Pfaffenhofen
Antrag auf Gestaltungssatzung für die Altstadt abgeschmettert

Stadträte wollen mehrheitlich an der Fibel aus dem Jahr 2013 festhalten - Trotz dieser Niederlage begrüßt der Heimat- und Kulturkreis die Debatte

22.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:01 Uhr

Pfaffenhofen (mck) Für Neubauten in der Pfaffenhofener Innenstadt, vor allem im historischen Hauptplatz-Ensemble, gibt es seit fünf Jahren eine Gestaltungsfibel.

Der Antrag von ÖDP-Stadtrat Reinhard Haiplik, diese architektonischen Empfehlungen in eine rechtsverbindliche Satzung für die Altstadt zu gießen, ist gescheitert: Der Stadtrat schmetterte die Forderung bei seiner jüngsten Sitzung mit 29:2 Stimmen ab. Nur Haiplik selbst und Manfred "Mensch" Mayer (GfG) stimmten dafür.

Die unverbindliche Gestaltungsfibel ist seit 2013 Grundlage für die Bauherrenberatung, bei der das städtische Bauamt mit Bauherrn und Planern nach guten Lösungen sucht. "Und dabei ist sie ein bewährtes Instrument", urteilte Bürgermeister Thomas Herker (SPD), der den Antrag offenkundig für überzogen hielt: "Wir sind halt nicht Rothenburg. " Dem Antragsteller hingegen war es ernst: "Wir wollen keinen zweiten C&A, keinen zweiten K&L und kein zweites Landratsamt", forderte Haiplik in einer emotionalen Rede. "Solche städtebaulichen Wunden dürfen sich nicht wiederholen. "

Zwar wurden alle drei besagten Gebäude bereits vor Inkrafttreten der Gestaltungsfibel errichtet. Doch Haiplik ging es ums Prinzip. Und er verwahrte sich gegen der Vorwurf, er und die andern ehrenamtlichen Denkmalschützer vom Heimat- und Kulturkreis seien "Rückwärtsgewandte, die sich nach Zuckerbäckerstil und Kulissenarchitektur sehnen" - offenbar in Erwartung ebensolcher Vorwürfe. "Wir fordern nicht langweilige Uniformität, sondern wollen seelenlose, abweisende und geschichtsvergessene Neubauten verhindern", stellte Haiplik klar. GfG-Stadtrat Mayer stellte sich auf seine Seite: "Wir haben eine historische Verpflichtung, zu bewahren. "

Stadtbaumeister Gerald Baumann hingegen hält die Satzung für unnötig: "Die Fibel war in den vergangenen fünf Jahren ein gutes Instrument, um überzeugende Architektur zu erreichen", unterstrich der berufsmäßige Stadtrat mit Verweis auf die Neubau-Planungen fürs ehemalige Café Guggenbichler, den ehemaligen Eisen-Urban und das Café Hipp.

Die Stadtverwaltung hat auch das Stadtplanungsbüro Dömges, das die Fibel erarbeitet hatte, das Forum Baukultur und Kreisheimatpfleger Franz Grahammer um Stellungnahmen zum Antrag gebeten. Und alle drei sprachen sich gegen eine verbindliche Gestaltungssatzung aus. "Kreative Planung, die man gerne begrüßen würde, wird durch eine zu eng gefasste Satzung eher verhindert oder unmöglich", urteilte Grahammer. "In einer Satzung sehe ich die Gefahr der zu starken Reglementierung und dass die kommenden Neubauten nur historisierend und billiger Abklatsch werden", schrieb Sebastian Gerlsbeck vom Forum Baukultur. Die Fibel ermögliche es hingegen, den Charakter der Stadt auch für zeitgenössische Neubauten einzufangen.

"Bauberatung bringt mehr als ein strikter Vorgabenkatalog", ist Stadtbaumeister Baumann überzeugt. Und sollte das nicht fruchten "haben wir alle Möglichkeiten, ein Projekt zu verhindern", unterstrich der Experte mit Blick auf Veränderungssperre und objektbezogenen Bebauungsplan. "Im Zweifel können wir immer die Notbremse ziehen", sagte auch Herker - aber das sei zum Beispiel beim Sigleck versäumt worden.

Dass der Stadtrat im Zweifel konsequent einschreiten sollte, forderte auch Markus Käser (SPD). "Wir müssen nur bereit dazu sein. " Eine verbindliche Satzung hingegen verlagere das Problem nu. "Wir sollten ambitioniertes Bauen nicht nur ermöglichen, sondern sogar fordern", unterstrich Käser.

Franz Niedermayr (FDP) warnte davor, die bisherigen Richtlinien ohne Not zum Gesetz aufzublähen. "Der Antrag an sich ist überzogen", befand auch Martin Rohrmann (CSU) mit Verweis auf die Liberalitas Bavarica: "Leben und leben lassen. " Er wünsche sich so viele Vorgaben wie nötig, aber so wenig Reglementierung wie möglich. Das unterstrich auch Altbürgermeister Hans Prechter (CSU): "Versuchen wir, statt dem Weg der Zwänge lieber den Weg der konsequenten Bauherrenberatung zu gehen", schlug er vor - "bei aller Anerkennung für das Engagement des Heimat- und Kulturkreises".

Dessen Vorsitzende Ursula Beyer, die die Forderung nach der Satzung überhaupt erst angestoßen hatte, zeigte sich trotz der Abstimmungsniederlage zufrieden. "Wichtig war - trotz Ablehnung einer Gestaltungssatzung - die öffentliche Debatte", betonte sie am Tag nach der Sitzung. Jeder Stadtrat habe "öffentlich Farbe bekennen müssen. " Sie hoffe, dass die Kommunalpolitiker ihren Worten tatsächlich auch Taten folgen lassen - und bei Planungssünden künftig mit Veränderungssperren einschreiten. Und auch der Heimat- und Kulturkreis bleibe beim Thema Ensembleschutz aktiv, kündigte Beyer an: "Wir werden weiterhin die Bautätigkeit in der Altstadt verfolgen, soweit es uns möglich ist, und uns weiterhin einmischen. "