Pfaffenhofen
Aus Sorge und aus tiefer Liebe zu Israel

Schauspielerin Nirit Sommerfeld fordert Rückzug ihres Heimatlandes aus besetzten palästinensischen Gebieten

20.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:12 Uhr
Nirit Sommerfeld wurde in Israel geboren. Sie kritisiert die Politik ihres Heimatlandes. −Foto: Foto: Franke

Pfaffenhofen (PK) Einen sehr persönlichen Vortrag über ihr Geburtsland Israel hat die Schauspielerin, Sängerin und Autorin Nirit Sommerfeld im Hofbergsaal in Pfaffenhofen vor rund 35 Zuhörern gehalten.

Sommerfeld ist Geschäftsführerin des Vereins "Bündnis für die Beendigung der israelischen Besatzung". Er fordert wie die UNO einen Rückzug Israels aus den seit 1967 besetzten palästinensischen Gebieten und die Beendigung der Blockade des Gazastreifens.

Sommerfeld liebt Israel. Dort wurde sie im sonnenreichen Eilat am Roten Meer geboren und dort verbrachte sie, wie sie berichtete, eine sehr glückliche Kindheit. Ihr Großvater väterlicherseits war im KZ ums Leben gekommen. Der Kaufmann aus Chemnitz hatte als Offizier in der kaiserlichen Armee gedient und verstand sich wie viele seiner Generation als Deutscher, eben jüdischen Glaubens. Ihre Vorfahren mütterlicherseits waren Juden aus Marokko und für ihre Großmutter war Arabisch die Muttersprache. Später gingen ihre Eltern, die in der Hotelbranche tätig waren, noch während ihrer Schulzeit mit ihr nach Ebersberg in Bayern und anschließend nach Ostafrika. Danach absolvierte Sommerfeld am Mozarteum in Salzburg ihre Ausbildung zur Schauspielerin.

Dieser Werdegang hat ganz offenkundig ihre Einstellung gegenüber anderen Kulturen geprägt. 2007 beschloss Sommerfeld, mit ihrem Ehemann und ihren Kindern nach Israel, dem Land ihrer Kindheit zurückzukehren, wo auch viele ihrer Verwandten leben. Bald aber, berichtete sie, begann sie die Diskriminierung und das für die palästinensische Minderheit demütigende Verhalten vieler Israelis zu stören. Sie machte Reisen in das Westjordanland, um sich ein Bild von der Situation der Palästinenser in den besetzten Gebieten zu machen, die dort weitgehend rechtlos unter der israelischer Militärbesatzung lebten. Die "Enteignungen und Landbeschlagnahme zum Zweck des Baus rein jüdischer Siedlungen, die tagtäglichen Demütigungen der Palästinenser an den zahlreichen Checkpoints und das brachiale Vorgehen von Siedlern und israelischen Militär haben mich entsetzt", sagt sie. Darüber zu sprechen sei selbst mit Verwandten kaum möglich gewesen. Es gäbe wenig Bereitschaft, sich in die Situation der Palästinenser hinein zu versetzen und die israelischen Sperranlagen, die die besetzten Gebiete vom Kernland Israel trennten, machten es möglich, die Augen vor deren Not zu verschließen.

Nirit Sommerfeld beklagte in Pfaffenhofen das Feindbild, das in den Schulen gegenüber den Arabern gelehrt werde und die durch die Besatzungspolitik bedingte Militarisierung der israelischen Gesellschaft. Sie habe sich deshalb bereits 2009 mit ihrer Familie entschlossen, das Land wieder zu verlassen.

Aus ihrer Sicht sei es für die Zukunft Israels dringend erforderlich, sich aus den besetzten Gebieten zurückzuziehen und die Palästinenser als gleichberechtigte Gesprächspartner zu akzeptieren. Dass ein friedliches Zusammenleben von Arabern und Juden zum gegenseitigen Nutzen möglich sei, habe die Geschichte Spaniens im Mittelalter gezeigt. Dafür setze sie sich ein, gerade weil ihr Israel am Herzen liege.

Heute organisiert Sommerfeld Gruppenreisen in ihr Geburtsland, bei denen sie Interessierten die Schönheiten des Landes, aber auch die Situation in den besetzten Gebieten zeigt. Veranstalter des Abends waren die "Freunde von Valjevo".