Münchsmünster
Barrierefrei mit Hindernissen

Der Zorn in Münchsmünster über den Zustand des Bahnhofsgeländes wächst

18.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:07 Uhr
  −Foto: Lamprecht

Münchsmünster (PK) Der Unmut in Münchsmünster auf die Bahn wächst. Die fehlende Barrierefreiheit am Bahnhof ist der Verwaltung und betroffenen Bürgern ein Dorn im Auge. Auf die Missstände angesprochen, scheint die Bahn nicht zu reagieren.

"Mit zweifelndem Blick steht Franz Josef Schober an der Treppe der Unterführung, die am Bahnhof Münchsmünster hinüber zum Bahnsteig führt. Sohn Hannes (13), der vor ihm im Rollstuhl sitzt, schüttelt den Kopf: "Das geht nicht Papa", sagt er. "Nein, Hannes, da hast du recht. Das geht nicht." Es ist kein neues Problem, mit dem sich Schober und sein Sohn konfrontiert sehen, aber eines, das in Münchsmünster für immer mehr Unmut bei Bevölkerung und Gemeindeverwaltung sorgt: Die fehlende Barrierefreiheit am örtlichen Bahnhof. Der schlechte Zustand der Anlage, die fehlende Beleuchtung, die fehlenden sanitären Anlagen, das Wasser, das bei Regen oft Zentimeter hoch in der Unterführung steht und auf dem man nach Aussage einiger Münchsmünsterer "im Winter Schlittschuhfahren kann". Sicherheit, so ist man sich im Ort einig, schaut anders aus.

"Wir als Gemeinde und auch ich ganz persönlich fordere die Bahn schon lange auf sich da endlich etwas einfallen zu lassen und zu handeln", zürnt Bürgermeister Andreas Meyer. "Wir bemühen uns um Barrierefreiheit im Ort, wir bemühen uns um ein ansprechendes Ortsbild und wir bemühen uns auch, unseren Bürgern den öffentlichen Personennahverkehr schmackhaft zu machen. Aber so geht das da draußen einfach nicht mehr weiter."

Der Grund für Meyers Zorn ist dabei vielfältig: Immer wieder habe man die Bahn auf die Missstände hingewiesen und sie gebeten, für Beleuchtung zu sorgen, die Unterführung herzurichten, den Zugang für Menschen mit Behinderung, aber auch für Eltern mit Kinderwagen wie auch für ältere Menschen zu vereinfachen. Getan hat sich seither nichts. Das Argument, das er immer wieder zu hören bekommen habe: Es gibt ja einen barrierefreien Zugang zum Bahnsteig.

Diesen Weg nutzt derweil draußen am Bahnhof auch Schober mit seinem Sohn. Echte Barrierefreiheit und vor allem Sicherheit sehen allerdings - da sind sich die beiden mit vielen anderen Bahnfahrern, die erzwungenermaßen diesen Weg gehen müssen, einig - anders aus. Gilt es dabei an einer recht steilen Stelle zunächst einmal eine Kette auszuhängen - "da brauche ich", sagt Schober, "schon mal die Rollibremse und idealerweise noch eine dritte Hand, die ich halt mal nicht habe" - von dort geht es über ein Gleis und dann auf einer teils geschotterten und teils bruchstückhaft betonierten Strecke direkt am mittleren und recht häufig befahrenen Gleis entlang - "der Untergrund ist für alles, was Räder hat und nicht gerade ein Geländefahrzeug ist, nicht ideal. Aber das Schmuckstück kommt ja erst noch." Dieses Schmuckstück ist die hölzerne und inzwischen leicht morsche und löchrige Rampe, die die Schobers wieder hinauf zum Bahnsteig führt.

"Allein", sagt Vater Schober, "käme der Hannes da höchstens mit einem E-Rolli rauf. Allerdings haben wir an der Seite auch kein Geländer. Das bedeutet, dass er bei einer winzigen falschen Bewegung beim Steuern mit dem Kopf voran auf dem Gleis landen würde. Und sind wir ehrlich: Es ist auch keine Lösung, um ein Loch in so einer Rampe einen gelben Kreis zu malen. Dann sieht man es zwar, aber da ist es ja immer noch."

Zustände, die für die Schobers, aber auch für viele andere Betroffene wie auch für Bürgermeister Meyer längst unhaltbar geworden sind. Die klare Forderung: Es muss sich etwas ändern und das, nicht nur mit Blick auf die aktuell laufende Ansiedlung der Hollerhauszweigstelle im Ort, so schnell wie möglich.

Schobers Vorschlag wäre es deshalb, den Personenverkehr auf das erste, dem Bahnhof am nächsten gelegene Gleis, zu legen. Hier den Bahnsteig zu verlängern und mit einer entsprechende Einstiegshilfe zu versehen, die es Menschen mit Behinderung, aber eben auch Eltern mit Kinderwagen oder Senioren mit Rollator erleichtert, in den Zug zu steigen. Zusätzliches Plus aus seiner Sicht: "Dann entfällt dieses dunkle Loch von Unterführung auch für alle anderen Fahrgäste."

Inwiefern die Idee umsetzbar ist und ob es überhaupt Veränderungen am Bahnhof Münchsmünster geben wird, ist allerdings unklar. Von der Bahn jedenfalls war trotz mehrmaliger Nachfrage keine Stellungnahme dazu zu bekommen.

Susanne Lamprecht