Scheyern
Begeisterung fängt bei den Kleinsten an

Die Basilika-Singschule in Scheyern gibt es seit zehn Jahren

03.11.2021 | Stand 07.11.2021, 3:34 Uhr
Ein Höhepunkt in den vergangenen zehn Jahren war für die Basilika-Singschule das große Musical zum 900. Jubiläum der Benediktiner in Scheyern. Dazu standen 2019 zahlreiche Kinder auf der Bühne und stellten die Entstehungsgeschichte nach. −Foto: Herchenbach/Archiv

Scheyern - Die Basilika und das Benediktinerkloster auf den Höhen von Scheyern sind der Mittelpunkt und das Herz des Ortes. Dort hat auch die Basilika-Singschule ihr Zuhause, die es heuer nun seit zehn Jahren gibt.

Die Anfänge des Benediktinerklosters Scheyern liegen dabei in Bayrischzell. Doch 1119 zogen die Mönche in die Burg Scheyern, weil sie dort wesentlich bessere Bedingungen für eine Bewirtschaftung vorfanden, wo sie dann unter anderem eine eigene Brauerei einrichteten. Stifterin und Gönnerin des Klosters war die Gräfin Haziga, die Gemahlin des Pfalzgrafen Otto von Scheyern. Ihr zu Ehren wird jedes Jahr ein Haziga-Stück aus der Klostergeschichte von den Kindern der Singschule aufgeführt, das immer gut besucht ist: Am Schluss bekommt jedes Kind einen Euro und etwas Süßes, womit ein Wunsch der Stifterin erfüllt wird. "Das ist etwas ganz Besonderes, das es nur in Scheyern gibt", erklären Alice Köstler-Hösl und Veronika Feldmann, die Beide schon seit Jahren in der Singschule zusammenarbeiten.

Fusion bestehender Chöre und Gruppen als Anfang

Die Basilika-Singschule hat sich zu einem richtigen Kleinod entwickelt, die heuer ihr zehnjähriges Bestehen feiert - wobei wirklich gefeiert wird coronabedingt erst 2022. Im Jahr 2011 hat der erste hauptamtliche Kirchenmusiker Scheyerns, Christian Bischof, den bestehenden Kinderchor und die Aktionsgruppe zusammengefasst, um damit - zusammen mit der neu gegründeten Jugendkantorei - eine musikalische Ausbildung vom Kindergartenalter bis zum Eintritt in den Basilikachor als Erwachsener zu gewährleisten.

"Damit sicherte Bischof die lange Tradition der Suche und Förderung von musikalischen Talenten in der Gemeinde und der Region, die schon viele Früchte bis in die professionelle Musik getragen hat", freut sich der jetzige Kirchenmusiker Martin Seidl. Dazu gehören Jörg Duda (Komponist), Hans Jürgen Huber (Trompete), Max Hanft (Korrepetitor beim Chor des Bayerischen Rundfunks, Organist und Cembalist) und viele andere.

Seidl wagt noch einen zusätzlichen Ausblick auf die Kirchenmusik insgesamt: Nicht erst seit Corona gibt es bei der Kirchenmusik einen schwierigen Trend: Die Altersdurchschnitte in den Kirchenchören steigen, überall hört man von Auflösungen schon fast Jahrhunderte alter Chorstrukturen. Ein Neuaufbau oder zumindest die Erhaltung des Status quo kann nur "von unten her" zielführend sein - durch Kinder, die in diese Aufgabe hineinwachsen. "Dazu wollen wir mit unserer Arbeit einen Beitrag leisten, nicht nur für unsere Gemeinde: Egal, wo das Leben die Kinder später einmal hintreibt, ein singender Mensch ist in jeder Gemeinde jederzeit willkommen und sofort integriert", ist sich Martin Seidl sicher.

Ein engagiertes Team begeistert für die Singschule

Karl-Heinz Söndermann betrieb während seiner über 40-jährigen kirchenmusikalischen Arbeit in Scheyern eine sehr erfolgreiche Kinder- und insbesondere Jugendchorarbeit. "Ich habe den Kinderchor 1997 von Karl-Heinz Söndermann übernommen", erklärt Alice Köstler-Hösl. "Die Vroni Feldmann hat die Aktionsgruppe gegründet, aber wir sehen uns beide als Urgesteine", sagen sie lachend.

Pater Benedikt als Pfarrer begleitet das Projekt von Anfang an. "Es ist ein Geschenk für uns, so gut vernetzte und engagierte Leiterinnen zu haben", bemerkt er dazu und freut sich, dass mit Martin Seidl ein ausgezeichneter Stimmbildner nach Scheyern gekommen ist, der vorher beim renommierten Tölzer Knabenchor die Stimmen formte.

