Pfaffenhofen
Aufruf zum Umsturz: AfD nach Online-Post einer Funktionärin in Erklärungsnot

15.04.2021 | Stand 19.04.2021, 3:33 Uhr
Im Streit um die Einstufung als Verdachtsfall durch den Verfassungsschutz hat das Verwaltungsgericht Köln den AfD-Antrag abgelehnt. −Foto: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa

Pfaffenhofen - Durch einen privaten Online-Beitrag einer Funktionärin in den sozialen Medien gerät der Kreisverband Freising-Pfaffenhofen der AfD in Erklärungsnot.

Schriftführerin Andrea Haberl aus Manching ruft in dem Post zu einem Umsturz auf.

"Demos, wo man tanzt und singt und springt, bringen überhaupt nichts. Das einzigste, was uns retten kann, ist, dieses System zu stürzen", sagt Haberl in ihrer Veröffentlichung, die unter anderem auf dem Videoportal Youtube zu finden ist. Unter dem Titel "Andrea Haberl packt aus, Corona und Great Reset" verbreitet sie außerdem Thesen, die vor allem in Verschwörungstheoretikerkreisen Hochkonjunktur haben.

So sei Corona nur ein Vorwand, die Weltbevölkerung zu minimieren, Kanzlerin Angela Merkel wolle Eltern ihre Kinder entziehen, außerdem stehe fest, dass auch tagsüber eine Ausgangsperre beschlossen werden soll und die Lebensmittelläden auch bald geschlossen werden sollen. Außerdem habe Merkel ihre bald 16-jährige Regierungszeit dazu genutzt, die Richter zu entmachten.

"Es ist ein System, das wohl schlimmer ist als die DDR", sagt Haberl in dem Post, den sie laut AfD-Kreischef Johannes Huber zunächst in einer Chatgruppe der Interessengemeinschaft "Eltern stehen auf" hochgeladen hatte. Haberl habe die Sprachnachricht "aus der Emotion heraus" gepostet, beteuert Huber. "Als Mutter und Großmutter gehen ihr die Regelungen zum Lockdown nahe", sagt er. Noch bevor er Kenntnis von den Äußerungen gehabt habe, sei Haberl auf ihn zugekommen und habe ihn gebeten, ihr Foto von der AfD-Homepage zu nehmen. Er sei diesem Wunsch nachgekommen. "Um sie zu schützen", sagt der Bundestagsabgeordnete. Gegenüber unserer Zeitung wollte sich Haberl nicht äußern. Ein Gesprächsangebot ließ sie verstreichen.

Innerparteilich hat die Aktion für Haberl zunächst keine Konsequenzen. "Wir werden den Fall im Bezirksvorstand Oberbayern ergebnisoffen prüfen", sagt Huber. Bis die Prüfung abgeschlossen ist, soll Haberl also offiziell Schriftführerin des Kreisverbands Freising-Pfaffenhofen bleiben. Bei der Pfaffenhofener Polizei ist bislang keine Anzeige eingegangen, Dienstellenleiter Helmut Fink möchte sich die Sache aber auf alle Fälle anschauen und gegebenenfalls an das zuständige Kommissariat weitergeben.

PK