Wolnzach
100 alte Gräber, Schmuck und ein Pfennig von 1627

Nach aufwendigen archäologischen Untersuchungen an der Kirche geht es mit der Wolnzacher Innerortsgestaltung voran

23.03.2022 | Stand 23.09.2023, 0:21 Uhr
Sehr aufwendig waren die archäologischen Grabungen, bei der auf dem ehemaligen Wolnzacher Friedhof an der Kirche auch zahlreiche Gräber freigelegt wurden. −Foto: Pro Arch Prospektion und Archäologie GmbH

Wolnzach - Jetzt geht es Schlag auf Schlag - und das ganz offensichtlich: Nach den aufwendigen archäologischen Untersuchungen nimmt die Neugestaltung des Kirchenvorplatzes und der Straße zum Rathausplatz hin Formen an.

Die Dauer der Grabungen haben den Zeitplan verschoben, umso mehr soll jetzt Gas gegeben werden, denn ein fixes Datum steht: Bis zum 30. April sollen die Arbeiten zwischen Kirche und Rathaus abgeschlossen und die Sperrungen aufgehoben sein.

Bauabschnitt I und III, so heißt es offiziell in den Planungen zur Neugestaltung des Wolnzacher Zentrums. Mit I und III bezeichnet ist dabei der Kirchenvorplatz inklusive des Straßenraums bis zum Rathausplatz. Selbiger ist sozusagen ein Fixpunkt, denn seine Optik soll sich im neu zu schaffenden Kirchenvorplatz widerspiegeln. Wie das aussehen wird, das können Spaziergänger zur Zeit praktisch täglich beobachten: Die Pflasterarbeiten schreiten voran und lassen bereits erahnen, wie das alles bald schon aussehen soll.

Warum gerade der 30. April fixes Datum für den Abschluss dieses Abschnitts sein soll, das erklärte in der jüngsten Bauausschusssitzung Bürgermeister Jens Machold: "Das ist der Termin für unser Maibaumaufstellen. " Man habe den 30. April im Auge, um keinesfalls am 1. Mai mit den Feiern in den Ortsteilen in Konkurrenz zu treten. Sollten sich aber doch Verzögerungen ergeben, so müsse man das Wolnzacher Maibaumfest eventuell auf einen späteren Termin verschieben.

Verzögerungen hat es in der Innerortsgestaltung bereits gegeben, nachdem die archäologischen Untersuchungen an der Kirche äußerst aufwendig waren. Was alles gefunden wurde, das erklärte Bauamtsleiterin Doris Schneider: Zahlreiche Überreste von Frühmittelalter bis Frühneuzeit, Scherben, Reste der Friedhofsmauer und der teils unterkellerten Kirchen-Marktbuden wurden dokumentiert, dazu Bronzeknöpfe, Gürtelschnallen, Bronzekreuze, Rosenkränze, Reste von mehr als 100 Bestattungen, ein vermutlich mittelalterlicher, rundlicher Ofen, vereinzelte Tierknochen, Keramikfragmente - und ein Pfennig aus dem Jahr 1627. Insgesamt hat das Grabungsteam der Firma Pro Arch 232 Funde bearbeitet.

Was mit diesen passiert, wollte in der Bauausschusssitzung Dritter Bürgermeister Werner Hammerschmid (SPD) wissen. Die sterblichen Überreste, so Pro Arch in einer Pressemitteilung, werden "in kirchliche Obhut für eine anschließende Beisetzung übergeben". Man werde mit dem Historischen Cirkel wegen einer eventuellen Übernahme von Teilen dieser Funde und einer eventuellen Ausstellung sprechen, sicherte außerdem Bürgermeister Jens Machold zu.

Der Bauausschuss segnete am Dienstag auch ein weiteres Nachtragsangebot der beauftragten Grabungsfirma ab, das Mehrkosten für den Teilabschnitt I (Kirchenvorplatz) sowie die Kostenprognose für die nachfolgenden Teilbauabschnitte II (Marktplatz bis Ecke Klosterstraße) und IV (ab Verkehrsinsel bis Ecke Pfarrkirche/Preysingstraße) umfasst. Zum Ursprungsauftrag von rund 86000 Euro hat der Bauausschuss bereits im November 2021 einem ersten Nachtragsangebot von rund 100000 Euro zugestimmt, hinzu kommen rund 25000 Euro an Mehraufwand für Abschnitt I und die Kostenschätzung von 16000 Euro für die anstehenden Abschnitte II und IV.

Allerdings ist laut Bauamt für die Abschnitte II und IV nach Rücksprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege keine intensivere archäologische Begleitung zu erwarten, so dass der Nachtrag eventuell gar nicht in voller Höhe ausgeschöpft werden müsse; dementsprechend hat die Grabungsfirma ihr jetziges Nachtragsangebot auf rund 40000 Euro angesetzt. Laut Bauamt ist für die Maßnahme nach Vorlage der Schlussrechnung seitens der Regierung von Oberbayern eine 80-prozentige Förderung zugesagt. Man wolle alle Möglichkeiten ausschöpfen, um eventuell weitere Förderungen zu bekommen.

WZ

Karin Trouboukis