Pfaffenhofen
Aus Wohnungssuchenden werden Genossen

Über 80 Interessenten für das geplante Genossenschaftsprojekt an der Raiffeisenstraße

03.07.2018 | Stand 25.10.2023, 10:30 Uhr
Die Fragen von rund 80 Interessenten beantwortete WoGeno-Vorsitzender Markus Käser bei einem Infoabend im Hofbergsaal. −Foto: Foto: Herchenbach

Pfaffenhofen (PK) Auf enormes Interesse ist der Informationsabend der neu gegründeten Pfaffenhofener Wohnungsbau-Genossenschaft (WoGeno) gestoßen. Über 80 Interessenten sind in den Hofbergsaal gekommen, um sich für eine der geplanten Wohnungen an der Raiffeisenstraße zu bewerben.

Gründungsmitglied und stellvertretender WoGeno-Vorsitzender Markus Käser war "überwältigt" von dem Andrang und trug immer wieder neue Stühle in den Saal. Das Publikum war gemischt: Singles waren gekommen, junge Eltern, Paare mittleren Alters, Rentner. Sie alle haben dasselbe Problem: Sie suchen eine bezahlbare Wohnung. Zu der will ihnen die WoGeno verhelfen, die an der Raiffeisenstraße zwei dreigeschossige Bauten mit maximal 20 Wohnungen errichten will. Das 1900 Quadratmeter große Eckgrundstück hat ihnen, freute sich Käser, der Pfaffenhofener Architekt Peter Hechinger in Erbpacht mit Vorkaufsrecht überlassen, zu einem Preis, "der weniger als die Hälfte dessen ist, was ortsüblich ist". Das Projekt nimmt Fahrt auf: Spatenstich soll schon im nächsten Jahr sein, Erstbezug dann 2020.

Wer dort einziehen darf und wie die insgesamt 1300 Quadratmeter Wohnfläche von der Architektin Rita Obereisenbuchner, ebenfalls im Vorstand, aufgeteilt werden, das sollte in einer "Bedarfsermittlung" an diesem Abend herausgefunden werden. Vom Ein-Zimmer-Appartement bis zur 100-Quadratmeter-Wohnung für Familien ist alles möglich. Dazu wurden Fragebögen verteilt, in denen die Interessenten ihre Wünsche eintragen konnten: Wohnfläche, Anzahl der Kinderzimmer, Balkon, Aufzug. Und vor allem: "Welche besondere Beschwernis betrifft Sie persönlich bei der Suche auf dem Wohnungsmarkt?" Denn die Wohnungen sind gedacht für Normalverdiener, deren Einkommen zu hoch ist, um Anspruch auf eine Sozialwohnung zu bekommen, und das zu niedrig ist, um sich bei den explodierenden Mietpreisen eine Wohnung oder gar ein Eigentum auf dem freien Markt leisten zu können. Eine 33-Jährige brachte es auf den Punkt. Bei ihre stehe die Familienplanung an. Aber mit zwei kleinen Kindern und dazu noch zwei Haustieren habe eine junge Familie bei Vermietern ganz schlechte Karten. Eigentum sei für sie auch keine Option: "Ich bin nicht bereit, mich über meine Möglichkeiten hinaus zu verschulden."

Bei der WoGeno hat sie jetzt die Chance, eine Wohnung zu erwerben, für die sie lebenslanges und vererbbares Nutzungsrecht bekommt. Und das zu einem überschaubaren Preis. Wer sich um eine Wohnung bewerben will, muss für einmalige 1000 Euro Mitglied der Genossenschaft werden und dann pro Quadratmeter Wohnfläche um die 500 Euro auf den Tisch legen (wobei, so Käser, Finanzierungshilfen möglich sind). Damit hat er Mitsprache bei allen Belangen rund um das Bauprojekt und die spätere Verwaltung. Hinzu kommt eine monatliche Nutzungsgebühr, quasi eine Miete. Wie hoch die sein wird, konnte Käser an diesem Abend noch nicht sagen. Nur so viel: "Sie wird unter der ortsüblichen Miete liegen." Die bewegt sich bei Neubauten zwischen neun und zehn Euro. Weil eine Genossenschaft nicht auf Spekulation angelegt ist, sind explodierende Mieten, wie der Markt sie hergibt, kein Thema. Mögliche Gewinne fließen für Investitionen zurück in die Genossenschaft, Kündigungen etwa wegen Eigenbedarfs sind ausgeschlossen.

Dennoch hatten die Interessenten viele Fragen. Wie hoch die Nebenkosten seien? Das, erklärte Käser, haben die Genossen selbst in der Hand: Wenn die Gemeinschaft beispielsweise selbst Schnee schaufelt, spart sie sich einen Hausmeister. Frage: "Was ist, wenn ich ausziehen muss, weil ich ins Pflegeheim komme und keinen Erben habe?" Käser: "Dann bekommen Sie ihre Einlage zurück." Frage: "Was ist, wenn ich heirate und eine größere Wohnung brauche?" Antwort: "Dann tauschen Sie die Wohnung." Was allerdings voraussetzt, dass es in der Wohnanlage jemanden gibt, der auch umziehen will. Deshalb ist klar: Je mehr Wohnungen eine Genossenschaft zur Verfügung hat, umso größer ist die Chance, untereinander zu tauschen. Käser: "Drum ist es gut, wenn wir viele Wohnungen haben." Die WoGeno soll wachsen, das ist erklärte Absicht. Frage: "Wie werden die Wohnungen ausgestattet sein?" Käser: "Wir planen kein Gebäude, das man auf dem freien Markt optimal verkaufen kann. Wir ermitteln den Bedarf." Deshalb die Fragebögen, in denen sich auch nach der Wunschausstattung für die Bäder erkundigt wurde. Und wenn es jetzt mehr Interessenten gibt als Wohnungen? Ausgewählt, sagt Käser, wird nach sozialen Kriterien. Und ansonsten wird weiter geplant und gebaut. "Wir können als WoGeno alles bauen, wo ein Vorteil für die Gemeinschaft entsteht." Und das könne auch eine Reihenhaussiedlung sein.

Albert Herchenbach