Geisenfeld
Auflösung statt Jubiläumsfeier

Der "Bayerische Singkreis" gehört nicht mehr zum Kursangebot der Geisenfelder Volkshochschule

14.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:37 Uhr
Seinen 20. Geburtstag feierte der Bayerische Singkreis 2016 noch bei ausgelassener Stimmung, nun steht seine Auflösung als VHS-Chor bevor. −Foto: Zurek

Geisenfeld - Bei keinem anderen Chor der Stadt Geisenfeld schlägt das Wörtchen "eigentlich", das infolge des Coronavirus viele traurige Geschichten prägt, so folgenschwer zu, wie beim Bayerischen Singkreis. Eigentlich hätte er heuer das Vierteljahrhundert seines Bestehens feiern können. Stattdessen hat das Virus ihm sozusagen den "Todesstoß" versetzt. Zumindest in der bisherigen Form als Chor der Volkshochschule.

Er schien nicht wegzudenken aus dem kulturellen Leben der Stadt Geisenfeld. Die Auftritte im kleinen Kirchlein St. Ulrich zu Ainau - vom Passions- bis zum Adventsliedersingen - waren ein beliebter Fixpunkt nicht nur im Kirchenkalender. Für die Proben des Bayerischen Singkreises (ein Kursangebot der Volkshochschule im Rahmen der musikalischen Bildung) galt meist schon ein Semester im Voraus: "ausgebucht!".

"Stellt's euer Sorgensackerl hin" - so hatte der Frauenchor die Gäste anlässlich seines 20. Geburtstags 2016 noch fröhlich ermuntert. Fünf Jahre später ist von dieser Unbeschwertheit nichts mehr übriggeblieben. Schuld daran ist das Coronavirus.

Den Entschluss, die Übungsstunden nicht mehr ins neue Heftl der Vhs aufzunehmen und infolgedessen mit dem Singkreis auch keine öffentlichen Auftritte mehr zu absolvieren, habe sie sich "nicht leicht gemacht", erklärt Chorleiterin Margit Meiers mit hörbarer Wehmut. "Wir haben seit 14 Monaten nicht proben können, was enorme Auswirkungen auf unsere Stimmen und unsere Stimmung hat", so die 68-Jährige. Der Altersdurchschnitt der Sängerinnen, die sich der Pflege traditioneller, alpenländisch-bayrischer Volksmusik im Sinne eines Tobi Reiser, Josef Wimmer, Hans Dreher oder Karl Edelmann gewidmet haben, liege bei 70 Jahren. Einige hätten sogar die 80 deutlich überschritten, und auch sie selber sei ja schon im Rentenalter, gibt die frühere Volksschullehrerin zu bedenken. Da falle es schwer, sich nach einer langen Pause wieder zu motivieren, um allwöchentlich am Erlangen des früheren Niveaus zu arbeiten. "Wir haben nach unserem Adventssingen - dem letzten Auftritt vor Ausbruch des Virus - viel Lob geerntet, das soll nun in der Erinnerung ein schöner Abschluss sein", sagt sie und ergänzt: Die Vorstellung, bei einem Auftritt zu patzen sei ihr und ihren Damen immer schon ein Gräuel gewesen. "Deshalb ziehen wir nun lieber rechtzeitig einen Schlussstrich, bevor es unsere Zuhörer tun", so die Dirigentin.

Ganz mit dem Singen aufhören will die Sangesgemeinschaft aber nicht. "Dafür fühlen wir uns einander und der Musik viel zu sehr verbunden", gesteht Meiers. Sie sucht nun nach Alternativen zu den regelmäßigen Kursstunden. "Ich denke da an eher zwanglose Treffen, bei denen wir gemeinsam Lieder anstimmen, ganz ohne den Druck der Perfektion und ohne den Stress, den die Planung von Konzerten mit sich bringt", formuliert sie einen Vorschlag, der wie sie hofft, auch bei ihren rund 30 Sängerinnen auf Gegenliebe stoßen wird. "Mal schauen, wie es weiter geht. Momentan schwanken wir alle noch zwischen tiefer Trauer und Resignation", beschreibt Meiers die Emotionen im Ensemble. Enttäuscht sein werden sicher auch die vielen treuen Zuhörer. Und all die Geisenfelder Vereine, in deren caritative Projekte der Erlös aus den diversen Benefiz-Veranstaltungen und dem Verkauf ihrer CD geflossen ist.

GZ

Maggie Zurek