Alice Köstler-Hösl ist seit 1992 nebenberuflich als C-Kirchenmusikerin in der Pfarrei Scheyern tätig und leitet und betreut den Kinderchor. Musikpädagogin Veronika Feldmann mit ihren Aktionsgruppen ist ebenfalls seit über 20 Jahren dabei, und sie hat die Jüngsten unter ihre Fittiche genommen hat. Auch ihre Tochter Theresa leistet tolle Arbeit. Sie studiert fast akrobatische Tänze ein, macht die entsprechende Choreographie und sucht die passende Musik aus. Ein Team, das sich gefunden hat und super zusammenpasst.

Die Basilika-Singschule Scheyern ist also heuer zehn Jahre alt geworden. "So etwas muss gefeiert werden", war man sich in der Pfarrei und im Kloster Scheyern einig. "Aber erst im nächsten Jahr, wenn es denn möglich ist", hoffen Alice Köstler-Hösl und Veronika Feldmann. "Wir haben schon viele Aktionen fürs kommende Jahr geplant", kündigt Köstler-Hösl an - aber verraten wird noch nichts.

Wenn Köstler-Hösl und Feldmann so zurückdenken, kommen viele Erinnerungen wieder an die Oberfläche. Im Jahr 2000 hat der Kindergarten St. Martin sein 25. Jubiläum gefeiert und das Musical "Der Regenbogenfisch" wurde am Sportplatz aufgeführt. "Mein Kinderchor hat gesungen und aus diesem Musical ist der Name "Aktionsgruppe" entstanden", weil laut Feldmann die Kinder als Schauspieler, Tänzer, Erzähler und Darsteller verschiedene Aktionen machten und "der Name steht bis heute".

Endlich wieder gemeinsam proben

Wenn die beiden Leiterinnen bei Konzerten beobachten, dass schon die Kindergartenkinder mit Begeisterung mitsingen und die Jugendchöre auf hohem Niveau den Anforderungen der aufgeführten Stücke gerecht werden, entschädigt sie das für alle Strapazen: "Es ist eine durchgehende Linie. Wir bekommen immer wieder von den Eltern Rückmeldungen, dass unsere Aufbauarbeit zielgerichtet ist." Köstler-Hösl macht Chorarbeit in großen Gruppen mit Schülern von den zweiten bis fünften Klassen. Feldmann recherchiert bereits im Kindergarten, wo sie arbeitet, und bringt die Kleinsten zum Kindergartenchor. "Ich spreche halt die Leute an. Die Kinder sind noch sehr personenbezogen, da tut man sich leichter. Aber wir haben nicht nur ,meine' Kindergartenkinder, es kommen auch Kinder aus Pfaffenhofen zu uns - wir sind für alle offen."

Für Beide ist die Wertschätzung, die ihnen von Seiten der Eltern, der Pfarrei und des Klosters entgegengebracht wird, "eine große Motivation und wichtig ist uns auch die immer gut funktionierende Zusammenarbeit mit dem Kirchenmusiker". Seit 2010 haben die Pfarrei und das Kloster Scheyern zusammen einen hauptamtlichen Kirchenmusiker. Die beiden Musiklehrerinnen frotzeln da gerne ein bisschen: "Alle sind sie nur zwei Jahre geblieben", aber die Beiden gestehen: "Jeder hat seine Spuren hinterlassen." Seit 2018 ist jetzt Martin Seidl da: "Der bleibt uns schon länger", hofft Feldmann. "Unter anderem hat Seidl für das Klostermusical die Lieder getextet." Das Stück wurde zum 900. Jahrestag der Benediktiner in Scheyern aufgeführt.

Die Singschule hat jetzt drei Altersgruppen, und zwar erste bis dritte Klasse, vierte bis sechste Klasse und siebte bis neunte Klasse. "Wir sind angenehm überrascht, dass die Großen jetzt noch weitermachen wollen", freut sich Feldmann. Eine lange Zeit seit Mitte Oktober 2020 bis nach den Pfingstferien 2021 konnte coronabedingt nicht mehr geprobt werden, doch nun hofft man wieder durchstarten zu können.

Momentan probt donnerstags ab 15.30 Uhr der Vorschulchor mit Feldmann. "Es können alle Kinder mitmachen - ob drei oder fünf Jahre alt ist egal - sie müssen nur alleine dableiben", macht Feldmann zur Auflage.

Köstler-Hösl beginnt mit dem Kinderchor der zweiten bis fünften Klassen, auch immer donnerstags, von 16.30 bis 17.30 Uhr im Probensaal im Pfarrzentrum.

Die Aktionsgruppen proben mit Theres Feldmann montags projektweise und nach Absprache.

PK