Pfaffenhofen
Armut kennt keine Corona-Pause

Vorweihnacht der guten Herzen: PK startet Spendenaktion für den Verein Familien in Not

27.11.2021 | Stand 02.12.2021, 3:50 Uhr
Insbesondere für Heizung und Strom sind die Preise stark gestiegen. Deshalb rechnet der Verein Familien in Not mit einer steigenden Zahl an Hilfsfällen: Vor allem die Nachzahlungen für Strom und Heizung könnten Familien und Alleinerziehende mit geringem Einkommen überfordern, befürchtet der Vorsitzender Helmut Stanglmayr. −Foto: Hager/dpa

Pfaffenhofen - Ganz unter dem Eindruck einer sich verschärfenden Coronalage steht, wie schon im vergangenen Jahr, auch heuer die Spendenaktion Vorweihnacht der guten Herzen, die der DONAUKURIER und seine Heimatzeitungen am ersten Adventswochenende für hilfsbedürftige Menschen und karitative Organisationen in der Region starten. Trotz ungünstiger Vorzeichen hoffen die Verantwortlichen des Vereins Familien in Not, dem die gesamten Spendeneinnahmen aus dem Verbreitungsgebiet des Pfaffenhofener Kurier zufließen werden, auf eine ebenso große Hilfsbereitschaft wie in den vergangenen Jahren. Für den gelungenen Auftakt sorgten bereits zwei Großspenden der Georg-Johannes-Hipp-Stiftung und der Sparda-Bank München.

Seit der Gründung des Vereins Familien in Not im Jahr 1990 hatten Stadtkapelle und Liedertafel Pfaffenhofen jeweils am ersten Adventswochenende die Spendenaktion mit einem Benefizkonzert eröffnet. 2020 zwang der Corona-Lockdown erstmalig zu einer Unterbrechung dieser Tradition. Noch im Frühherbst des laufenden Jahres 2021 weckten die stark gesunkenen Infektionsraten Hoffnungen, die Pandemie weitgehend überstanden zu haben - ein fataler Trugschluss, wie die letzten Wochen zeigten. "Wir hatten uns alle auf den Auftritt gefreut und sind natürlich sehr enttäuscht, dass wir das Benefizkonzert auch heuer absagen müssen, aber wegen der kritischen Entwicklung hatten wir keine andere Wahl", sagt Anton Hirschberger, Zweiter Vorsitzender der Stadtkapelle.

Das Stadtkapellenkonzert ist kein Einzelfall. Wie berichtet, fällt auch die Charity-Gala des Rotary Clubs am kommenden Dienstag pandemiebedingt aus - und weitere Absagen zeichnen sich ab. "Unsere Spendensammlung wird seit jeher von den vielen Benefizveranstaltungen der Kulturschaffenden im Landkreis maßgeblich unterstützt", sagt Michael Kraus, Redaktionsleiter des Pfaffenhofener Kurier und seit einigen Wochen Mitglied im Verein Familien in Not. "Diese Konzerte müssen heuer zwar weitestgehend ausfallen, aber für unverschuldete Notlagen von Familien gibt es keine Corona-Pause - im Gegenteil".

Die Erfahrungen der Aktion 2020/21 lassen ihn dennoch optimistisch auf die bevorstehende Spendenkampagne blicken. "Vergangenes Jahr hatten wir eigentlich damit gerechnet, dass wegen der Absage vieler Kulturveranstaltungen, Vereins- und Firmenfeiern das Spendenaufkommen zurückgehen würde. Tatsächlich konnten wir aber ein neues Rekordergebnis mit 193 000 Euro erzielen." Und die Redaktion sei zuversichtlich, dass die Leserinnen und Leser der Heimatzeitung auch heuer wieder voll hinter der Aktion stehen.

Davon ist auch Helmut Stanglmayr, Vorsitzender des Vereins Familien in Not, überzeugt: "Im vergangenen Jahr hat sich gezeigt, dass in unserem Landkreis während der Pandemie die Solidarität mit den Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, sogar noch gewachsen ist." Mit den Spendengeldern konnte der Verein Familien in Not im laufenden Jahr rund 120000 Euro an Einzelfallhilfen für hilfsbedürftige Menschen und Projekte anderer karitativer Organisationen auszahlen. So wurden unter anderem die Schuldnerberatung der Caritas, Ferienfreizeitmaßnahmen von Regens Wagner und die Suchthilfeeinrichtung Prop in St. Kastl unterstützt. Für das kommende Jahr haben die Mitglieder des Vereins bereits einen Zuschuss in Höhe von 15000 Euro zur Finanzierung des dringend benötigten Kühlwagens für die Pfaffenhofener Tafel genehmigt.

Gegenüber dem Vorjahr sei die Zahl der Hilfsanträge beim Verein Familien in Not heuer wieder angestiegen, so Stanglmayr. Und diese Entwicklung werde sich in den kommenden Monaten wohl noch verstärken. "Wenn wir die Mehrkosten für Benzin und Diesel betrachten oder die Preissteigerungen für Lebensmittel, Miete, Strom und Heizung, dann muss man kein Hellseher sein, um vorherzusagen, dass viele Geringverdiener nicht mehr über die Runden kommen werden", so Stanglmayr.

Vor allem die Nachzahlungen für Strom und Heizung könnten Familien und Alleinerziehende mit geringem Einkommen überfordern, befürchtet Stanglmayr. Wenn dann der Elektroherd oder die Waschmaschine kaputt geht, das Auto repariert werden muss oder Zuzahlungen für Brillen und Zahnersatz anstehen, sind keine finanziellen Reserven mehr vorhanden. Stanglmayr: "Da wird im neuen Jahr ganz bestimmt viel Arbeit auf uns zukommen."

wha