Ludwigsmoos
Verborgene Schätze

Gerhard Hausmann hütet Hunderte alte Fotos und Geschichten von Neuburg - auch vom ersten Volksfest

13.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:43 Uhr
Rund 7000 Fotos und eine umfangreiche Sammlung von Zeitungsartikeln mit Neuburger Geschichte besitzt Gerhard Hausmann, die sein Vater zusammengetragen und in mehreren Büchern veröffentlicht hat. −Foto: Fotos: Hammerl

Ludwigsmoos (DK) Interessante Schätze hütet Gerhard Hausmann. Ein ganzes Regal voller Aktenordner mit Neuburger Geschichte und Geschichten, aufgezeichnet, gesammelt und archiviert von seinem Vater Otto Hausmann, der einst das Ordnungsamt der Stadt Neuburg leitete.

Ungefähr 7000 Fotos aus den Jahren 1890 bis 1950/1960, überwiegend aus Neuburg, teils auch aus Ingolstadt, hat der geschichtsinteressierte Oberamtsrat gesammelt, sechs Bildbände über Alt-Neuburg veröffentlicht und unzählige Zeitungsartikel zusammengetragen. "Das ist sagenhaft, ich komme gar nicht dazu, das alles zu lesen", meint sein Sohn in gespielter Verzweiflung. Deswegen ist der 74-Jährige froh, wenn er eine konkrete Anfrage erhält, denn dann muss er suchen und findet dabei nebenbei meist noch weitere Schätze. Wie das Foto von jenem Euler-Doppeldecker, der vor mehr als 100 Jahren in Neuburg landete. Daraus resultierte die 100-Jahrfeier der Luftfahrt in Neuburg. "Der Kommodore sagte zu mir: "Eurofighter können Sie haben, aber den Doppeldecker müssen Sie selber organisieren", erzählt Hausmann. Er schaffte es, einen Doppeldecker aus Schleißheim zum Jubiläumsfest in Neuburg landen zu lassen.

Nun steht ein anderes Jubiläum bevor. Das Neuburger Volksfest feiert sein 75-Jähriges. Und Hausmann hat natürlich in seinem Fotoarchiv nachgeschaut, was da zu finden ist. Allzu viel ist es nicht, Bildmaterial vom Volksfest ist rar. Ein Foto aus dem Jahr 1955 zeigt ihn selbst als Zwölfjährigen, wie er vor den Schaustellerbuden durchs Wasser watete. Wie in Zeitungsartikeln aus dem Hausmannschen Archiv nachzulesen ist, hatten Wärmegewitter innerhalb weniger Stunden das Volksfestgelände unter Wasser gesetzt, so dass dort sogar Kanufahrer unterwegs waren. "Wir wohnten in der Grünauer Straße, ich hatte es nicht weit", erzählt Hausmann, warum er natürlich vor Ort war, um sich das selber anzuschauen. Irgendjemand habe ihn fotografiert und das Foto seinem Vater geschenkt - schließlich war der gut bekannt. Nicht nur unter Neuburgern, sondern auch bei den Schaustellern.

Freikarten hat der Sohn dennoch nicht bekommen, jedenfalls nicht vom Vater, "Er verteilte die Freifahrtkarten im Amt", erinnert sich der Sohn. Aber natürlich kannten die Schausteller auch ihn und so durfte er schon mal an der Schießbude kostenlos schießen. Sein Lieblingsfahrgeschäft war der Autoscooter, für seine Frau, der er beim Volksfest 1961 im Autoscooter näherkam, war auch die Schiffschaukel ein Anziehungspunkt. "Für dich schon, für mich nicht", kommentiert er trocken. Zusammengekommen waren die beiden als Teil eines Quartetts. Er war mit einem Freund, sie mit einer Freundin aufs Fest gegangen. Nachdem sein Freund mit ihrer Freundin anbändelte, ergab es sich automatisch, dass die beiden sozusagen Übriggebliebenen miteinander im Autoscooter landeten.

Bereits Anfang der 50er-Jahre hatte sich eine amüsante Anekdote zugetragen, wie Zeitungsartikel aus dem Archiv erzählen. Toilettenwagen gab es damals noch nicht, daher wurden im Wald Latrinen gebaut. Ein Volksfestbesucher aus Wien, angeblich ein Schwergewichtsboxer, soll nun das Pech gehabt haben, dass der schon ein wenig angeknackste Donnerbalken unter seinem Gewicht zusammenbrach und der Wiener in den Graben fiel, der wohl schon ganz gut gefüllt war, da das Volksfest bereits fünf Tage in Gang war. Zu allem Übel hatte sich der Pechvogel mit seiner Kleidung an Baumwurzen, die in die Grube ragten, verfangen und konnte sich nicht eigenständig aus der misslichen Lage befreien. Die Rettungsaktion soll eine ganze Stunde gedauert haben. Doch der Boxer hatte offenbar Humor und setzte den Bierzeltbesuch fort, nachdem er sich bei einem Bauern hatte reinigen können und einen Anzug geliehen bekommen hatte.

Andrea Hammerl