Pfaffenhofen
Alternative zu ungezügelter Marktwirtschaft

Pfaffenhofener Regionalgruppe der Gemeinwohl-Ökonomie gegründet

08.09.2019 | Stand 02.12.2020, 13:07 Uhr
Vorkämpfer in Sachen Gemeinwohl: Manfred Mensch Mayer und Judith Neumair. −Foto: PK-Archiv

Pfaffenhofen (PK) Der erste Schritt zur Gründung einer Pfaffenhofener Regionalgruppe innerhalb des Vereins Gemeinwohl-Ökonomie Bayern (GWÖ) ist getan. Es handelt sich dabei um die bayerische Institution innerhalb dieser internationalen Bewegung. Die bislang zwei Mitglieder aus dem Raum Pfaffenhofen sind Judith Neumair und Manfred "Mensch" Mayer, die jetzt den Antrag "Regionalgruppe im Aufbau" unterzeichnet haben. Sie stehen fortan als offizielle GWÖ-Ansprechpartner bereit.

Neumair und Mayer wollen die Idee der Gemeinwohlökonomie weiter verbreiten, populärer machen und eine möglichst aktive Regionalgruppe gründen. Sie suchen hierfür weitere Gemeinwohlorientierte, die diesen Prozess als Vereinsmitglieder kreativ mitgestalten wollen. Dazu findet bereits am morgigen Dienstag ein erstes Informationstreffen statt: ab 19 Uhr im Nebenzimmer des Brauereigasthofs Müllerbräu direkt am Pfaffenhofener Hauptplatz. Bereits in der jüngeren Vergangenheit gab es in der Kreisstadt laut einer Mitteilung des Pfaffenhofener Stadtrats Manfred "Mensch" Mayer (GfG) einige Veranstaltungen zur Gemeinwohl-Ökonomie, die bei den Zuhörern ein gewisses Interesse aufkommen ließen - "zuletzt sogar auf Einladung von ProWirtschaft", erinnert Mayer. Nachhaltigkeit, Regionalität und Humanität im Umgang mit Mitbewerbern, Mitarbeitern und Kunden würden dieses spezielle Ökonomie-Leitbild bestimmen, das der "globalisierten und ungezügelten Wirtschaft mit all ihren verheerenden Nachteilen" entgegengestellt wird.

"Diese Wirtschaft tötet." Mit diesen Worten sprach sogar Papst Franziskus einer wachsenden Zahl von Menschen weltweit aus der Seele. Und immerhin 88 Prozent der Deutschen wünschen sich laut einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung eine neue Wirtschaftsordnung. Die Gemeinwohl-Ökonomie bietet laut Mayer eine Alternative zur kapitalistischer Marktwirtschaft oder zur zentralen Planwirtschaft. "Sie baut auf Beziehungs- und Verfassungswerte und misst ihre Umsetzung mit Gemeinwohl-Bilanzen und dem Gemeinwohl-Produkt", berichtet Mayer weiter.

Der "Erfolg" eines Unternehmens, also sein Beitrag zum Gemeinwohl, wird analog mit einer Gemeinwohl-Bilanz gemessen. Sie misst das Erfüllen von Verfassungswerten wie Menschenwürde, Solidarität, Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Demokratie. Diese Bilanz beantwortet brennende Fragen der Gesellschaft an alle Unternehmen: Wie sinnvoll ist das Produkt? Wie ökologisch wird produziert, vertrieben und entsorgt? Wie human sind die Arbeitsbedingungen? Werden Frauen und Männer gleich behandelt und bezahlt? Wie werden die Erträge verteilt? Wie kooperativ verhält sich das Unternehmen auf dem Markt?

Die Antworten ermöglichen Unternehmern eine Standortbestimmung in Hinblick auf Nachhaltigkeit und Ethik. Tausende Unternehmen weltweit unterstützen die Bewegung, Hunderte haben freiwillig bilanziert - "und täglich werden es mehr", so Mayer. Die GWÖ ist nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Kommunen von Interesse. Immer mehr Räte fassen Beschlüsse, der Gemeinwohl-Ökonomie beizutreten. "Im Hinblick auf das Erreichen der Klimaziele ist dies ein logischer Prozess", so Mayer.