Scheyern
Barocke italienische Lebenslust

Musik zum Träumen mit dem Ensemble "più mosso"

12.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:22 Uhr
Bestens aufeinander eingespielt ist das Barockensemble "piu mosso "mit Kjell Pauling (von links), Martin Rothe, Anja Czak, Regine Schlereth und Matthias Schick. −Foto: Foto: Steininger

Scheyern (PK) Eine glanzvolle Fortsetzung fanden die Scheyerer Sommerkonzerte am Freitagabend mit dem Barockensemble "più mosso". Das faszinierte die Zuhörer im ausverkauften Kreuzgang durch mitreißende Interpretationen sogenannter "Alter Musik".

Die passte hervorragend zum mit Kerzenlicht illuminierten Ambiente des Kreuzgangs, "der Räume der Einkehr mit Räumen der Arbeit verbindet, wie es heute auch die Musik mit uns allen macht", so Pater Lukas in seiner Begrüßung vor Konzertbeginn. "Aber bevor Verbindung entsteht, braucht es Bewegung, braucht es "più mosso", leitete Pater Lukas über zum Konzertabend. Denn der Name des Ensembles ist eine musikalische Vortragsbezeichnung und bedeutet soviel wie "mehr bewegt".

Da ist der Name wirklich Programm, denn "più mosso" bestechen durch ihr musikalisches Temperament, und das nicht nur in den Allegro- und Presto-Sätzen, sondern auch in Largo-Passagen, denn Gefühl ist schließlich auch eine Seite des Gemüts. Dazu bedienen sich die fünf diplomierten Damen und Herren des Ensembles historischer Instrumente, darunter insbesondere die Blockflöte, meisterhaft interpretiert von Kjell Pauling, und die Wohlklänge des barocken Cembalos, gespielt von Regine Schlereth. Letzteres bildet zusammen mit dem Cello von Matthias Schick über alle Titel hinweg einen beeindruckenden Basso Continuo und somit das Fundament zur Flöte sowie zu den Violinen von Anja Czak und Martin Rothe. Der hat das Ensemble im Jahr 2014 gegründet und ist auch zuständig für die Moderation, die er mit Charme und auch mal augenzwinkernd ausübt und nebenbei noch Informationen über die Stücke und/oder deren Komponisten vermittelt.

Die sind entweder von bekannten italienischen Tonkünstlern wie Vivaldi oder Scarlatti, oder zumindest italienisch geprägt, auch wenn sie von Telemann oder Boismortier stammen. Andere Namen im Programm sind weitgehend unbekannt, deren Stücke aber echte Preziosen, die "più mosso" ausgegraben und mit erfrischender Interpretation vom Staub der Jahrhunderte befreit hat.

So erlebten die Zuhörer im ausverkauften Kreuzgang ein vielseitiges Konzert und ein Ensemble, das wechselweise als Quintett oder Quartett musiziert und so auch den Solisten Gelegenheit bietet, sich besonders zu präsentieren. Als Martin Rothe pausiert, hat Anja Czak Gelegenheit, bei Telemanns Triosonate a-Moll ihr solistisches Können zu beweisen. Flötist Kjell Pauling und Geiger Martin Rothe dagegen liefern sich in Dario Castellos "Sonata Terza G-Dur" ein musikalisches Duell erster Güte, eine zweite Violine hatte der Komponist nicht vorgesehen.

Als Finale dann Vivaldis Konzert für Flöte, Streicher und Basso Continuo g-Moll "La Notte" mit den Sätzen Largo - Presto - Allegro. "Eines von Vivaldis größten, besten und wildesten Stücken" kündigt Rothe an, und er sollte Recht behalten.

Insgesamt ein äußerst präzise intonierendes, harmonisches Ensemble, das vor jedem Stück die Saiteninstrumente nebst Flöte nachstimmt, was für ein Klangbild wie aus einem Guss sorgt. So vergehen die zehn Programmtitel wie im Flug und beim Konzert erprobten Publikum rührt sich zwischen den Sätzen keine einzige Hand zum Applaus. Dafür aber am Ende um so mehr, bis Martin Rothe und sein Quintett eine Zugabe gewähren, Johann Pachelbels klassischen Gassenhauer "Kanon in D". Erneut nicht enden wollender Applaus, bis sich ein Teil der Zuhörer für den Nachhauseweg erhebt, aber schnellstens wieder Platz nimmt. Denn "più mosso", denen Ambiente und Publikum sichtlich Freude bereitet haben, setzen noch einen drauf: Das Allegro aus Vivaldis Kammerkonzert in a-Moll ist ihre Art, sich beim Publikum zu bedanken.

Hans Steininger