Pfaffenhofen
Zahl der Asylbewerber stagniert

Obwohl kaum noch neue Flüchtlinge in den Landkreis kommen, werden die Unterkünfte nicht leerer

16.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:58 Uhr
Aufgebrachte Flüchtlinge in Manching: Bei diesem Pressetermin im Mai war die ehemalige Kaserne noch ein Transitzentrum - und es ging hoch her. Seit August ist die Unterkunft das oberbayerische Ankerzentrum, die Lage dort hat sich wie im gesamten Landkreis etwas beruhigt. −Foto: Hauser

Pfaffenhofen (PK) Es kommen kaum noch Asylbewerber in den Landkreis Pfaffenhofen. Trotzdem nimmt die Zahl der hier lebenden Flüchtlinge nur langsam ab. Gut 900 warten in den 63 dezentralen Unterkünften und im Manchinger Ankerzentrum auf eine Entscheidung in ihren Asylverfahren - und 235 Anerkannte finden keine Wohnung.

Die aktuellen Zahlen gab Abteilungsleiter Michael Reile im Sozialausschuss des Landkreises bekannt. Unter dem Strich leben im Landkreis nach wie vor 1133 Flüchtlinge, also nur 90 weniger als vor Jahresfrist. Auch an ihrer Verteilung im Landkreis (siehe Grafik) ändert sich wenig. Das Ankerzentrum in Manching beherbergt etwas über 300 Asylsuchende. Die Städte Pfaffenhofen (193) und Geisenfeld mit der ehemaligen Patriotstellung (153) sind noch vor Wolnzach und Reichertshofen am stärksten belastet. Und die kleineren Süd-Gemeinden haben nach wie vor kaum eine Last zu tragen. In Gerolsbach lebt sogar kein einziger Flüchtling.

Die Zeiten, in denen auch der Kreis Pfaffenhofen kaum wusste, wohin mit den Neuankömmlingen, sind lange vorbei. Heuer wurden dem Landkreis gerade mal elf Flüchtlinge neu zugewiesen. Im Rahmen des Familiennachzugs kamen außerdem 13 Angehörige von anerkannten Flüchtlingen neu an. Auch weil von den insgesamt knapp 700 Personen mit humanitärem Aufenthaltsrecht immerhin 235 keine eigene Wohnung finden können (und daher als "Fehlbeleger" weiterhin in den Flüchtlingsheimen leben), nimmt die Zahl der dezentralen Unterkünfte kaum ab. 63 sind es nach wie vor, lediglich vier weniger als vor Jahresfrist. Bei den Nationalitäten, die unter der Flüchtlingen im Landkreis am häufigsten vertreten sind, stechen Afghanistan (42,5 Prozent), Pakistan (15 Prozent), Nigeria (12,5 Prozent) und Syrien (10 Prozent) hervor.

Die Zahlen wurden im Sozialausschuss ohne große Debatte hingenommen. Landrat Martin Wolf (CSU) meinte kommentierend: "Wir haben 1200 - und es werden nicht weniger." Die Flüchtlingspolitik spalte die Gesellschaft, fügte er an. Eine Lösung habe auch er nicht. Aber es müsse eine gefunden werden. Die gesamte Debatte fuße aus seiner Sicht auf zwei Pfeilern: dem Gebot der Menschlichkeit auf der einen Seite und auf der Sicherung des Rechtsstaats auf der anderen.

Wolfs Stellvertreter Josef Finkenzeller von den Freien Wählern merkte an, dass ihm zu Ohren gekommen sei, dass bei den anerkannten Flüchtlingen die Bereitschaft, die Sprache zu lernen und freiwillige Angebote wahrzunehmen, sinke. Er fragte bei Reile nach, ob er diesen Eindruck bestätigen könne. Das konnte Reile nicht. In Einzelfällen könne dies zwar so sein. "Aber so etwas lässt sich nicht pauschal verallgemeinern." So wie halt fast alles, was in Bezug auf die Flüchtlinge geäußert werde, fügte er an.

Bei den Kosten, die für die Flüchtlinge im Landkreis anfallen, ändert sich trotz der leicht sinkenden Personenzahlen wenig bis gar nichts. Auf 6,3 Millionen Euro für das laufende Jahr schätzt sie das Landratsamt - und das ist sogar ein wenig mehr als in den Vorjahren. Der Grund liegt vor allem in den notwendigen Reparaturen in den verschiedenen Unterkünften. "Das hatten wir bislang nicht - aber das kommt jetzt auf uns zu", meinte Reile. Ein zweiter Punkt sind die psychischen Krankheiten, die bei den Flüchtlingen immer häufiger auftreten und deren Behandlung ebenfalls Geld kostet. "Das ist sogar irgendwo verständlich", fügte Landrat Wolf an. Das jahrelange Warten auf eine Entscheidung zehre wohl an der Psyche.

Die genannten 6,3 Millionen Euro muss der Landkreis übrigens nicht selbst bezahlen. Vielmehr wird ihm das Geld vom Freistaat Bayern zurückerstattet. Auch wenn das manchmal eine ganze Zeitlang dauere, wie der Landrat anmerkte. Beim Personal kann das Landratsamt seinen Aufwand langsam herunterfahren. Inzwischen sind nur noch 23 Mitarbeiter mit den Belangen der Flüchtlinge befasst: elf im Bereich Asyl, zwölf mit Leitung, Verwaltung, Sozialhilfe und Heimaufsicht.

Im Manchinger Ankerzentrum (Anker steht für Ankunft, Entscheidung und Rückführung) ist das Landratsamt in erster Linie für finanzielle Leistungen zuständig. Der Umbau der Gebäude, um dort personell auch gelegentlich präsent sein zu können, zieht sich laut Landrat Wolf jedoch in die Länge. Nicht vor Mitte nächsten Jahres könne dort ein Büro eingerichtet werden. Was Wolf aber weit mehr umtrieb, war die Quote der Rückführungen. "Ich würde schon gerne wissen, ob von Manching aus wirklich abgelehnte Asylbewerber heimgeflogen werden", sagte er - und kündigte an, hier schon bald genauer nachfragen zu wollen. Denn falls ausgeflogen würde, seien davon wohl kaum Flüchtlinge aus Pfaffenhofen betroffen, kommentierte er die stagnierenden Zahlen.

Zwei weitere Informationen deuten hingegen an, dass es mit dem Flüchtlingsthema langsam zu Ende geht. Der zusammen mit der Caritas eingeführte Flüchtlingsfonds ist mittlerweile so gut wie leer. Nur noch etwas über 2000 Euro warten auf eine Verwendung. Und die freiwilligen Leistungen des Landkreises werden außerdem von den Asylsuchenden immer weniger in Anspruch genommen. Die Kosten sind auf gut 50000 Euro gesunken - vor Jahresfrist waren sie noch drei Mal so hoch. In dem Topf sind zum Beispiel die Asylsozialberatung (32000 Euro), Dolmetscherkosten (5300 Euro), Internet (9500 Euro), Integrationskurse, Impfkosten, Unfälle und angerichtete Schäden zusammengefasst.
 

Patrick Ermert