Neuburg
"Wir werfen die Flinte nicht ins Korn"

Zirkusdirektor Alfons Köllner über Tierschützer und Platzverbote - Gastspiel in Neuburg-Ried

19.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:25 Uhr

Neuburg (r) "Circus Alfons Williams" gastiert in Neuburg-Nord auf einer Wiese neben dem Sportgelände des SC Ried. Der Zirkus gehört zu den kleinen Familienbetrieben, die gegen den Trend ankämpfen und einfach weitermachen. Der Tierschutzverein lehnt Zirkus mit Tieren grundsätzlich ab.

An diesem Samstag, 20. Oktober, gibt es eine Vorstellung um 16 Uhr, am Sonntag, 21. Oktober, um 11 Uhr. Der letzte Auftritt ist auch dem Sportclub Ried gewidmet, der dem Zirkus den Anschluss an Wasser- und Stromleitung ermöglicht.

"Circus Alfons William" führt Pferde, Kamele, Ziegen und Kleintiere, aber keine Wildtiere im engeren Sinn. Die Kinder der Familie Köllner lernen frühzeitig Saltos und Akrobatik und wachsen wie selbstverständlich ins Manegengeschehen mit ein. Die Vorstellungen sind natürlich vorwiegend für die jüngsten Zuschauer gedacht.

Zirkuschef Alfons Köllner (53) könnte ein Buch schreiben über das Zirkusdasein in Deutschland.

Herr Köllner, haben Sie in Neuburg-Ried wie geplant gespielt?

Der Zirkusdirektor: "Einmal haben wir gespielt, die zweite Vorstellung ist wegen zu wenigen Zuschauern ausgefallen. Es waren nur 15 da."

Ab wann wird gespielt?

Zirkusdirektor: "Mindestens 30 Zuschauer bräuchten wir schon. Ich brauche über 100 Euro täglich für Strom und Futter, für Minus können wir nicht spielen. Der heiße Sommer heuer hat uns überhaupt nicht in die Karten gespielt."

Wie oft sind Sie schon mit den Tierschützern in Konflikt geraten?

Zirkusdirektor: "Immer wieder mal. Peta hat sich schon mal vor unseren Eingang gestellt. Die meisten Tierschützer haben keine Ahnung von der Tierhaltung, das sind reine Ideologen. Unsere Tiere haben Freigehege, Auslauf und Futter. Der Amtstierarzt schaut immer vorbei. Alle unsere Tiere sind so genannte Nutztiere in allen Ländern der Welt."

Ist es noch zeitgemäß, Tiere unter dem Zeltdach zu zeigen?

Zirkusdirektor: "Ja natürlich, wenn wir in einer Großstadt sind, kommen Kinder, die noch nie ein Kamel gesehen haben. Ein Zirkus ohne Tiere ist wie ein Fluss ohne Wasser. Da bleibt nur noch Varieté übrig, keine Zirkusatmosphäre."

Sind Sie in allen Städten willkommen?

Zirkusdirektor: "Leider nicht. Mittlerweile lehnen uns so viele Gemeinden ab, dass 90 Prozent unserer Gastspiele auf Privatgelände stattfinden. Neuburg ist eigentlich ganz gut, aber auf den Volksfestplatz dürfen wir nicht. Vor vier Jahren waren schon mal hier. Landwirt Alois Sauerer und der Sportclub Ried sind sehr zuvorkommend."

Wo lernen die Kinder?

Zirkusdirektor: "Natürlich in der Volksschule am jeweiligen Standort. Hier waren sie in der Schule am Englischen Garten."

Führen die Kinder später den Zirkus weiter?

Zirkusdirektor: "Ich weiß es nicht, würde es mir aber wünschen. Natürlich wachsen sie in der Manege und an ständig wechselnden Standorten auf."

Hat der Zirkus eine Zukunft?

Zirkusdirektor: "Ich bin seit 20 Jahren Chef, vorher hat mein Vater Circus Williams geführt. Die Flinte ins Korn werfen, das gibt's bei uns nicht. Wir spielen weiter."