Jetzendorf
Altes Schloss - erfüllt mit neuem Leben

In Jetzendorf gibt es zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag mehrere Führungen

03.09.2019 | Stand 02.12.2020, 13:09 Uhr
Das Jetzendorfer Schloss vor der Renovierung: Seit vier Jahren laufen die Arbeiten, noch ist die Restaurierung nicht ganz abgeschlossen. Wie das Denkmal momentan aussieht, davon können sich Besucher am Sonntag ein Bild machen. −Foto: Schlossverwaltung

Jetzendorf (PK) Beim Tag des offenen Denkmals am Sonntag haben Interessierte auch die Möglichkeit, sich das Jetzendorfer Schloss genauer anzusehen.

Ursula Beyer vom Heimat- und Kulturkreis hat sich mit der Geschichte des Gebäudes und der Besitzer auseinander gesetzt:

GEBAUT UND ZERSTÖRT



Das Ortsbild von Jetzendorf im südlichen Landkreis Pfaffenhofen, in der freundlichen Hügellandschaft an der Ilm, ist geprägt vom spätgotischen Kirchturm und dem hochaufragenden Schloss mit Bräuhaus und umfangreichen Nebengebäuden. Schon zur Zeit Karls des Großen war der Ort besiedelt, benannt nach einem Grafen namens Jetzo. Das Schloss war der Herrensitz der Hofmark Jetzendorf. Zusammen mit seinen Nebengebäuden und der benachbarten Kirche bildet er ein Ensemble, das typisch für bayerische Landschlösser ist. Zum Gesamtbild gehört natürlich auch die denkmalgeschützte Gastwirtschaft unterhalb des Bräuhauses, ein barocker Walmdachbau mit Putzgliederung. Leider ist sie seit Jahren geschlossen.

Der Bau des Schlosses begann im 12. und 13. Jahrhundert, aber der wesentliche Teil der heutigen Schlossanlage stammt im Kern aus dem frühen 17. Jahrhundert. Das war nicht lange vor dem Dreißigjährigen Krieg, in dem die Schweden gleich wieder große Verwüstungen anrichteten.

Nicht nur einmal mussten Zerstörungen durch Krieg, Feuer oder einfach durch den Zahn der Zeit beseitigt werden. Das dortige Bräuhaus wurde beispielsweise zweimal wieder aufgebaut.

Im Lauf der Jahrhunderte gab es mehrere bauliche Veränderungen. Es wurde an- oder umgebaut, die Kapelle wiederholt verlegt und so weiter. Der große Saal stürzte Ende des 19. Jahrhunderts ein und erstand doch wieder, schöner als zuvor.

Ein besonderes Ereignis erlebten die Jetzendorfer im Jahre 1733: Allen, die zu Kirchweih die frisch renovierte Schlosskapelle besuchten, gewährte Papst Clemens XII. einen Ablass. Da war der Zustrom in die Kapelle sicher gewaltig.

Die Besitzer wechselten häufig - durch Heirat, Erbschaft oder Verkauf. Seit 1812 ist die Hofmark in den Händen der Familie Freyberg. Louise Freifrau von Keßling, verwitwete Freifrau von Freyberg erwarb die Hofmark, die sie dann an ihren Sohn Max Freiherr von Freyberg übergab.

Damals wirkte das Schloss noch imposanter, denn das Hauptgebäude war um ein Stockwerk höher und besaß einen gotischen Staffelgiebel. Dieser musste jedoch 1840 wegen Baufälligkeit abgetragen und durch ein schlichteres Walmdach ersetzt werden.

Geschichtlich interessant ist auch, dass der Gutsherr bis 1848 die (niedere) Gerichtsbarkeit über seine Untertanen besaß. Dieses Recht wurde infolge der Revolution per Gesetz aufgehoben.

RESTAURIERT


Der heutige Schlossherr Sebastian Freiherr von Freyberg folgte auf seinen Vater nach dessen Tod im Jahr 2010. Er übernahm die enorme Aufgabe, das Schloss mit all seinen Nebengebäuden zu restaurieren und einer zeitgemäßen Nutzung zuzuführen, die auch finanziell für die Zukunft trägt. In Zusammenarbeit mit dem Pfaffenhofener Architektur- und Planungsbüro Bergmann nahm Baron Freyberg die Sache in Angriff. Für das kostspielige Unterfangen gibt es Zuschüsse vom Land Bayern, von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sowie vom Landkreis und der Gemeinde. Es wurden Dächer und Fenster repariert oder erneuert, Sockel und Mauerwerk trocken gelegt, neu verputzt und gestrichen, das Heizungs- und Installationssystem modernisiert, und dies alles unter größtmöglicher Schonung der Originalsubstanz.

Nach vier Jahren Arbeit erstrahlt das Schloss nun in neuem Glanz - auch wenn die Maßnahmen noch nicht abgeschlossen sind. Vor allem der Spiegelsaal, der für öffentliche Veranstaltungen vorgesehen ist, wartet noch auf seine Restaurierung. Dazu muss das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege noch weitere Fördermittel bewilligen. Das Bräuhaus ist seit 1971 außer Betrieb. Was daraus wird, ist noch offen.

Jedenfalls beleben bereits vier Familien mit Kindern das Schlossensemble und sind fest entschlossen, gemeinsam mit dem Schlossherrn die finanziellen Grundlagen für den Erhalt dieses großartigen historischen Baudenkmals durch Veranstaltungen und Vermietungen für Foto- und Filmproduktionen zu schaffen. So wurde zum Beispiel schon die Kinderserie "Fluch des Falken" auf Schloss Jetzendorf gedreht.

FÜHRUNGEN



Am Tag des offenen Denkmals am kommenden Sonntag, 8. September, öffnet das Schloss seine Pforten. Im Innenhof werden bei schönem Wetter historische Kutschen und Gegenstände aus dem Schloss zu sehen sein. Kurze Führungen gewähren einen Einblick in die Gemäuer sowie den Spiegelsaal und andere Räumlichkeiten.

Kaffee, Kuchen, Wild-Bratwürste aus eigener Jagd und Getränke werden angeboten und ein kleiner Schlossbiergarten lädt zum Verweilen ein. Außerdem gibt es eine kleine Ausstellung mit Foto- und Informationstafeln zu den durchgeführten Umbau- und Renovierungsmaßnahmen.

Führungen gibt es um 10, 13 und 16 Uhr, Treffpunkt ist jeweils im Jetzendorfer. Schlosshof

Ursula Beyer stützt ihre Recherche für diesen Beitrag unter anderem auf eine Stellungnahme des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege aus dem Jahr 1980 zu Restaurierungsplänen und auf aktuelle Aussagen von Thomas J. Wenger, Kastellan der Freiherr von Freyberg'schen Gutsverwaltung.