Schrobenhausen
Umstrittene Heilpraktikerin: TV legt nach

In neuem Beitrag ist auch eine politische Funktion der Schrobenhausenerin Thema

06.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:19 Uhr
Mit den Worten "Menschen sterben wegen Ihnen", konfrontiert Reporterin Sophia Maier die Heilpraktikerin, die sich ins Fahrzeug flüchtet. −Foto: Screenshot/De Pascale

Schrobenhausen (DK) Nach wie vor sind die schweren Vorwürfe gegen eine Heilpraktikerin in der Stadt Gesprächsthema Nummer eins - jetzt hat auch das Magazin "Stern TV" nachgelegt, bezog sich in seiner jüngsten Ausgabe am Mittwoch erneut auf die Schrobenhausenerin.

Wie berichtet steht sie in Verdacht, einer Krebspatientin empfohlen zu haben, ihre Chemotherapie abzubrechen und sich stattdessen auf das Mittel eines Ingolstädter Herstellers zu verlassen. Inzwischen weitete das Magazin seine Recherchen international aus, stellte beispielsweise den Hersteller in Zypern zur Rede. Und auch bei unserer Zeitung haben sich Betroffene gemeldet, deren Angaben derzeit noch geprüft werden.

Bereits im ersten Beitrag hatte die Kölner Redaktion bezweifelt, dass die Heilpraktikerin ihren Professorinnentitel zu Recht führe. Was genau es mit diesem Titel auf sich hat ? Dieses Thema beschäftigt nicht nur die Menschen in Schrobenhausen. Und das nicht erst, seit der Titel kurz nach Ausstrahlung der Sendung plötzlich von der Webseite der Schrobenhausenerin verschwunden war. Gleiches passierte übrigens auf der Internetseite der CSU, bei der sich die Heilpraktikerin bislang als Vorsitzende der Frauenunion engagierte. CSU-Ortsvorsitzender Peter Banzhaf erklärt, warum: "Weil der Professorinnentitel kritisch hinterfragt wird, haben wir ihn bis zur endgültigen Klärung von der Homepage genommen. " Ferner, so Banzhaf weiter, seien Maßnahmen eingeleitet worden, die dazu führen, dass die Heilpraktikerin ihre Ämter innerhalb des Ortsverbandes ruhen lässt. Eine kommissarische Führung solle die Frauenunion in der Zwischenzeit leiten. Kontakt zur Heilpraktikerin habe zwar bestanden, berichtet Banzhaf, jedoch habe sie bei dem Gespräch auf ihren Rechtsanwalt verwiesen.

Unter anderem auf die Verbindungen zur CSU gehen auch Kommentatoren in den Sozialen Medien ein, wo der Fall erneut hohe Wellen schlägt: "Mich wundert, dass sich gewisse Einrichtungen beziehungsweise die Frauenunion nicht trennt von der Person. " Eine weitere Userin fragt: "Wie kann man nur wegen Geld mit Menschenleben spielen? " Von "Sauerei" ist die Rede; einige echauffieren sich darüber, dass die Heilpraktikerin derzeit offenbar weiter praktiziere, oder darüber, dass durch diesen Fall der gesamte Berufsstand diskreditiert werde.

Wurde vor rund vier Wochen noch mit versteckter Kamera in der Heilpraxis gedreht, versuchte Reporterin Sophia Maier die Heilpraktikerin zwei Wochen später samt Kamerateam auf offener Straße zur Rede zu stellen. Ohne Erfolg - die Schrobenhausenerin flüchtete in ihren Wagen. Ein klein wenig mehr zu erfahren ist auf ihrer aktualisierten Homepage, wo von einem "verstörenden Bericht", der nicht alle Fakten beleuchte, die Rede ist. Eine Ärztin, die im TV-Beitrag zu Wort kommt, urteilt indes über die Schrobenhausenerin: "Entweder ist es Zynismus pur oder es ist eine Überschätzung der eigenen Person, die ungewöhnlich ist. "Ebenfalls näher eingegangen wird im TV-Beitrag auf das angeblich überteuerte Mittel BG-MUN, das die Schrobenhausenerin einer Krebspatientin empfohlen haben soll - das der Ingolstädter Hersteller nun als "funktionelles Lebensmittel" betitelt.

Auch im Landkreis laufen die Nachforschungen derweil auf Hochtouren. Wie berichtet, prüft das Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen die Zurücknahme der Heilpraktikererlaubnis; Ergebnisse liegen derzeit allerdings noch nicht vor. Auch die Staatsanwaltschaft Ingolstadt wurde aktiv und hat ein Ermittlungsverfahren gegen drei Personen wegen des Verdachts von Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz eingeleitet. Darüber hinaus wurden im Zuge der Ermittlungen bei Durchsuchungen verschiedene Gegenstände und Unterlagen sichergestellt.

Ute De Pascale