Burgheim
Umdenken im Zentrum

Burgheim will beim Bau seniorengerechter Wohnungen aktiv werden und damit auch die Bürger mobilisieren

15.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:58 Uhr
  −Foto: Janda

Burgheim (DK) Der Markt Burgheim will den Bau von seniorengerechtem Wohnraum vorantreiben. Darauf haben sich die Mitglieder des Gemeinderats bei einer Klausur verständigt. Neben der Schaffung von Anreizen für Privatinvestoren wird die Kommune dabei aller Voraussicht nach auch selbst als Bauherrin aktiv.

Es ist ein weites und alles andere als unkompliziertes Thema, dem sich die Gemeinderäte in Burgheim widmen. Und eines, das derzeit alles andere als virulent ist - zumindest noch. "Es gibt keinen Riesenbedarf", bestätigt Bürgermeister Michael Böhm (CSU) im Gespräch mit unserer Zeitung. Tatsächlich wären für eine Gemeinde wie Burgheim mit knapp 5000 Einwohnern rund 15 bis 20 Wohneinheiten notwendig. Doch die entscheidende Frage ist Böhm zufolge eher, welchen Weg die Kommune einschlägt: ob sie erst abwarten soll, bis es eine entsprechende Nachfrage gibt, oder ob sie vielmehr präventiv ein Angebot schaffen soll. Böhm und seine Gemeinderäte beantworten diese Gretchenfrage ganz klar damit, lieber in Vorleistung zu gehen. "Auch wenn wir damit vielleicht unserer Zeit etwas voraus sind", so der Rathauschef.

Ein mögliches Projekt könnte sich schon bald in der Nähe des Ortskerns realisieren lassen - eigentlich die perfekte Lage für seniorengerechte Wohnungen. Im Detail geht es dabei um drei Anwesen in der Donauwörther Straße, wo eine Neubebauung möglich wäre. Zwei der Grundstücke am Kirchberghang hat die Kommune bereits erworben, das dritte folgt demnächst. Nun muss der Gemeinderat entscheiden, was dort passieren soll. Im Gespräch sind neben seniorengerechter Bebauung auch Sozialwohnungen, für die es ebenfalls satte Zuschüsse geben würde. "Ein Investor wollte dort nicht einsteigen", erklärt Böhm, warum der Markt selbst tätig wird - beziehungsweise sogar als Vorreiter fungieren muss.

Dass damit nicht nur neuer Wohnraum entsteht, sondern zugleich auch die Innenentwicklung weitergeht, ist unterdessen alles andere als ein Zufall. Nicht umsonst stand bei der Klausur neben seniorengerechten Wohnformen, über die Sabine Wenng von der Koordinationssstelle Wohnen im Alter des bayerischen Sozialministeriums berichtete, auch das Thema Baurecht mit Referent Matthias Simon vom Bayerischen Gemeindetag auf der Tagesordnung. "Uns erscheint es sinnvoll, beide Bereiche zu vereinen", erklärt Böhm, der dabei gezielt die Leerstände im Ortskern im Auge hat. Wie berichtet, forcieren die Verantwortlichen im Burgheimer Rathaus bereits seit längerem eine Nachverdichtung im Zentrum. Ein Wunsch, der manchmal mehr einer Herkulesaufgabe gleicht. "Oftmals sind die Eigentumsverhältnisse das Problem - oder wir kommen gar nicht erst an die Grundstücke heran", beschreibt der Dritte Bürgermeister Andreas Flath (FW) das Problem.

Aus diesem Grund sollen Marktgemeinderat und Verwaltung nun verstärkt versuchen, über die verschiedenen Stellschrauben im Baurecht die Interessen der Kommune mit denen der Bürger zu kombinieren. Im Klartext: Wenn Eigentümer nicht wissen, was sie mit ihren leerstehenden Objekten anfangen sollen, kann die Gemeinde beratend zur Seite stehen, Fördermöglichkeiten aufzeigen, Kontakte herstellen oder sogar selbst als Investor einsteigen."Wir können auch aktiv auf die Menschen zugehen", erklärt Böhm. Dabei bietet die Sanierungssatzung im Kernort eine Chance. "Die Bürger sind zwar skeptisch", weiß er. "Doch für uns ist sie eine Möglichkeit, um auf Vorhaben aufmerksam zu werden." Denn bei jedem Verkauf muss die Gemeinde dank der Satzung einen notariellen Hinweis bekommen. Auf diese Weise hat sie die Chance, von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch zu machen.

Die Befürchtung, dass die Kommune sich in einen Verkauf einmischt, muss Flath zufolge aber niemand haben. "Im Normalfall geht es bei einem Verkauf um Wohnungsbau, das passt ja mit unseren Zielen zusammen", erklärt der Dritte Bürgermeister. Das sieht auch CSU-Gemeinderat Sebastian Zitzmann so: "Auf diese Weise haben wir die Möglichkeit, die Leerstände im Kernbereich einer Nutzung zuzuführen und endlich etwas auf den Weg zu bringen."

Der Außenbereich spielt in Burgheim dennoch ebenfalls eine Rolle. Das beweist die Gemeinde unter anderem mit den beiden Baugebieten am Vohbach und Schlossbreite in Straß. Dort sind mehrere Parzellen für Wohnungsbau geplant, am Vohbach sieht der Bebauungsplan darüber hinaus vier sogenannte Atriumhäuser, als ebenerdige Bebauung, vor. Ob das funktioniert, muss sich allerdings zeigen, wie die Verantwortlichen im Rathaus wissen. "Wir wollen dabei nicht planlos etwas vergeben", betont Böhm, der auch den Kontakt zu einem Sozialdienst als möglichen Träger suchen will.

Primäres Handlungsfeld für altersgerechtes Wohnen wird dennoch das Burgheimer Zentrum bleiben - weil dort auch Gewerbe und Nahversorgung ihren Schwerpunkt haben. Ein konkretes Ziel muss nun der Marktgemeinderat definieren.

Stefan Janda