Pfaffenhofen
An diesen Werken kommt niemand vorbei

Neuer Pfaffenhofener Kunstverein bringt 30 Gemälde und Fotografien auf den Hauptplatz

30.07.2020 | Stand 25.10.2023, 10:34 Uhr
Kurator Norbert Käs mit einem Rahmen, in den die Poster moniert werden. −Foto: Herchenbach

Pfaffenhofen - Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, kommt der Berg zum Propheten.

Eine leichte Abwandlung dieser Redensart wird am Sonntagabend auf dem Hauptplatz zu erleben sein: Wenn die Pfaffenhofener wegen Corona nicht zur Kunst kommen können, kommt die Kunst zu den Pfaffenhofenern: Ab 19.30 Uhr stellt der Neue Kunstverein in eigens dafür produzierten Metallrahmen 30 Kunstwerke in mannshoher DIN-A0-Postergröße auf - stabil und wetterfest in den Boden gedübelt.

Drei geplante Ausstellungen im Frühjahr und Sommer waren der Pandemie zum Opfer gefallen. Deshalb suchte der Vereinsvorstand rund um Steffen Kopetzky und Karin Probst nach Möglichkeiten, trotz der Abstandsregeln Publikum und Künstler nicht im Stich zu lassen, die städtische Kunstszene zu bereichern und neue Impulse zu setzen.

Das Ergebnis kann sich dem Wortsinn nach sehen lassen: Die eigentlich für 2023 geplante Gruppenausstellung "Vierte" ist jetzt in den Corona-Sommer vorverlegt worden, und zwar in den öffentlichen Raum. In der Kulturhalle, sagt Norbert Käs vom Kuratoren-Team, wäre es schwierig gewesen, Abstandsregeln und Hygienevorschriften einzuhalten.

Was nach Notlösung klingt, ist tatsächlich ein spektakuläres Projekt geworden. Der Verein hat lokale und internationale Künstler gebeten, je ein Werk für die geplante Ausstellung einzusenden. "Über 70", freut sich Käs, "hatten sich beworben. " Die ausgewählten Bilder und Fotografien hat der Pfaffenhofener Drucker Pit Riegler auf Postergröße gezogen und wetterfest auf stabile Platten geklebt, die dann in über zwei Meter hohe schwere Metallrahmen gesteckt werden, die fest in den Untergrund geschraubt sind.

Die Aufstellungsorte sind mit Bedacht gewählt: Ein Motiv des Pfaffenhofener Malers Michael Weingartner (1917-1996) wird in der Nähe der Spitalkirche aufgestellt, in der er das Deckengemälde gestaltet hat, ein Bild des Kunstmalers Sigi Braun (1928-2016) vor den Durchgang zwischen der Kirche und dem Haus der Begegnung. Hier hatte Braun gewirkt. Weitere bekannte Pfaffenhofener Maler - zum Beispiel Eduard Luckhaus (1910-1975) oder Benedikt Hipp - sind genauso vertreten wie Künstler, die zur Stadt einen Bezug und hier schon ausgestellt haben: Wolfgang Ellenrieder etwa, Kunst-Professor in Braunschweig, oder sein Leipziger Kollege Christoph Ruckhäberle.

Käs ist schon jetzt begeistert: "Die Ausstellung ist Tag und Nacht geöffnet, sie kostet keinen Eintritt und erreicht ein Publikum, das ansonsten Schwellenangst hat, in die Kulturhalle zu kommen. " Beim Rathaus und vor dem Springbrunnen werden ebenfalls Plakate aufgestellt. Man muss sich schon sehr anstrengen, um der Kunst aus dem Weg zu gehen. Wer beim Landratsamt auf der Bank sitzt und auf den Bus wartet, schaut unweigerlich auf ein Kunstwerk. "Wer am Marienbrunnen mit einem Eis in der Hand an einem Poster vorbeischlendert", sagt Käs, "bleibt vielleicht stehen. " Ein besonderer Clou: Wer mehr über das jeweilige Werk wissen will, kann mit seinem Handy den QR-Code auf jedem Bild einscannen und lernt dann den Künstler kennen.

Die Ausstellung "Vierte", gesponsert von der Sparkasse, ist eine Kooperation mit der Stadt. Die Vernissage unter Anwesenheit einiger Künstler, moderiert von Norbert Käs, findet am Freitag, 7. August, um 19.30 Uhr im Innenhof des Landratsamts statt.

PK

Albert Herchenbach