Baar-Ebenhausen
Der Patient im Mittelpunkt

PK TRIFFT Elmar Stegmeier aus Baar-Ebenhausen, der eine Analyse-Methode für das Gesundheitswesen entwickelt hat

29.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:02 Uhr

In seiner Beraterfunktion überzeugt Elmar Stegmeier aus Baar-Ebenhausen Unternehmen davon, dass der Patient bereits bei der Produktentwicklung an erster Stelle stehen sollte. - Foto: Grindinger

Baar-Ebenhausen (PK) Im Rennen um den Ingolstädter Gründerpreis sind heuer 17 Projekte, einige davon aus dem Landkreis Pfaffenhofen. Wir stellen in unserer Zeitung diese Kandidaten vor. Heute ist Elmar Stegmeier aus Baar-Ebenhausen an der Reihe.

Im Gesundheitswesen steht der Patient im Mittelpunkt - so sollte es jedenfalls sein. Für Elmar Stegmeier wird der Patient bei der Entwicklung von neuen Produkten jedoch viel zu wenig berücksichtigt. Der 41-jährige Biologe aus Baar-Ebenhausen hat eine neuartige Analyse-Methode entwickelt, um eben die Patientenorientierung zu messen und nachhaltig zu verbessern. Mit diesem Projekt bewirbt er sich um den Ingolstädter Gründerpreis.

Elmar Stegmeier kennt das Gesundheitswesen wie seine Westentasche, war zehn Jahre in der Projektbewertung tätig und zuletzt von 2012 bis 2014 Bereichsleiter für integrierte Versorgung bei der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. In dieser Zeit ist auch die Idee zur sogenannten IHIM-Methode ("Integrated Healthcare Impact Mapping") entstanden, die er 2015 neu entwickelt hat. Laut Elmar Stegmeier ist die IHIM-Methode weit mehr als eine typische Unternehmensanalyse.

"Integrierte Versorgung ist insbesondere für chronisch Kranke wie Diabetiker, Schlaganfall- oder Krebspatienten von Bedeutung", erklärt er. Durch die systemische Trennung zwischen Akutversorgung, Rehamaßnahmen und Nachsorge zu Hause entstünden zwangsläufig Brüche, die für den Patienten von Nachteil seien, führt der 41-Jährige weiter aus. Die Folge: Der Patient ist länger krank, was sich wiederum negativ auf die Gesellschaft auswirkt. "In der Analyse betrachte ich das Produkt dahingehend, wo es in Akut, Reha oder Nachsorge verortet ist und ob es Potenzial hat, in andere Sektoren zu greifen", sagt Elmar Stegmeier.

Der Baar-Ebenhausener hat sich auf Start-up-Unternehmen und innovative Produkte aus dem Gesundheitswesen spezialisiert, beispielsweise aus der Medizintechnik, Pharmazie oder Diagnostik. Aber auch Krankenkassen, Universitäten und Kliniken zählen zum potenziellen Kundenkreis. "Mit meiner Methode lässt sich Patientenorientierung nachweisen und graphisch darstellen", so der Gründer. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Analyse-Instrumenten geht Elmar Stegmeier über den unmittelbaren Effekt - in der Regel die Heilung oder Linderung des Leidens - hinaus und betrachtet zusätzlich die soziale Wirkung. "Krankheit hat immer auch Auswirkung auf die Gesellschaft. Über die soziale Wirkungsanalyse kann die Patientenorientierung wissenschaftlich beschrieben werden", so Stegmeier.

In Akquise-Gesprächen versucht Elmar Stegmeier, die potenziellen Kunden von der Wichtigkeit der Patientenorientierung zu überzeugen. "Patientenorientiertes Denken sollte bereits bei der Produktentwicklung eine Rolle spielen", ist der Biologe überzeugt. Durch die Analyse wird außerdem die Positionierung auf dem Markt verdeutlicht, wodurch sich Kooperationen mit anderen Unternehmen ergeben können.

Ende 2015 hatte der Unternehmer seinen ersten Auftrag für ein Berliner Start-up, das einen innovativen Ausatemtest zur Analyse der Leberfunktion entwickelt hat. Empfohlen wurde Elmar Stegmeier von einem der Investoren des Start-ups. "Ich war überrascht, wie schnell sich meine Methode herumgesprochen hatte", freut sich Stegmeier. In Sachen Werbung setzt er vor allem auf Direktakquise, kann er doch auf zahlreiche Kontakte aus seiner beruflichen Vergangenheit zurückgreifen. Die Teilnahme am Ingolstädter Gründerpreis war für Elmar Stegmeier wichtig, um "Bestätigung und Bestärkung" zu erfahren; für ihn geht es weniger darum, zu gewinnen, sondern um den Netzwerkgedanken und die Beratung.

Den Wechsel aus einer sicheren Festanstellung in die Selbstständigkeit hat Elmar Stegmeier noch keinen Tag bereut. "Mich hat es vor allem gereizt, etwas komplett Neues zu entwickeln", sagt der 41-Jährige. "Ich glaube voll und ganz an meine Idee und bin mir sicher, dass es funktioniert. Durch die Komplexität des deutschen Gesundheitssystems hat meine eingehende Analyse ihre Berechtigung."