paradies zu holen sich als keine leichte Aufgabe für den Boanlkramer erwies. Das war aber schon die einzige Parallele, denn den Autoren Markus Scheble und Sebastian Kolb gelang ein eigenständiges Bühnenstück in drei Akten. Das spielt in der Gegenwart und bedient sich menschlicher Probleme wie Geldgier, Hang zum Übersinnlichen und ungeliebter Verwandtschaft.

Den Polizeibeamten Stelzl (Alexander Dick) hat der Tod in dem Moment ereilt, als er gerade seine Uniform anlegen wollte. Deshalb sitzt er auch im grünen Polizei-Outfit und langer weißer Unterhose im himmlischen Wartezimmer. Den Zutritt ins Paradies aber muss er sich erst noch verdienen, so verlangt es die himmlische Regel. Unter erhabenen Klängen erfährt er durch eine Stimme aus dem Off, dass er den soeben verstorbenen Schreinermeister Bömmerl (Franz Maier) in himmlische Gefilde bringen soll. Um den Bömmerl aber aus seinem Totenschlaf zu wecken, bekommt er ein Mundstück der "Trompeten von Jericho" mit auf den Weg, das später in der Handlung für Überraschungen und Lacher sorgt.

Unten in der Bauernstub'n (Bühnenbild Walter Neufeld und Konrad Moll) hadert Bömmerls Tochter Anna (Marion Bradl) mit ihrem Schicksal, weil die Schreinerei einen großen Auftrag verloren hat und sie nicht recht weiß, wie es weitergehen soll. Überdies hat sich die schmarotzende Verwandtschaft in Person vom Froschmeier (Walter Lax) und seiner Frau (Irene Moll) zur Beerdigung angesagt. Beim Bömmerl dauert es, bis der Stelzl ihn von seinem Ableben überzeugen kann, aber der hat es überhaupt nicht eilig, in den Himmel zu kommen. Als dann die Froschmeiers eintreffen, sieht er beide in der Stub'n herumschnüffeln auf der Suche nach wertvollen Gegenständen aus dem Nachlass. Als der Froschmeier eine Benachrichtigung über einen Lottogewinn von drei Millionen Euro findet, nimmt seine Gier und die Suche nach dem Lottoschein kriminelle Züge an.

Die Handlung spitzt sich zu, als die Schellnberger Resi (Sandra Selmayer) alias "Himbeer-Resi", die gerne diesem Obstbrand zuspricht, auf den Plan tritt. Die steckt nämlich Bömmerls Trachtensakko, das den Lottoschein enthält, in den Korb für die Altkleidersammlung. Dass sich der Bömmerl unter diesen Umständen weigert, in den Himmel aufzufahren, sieht auch der Stelzl ein und übt sich in Geduld. Insbesondere, da das Sakko immer wieder in andere Hände gerät und die beiden Verstorbenen nicht eingreifen können, da sie ja nur Geister sind. Die aber kann die Himbeer-Resi reden hören und führt das auf die von ihrem Doktor angedrohten "akustischen Halluzinosen und passende Zirrhosen" zurück. Große Lacher auch, als die Froschmeierin sich schon als Millionärin wähnt und mit der Beauty-Klinik "Aphrodite" über die Preise ihrer "Runderneuerung" spricht.

Haushälterin Finni (Veronika Freer) dagegen ist stark esoterisch angehaucht, will dem Schreinergesellen Emmeran (Hans Langenegger) näher kommen und verabredet sich mit der Himbeer-Resi zur mitternächtlichen Geisterbeschwörung. Zur Geisterstunde suchen die Froschmeiers immer noch den Lottoschein, aber plötzlich geschehen eigenartige Dinge in der Stub'n zum Gaudium der Zuschauer. Das ist eines der Höhepunkte des Stückes unter aktiver Mitwirkung des Bühnenbilds. Natürlich gibt es ein Happy End, und Bömmerl und Stelzl können in aller Eile in den Himmel auffahren, weil "da Himme wart ned".

Eine rundum gelungene Aufführung mit einem Ensemble voller Spielfreude, mit zahlreichen Gags und viel Dialogwitz, nicht zuletzt dank der Regie von Stefan Nest. Alle Charaktere sind bestens besetzt, die Darsteller spielen alle auf gleichem Niveau, auch wenn die beiden Haupt-Protagonisten natürlich zu Publikumslieblingen werden. Fazit: Ein geeignetes Training für die Lachmuskeln.

Weitere Termine am Freitag, 23. November, 20 Uhr, Samstag, 24. November, 20 Uhr und Sonntag, 25. November um 18 Uhr. Kartenvorverkauf (9 Euro Erwachsene, 6 Euro für Kinder bis 14 Jahre) bei Lebensmittel Sellmair-Lechner sowie an der Abendkasse.

Hans Steininger