Geisenhausen
Besondere Perspektiven und Einblicke

Beim Tag des offenen Denkmals können Besucher auch die Autobahnbrücke Geisenhausen unter die Lupe nehmen

09.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:42 Uhr
Die Autobahnbrücke Geisenhausen wollten sich gestern weit mehr Interessierte genauer ansehen, als erwartet. Die Verantwortlichen entschieden sich daher kurzerhand, noch eine Führung auf die Beine zu stellen. −Foto: A. Ermert

Geisenhausen (era) Viel Interesse hat gestern am Tag des offenen Denkmals die Holledaubrücke an der A9 bei Geisenhausen geweckt. Waren ursprünglich nur zwei Führungen vorgesehen, waren es am Ende drei - und es war die doppelte Anzahl an interessierten Besuchern da, als sich angemeldet hatten.

Fast wäre die Holledaubrücke aber gar kein Denkmal geworden, war sie doch schon einmal zerstört, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs am 28. April 1945 - sieben Jahre nach der ersten Einweihung im Jahr 1938. Doch seit 1973 steht sie unter Denkmalschutz. In einer kleinen aber feinen Ausstellung im Geisenhausener Feuerwehrhaus hat der Arbeitskreis Dorfchronik den Werdegang der Holledaubrücke anschaulich dokumentiert.

Etwa 100000 Fahrzeuge, vorausgesagt sind bis im Jahr 2020 120000 pro Tag, erzeugen einen gehörigen Lärmpegel für die Anwohner. "Wir haben uns daran schon gewöhnt", sagen die Geisenhausener. Denn die Brücke ist das monumentale Gesicht des Dorfes. Steht man unter der Brücke im Gewölbe, fühlt man sich fast wie in einer Kirche. In den Jahren 1937 bis 1939 wurde diese Brücke mit den gewaltigen 16 Doppelbögen vom Architekten Georg Gsaenger erbaut.

Es gibt bis heute noch den Mythos, dass Adolf Hitler die Autobahn erfunden hat, die den vielen Arbeitslosen damals Arbeit verschafft habe. "Das stimmt aber nicht", stellte Gabi Obermeier bei ihrer Führung klar. Bereits Kaiser Wilhelm II schlug im Jahr 1904 den Bau von Straßen für motorisierte Fahrzeuge vor. Prinz Heinrich von Preußen verfolgte diese Idee. 1933 kam dann Adolf Hitler an die Macht und hat sich dieses Projekt angeschaut. Er fand es gut, so Obermeier, und machte das Projekt Autobahn zu seinem eigenen Projekt. Hitler schaffte den Eindruck, das alle Arbeitslosen beim Straßenbau beschäftigt waren. In Wirklichkeit waren vier Prozent davon im Straßenbau beschäftigt. 1936 war die Autobahn aus Richtung Ingolstadt im Landkreis Pfaffenhofen, 1937 in Geisenhausen angekommen. Es waren verschiedene Trassen im Gespräch, man entschied sich sie auf dem Höhenzug zu bauen und hier zwei Brücken für jede Fahrtrichtung zu errichten. 30 Baugruben von jeweils 6,50 mal 14 Meter wurden für die 30 Pfeiler ausgegraben. Es gab wenig technische Hilfsmittel, fast alles wurde in knochenharter Handarbeit erledigt.

Man nannte die Brücke damals einen "kulturellen Höhepunkt", die eine Ausnahmestellung einnahm. Nach zwei Jahren Bauzeit war auch die zweite Brücke im August 1939 vollendet und wurde eingeweiht, jedoch war damals kein Vertreter der Kirche anwesend.

Am 28. April 1945 marschierten die Amerikaner ein und man wollte sie durch die Sprengung von je drei Pfeilern und vier Bögen der Brücke aufhalten - was nicht gelang. Doch die Amerikaner wollten die Brücke schnell wieder aufbauen, bis Februar 1946 entstand eine einseitige Behelfsbrücke, erst im November 1947 konnte die Brücke wieder eröffnet werden und bekam dieses Mal auch den kirchlichen Segen durch den Münchner Weihbischof Johannes Neuhäusler. Die Wiederherstellung der gesamten Brücke dauerte länger als der eigentliche Bau.

Gabi Obermeier wies darauf hin, dass es auch künstlerische Bilder von der Autobahn gibt, denn "die Autobahn sollte ein Genuss sein". Man wollte die Natur erhalten und nicht zerstören und der Autofahrer sollte das auch genießen. An den Brückenköpfen gab es Aussichtsplätze und der Autofahrer sollte einfach anhalten und schauen. "Heute gibt es keine Aussicht mehr wegen der Lärmschutzwand." Dann wurde 1978 die Autobahn dreispurig. Man hat den Mittelstreifen geschlossen und nach außen verbreitert, so entstanden auf jeder Seite drei Spuren. Der Ausbau dauerte von 1978 bis 1981.