Neuburg
Visionen für ein gemeinsames Europa

Buchtaufe mit Pfarrer Anton Otte in Prag - Ehrenbürger von Vidnava - Heimattreffen im Juli

01.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:43 Uhr
Jetzt gibt es ihn auch in Buchform: Pfarrer Anton Otte, der vielfach für sein "deutsch-tschechisches Leben"geehrt worden ist. −Foto: Vy?ehrad-Verlag

Neuburg (r) Buchtaufe für Pfarrer Anton Otte: Der Vorsitzende des Heimatbundes Weidenau-Großkrosse stand im Mittelpunkt einer Buchpräsentation in der Prager Hochburg Vy?ehrad.

Autor Josef Beránek hat ein Interviewbuch mit und über Anton Otte (79) verfasst. Es geht um die deutsch-tschechische Verständigung.

Neuburgs Zweiter Bürgermeister Rüdiger Vogt und Hauptamtsleiterin Andrea Müssig reisten nach Prag. "Anton Otte ist ein großer Freund Neuburgs und hat sich als Brückenbauer bleibende Verdienste in der Verständigung zwischen den beiden Nationen erworben", sagte Bürgermeister Rüdiger Vogt in seinem Grußwort.

Sogenannte Interviewbücher haben in Tschechien eine lange Tradition. Die neue Ausgabe "Fernes Europa" enthält ein ausführliches Gespräch zwischen Josef Beránek und Anton Otte über dessen Einsatz für die deutsch-tschechische Versöhnung und einen aktuellen Blick auf Europa und die Kirche. Herausgeber ist der Prager Vy?ehrad-Verlag, unterstützt haben das Projekt der Deutsch-tschechische Zukunftsfonds und das katholische Osteuropahilfswerk Renovabis. Anton Otte ist in Vidnava (Weidenau) im Sudetenland geboren und aufgewachsen. 1967 ist er in Bamberg zum Priester geweiht worden.

Nach der Wende 1990 kam er nach Prag und baute dort im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz die Seelsorgestelle für deutschsprachige Katholiken auf. Das Streben nach Aussöhnung, Frieden und gute Nachbarschaft bestimmte seine Arbeit. Er spricht perfekt Tschechisch, kennt beide Länder und ist als Vertreter der Ackermann-Gemeinde gut vernetzt.

Seine Biographie habe ihm die Rolle als Botschafter nahezu auf den Leib geschrieben, findet Oberbürgermeister Bernhard Gmehling. Als Sechsjähriger musste er erleben, wie sein Vater von einem tschechischen Gericht zum Tode verurteilt und hingerichtet worden ist. Später sei es ihm wichtig gewesen, den heutigen Bewohnern der alten Heimat die Hand zu reichen und den Geist der Partnerschaft zu fördern. "Eine großartige menschliche Haltung der Versöhnung", so der OB.

Die Heimatstadt Vidnava, früher Weidenau, machte Anton Otte zum Ehrenbürger, das bedeutet ihm sehr viel. Vaclav Havel überreichte dem Monsignore den Masaryk-Orden, die Ackermanngemeinde ehrte ihn mit der Versöhnungsmedaille und den Bayerischen Verdienstorden hat er auch. Anton Otte setzte das Werk von Professor Rudolf Grimme fort, der die Aussöhnung gefördert hatte und ebenfalls Ehrenbürger der tschechischen Stadt geworden ist. Auch nach seiner Emeritierung als Dompropst auf dem Vy?ehrad in Prag bleibe er "unermüdlich tätig für ein neues Miteinander von Deutschen und Tschechen", so Pfarrer Herbert Kohler.

Als "europäischen Brückenbauer" und persönlichen Freund betrachtet ihn Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling. Anton Otte habe stets die Hand zur Versöhnung gereicht und bilde eine tragende Säule der im Jahr 2000 geschlossenen Partnerschaft mit Jesenik (Freiwaldau). Ein Wiedersehen gibt es heuer spätestens am 13. und 14. Juli, wenn sich der Heimatbund Weidenau-Großkrosse mit dem Rest der verbliebenen Mitglieder und tschechischen Freunden in Neuburg trifft.

Versöhnung sei keine einmalige Angelegenheit, sagt Anton Otte, "auch geheilte Wunden können noch schmerzen". Die friedliche Nachbarschaft und ein Miteinander in Europa hängen für ihn von einer gemeinsamen Vision ab.

Anton Otte/Josef Beránek: "Fernes Europa" Ackermann-Gemeinde, 380 Seiten.