Neuburg
Tschüss Plastiktüte

Ab April kann in der Auffüllbar in Neuburg verpackungsfrei eingekauft werden

18.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:41 Uhr
Ein größeres Bewusstsein für Natur und Umwelt schaffen, das will Manuela Breu mit ihrer Auffüllbar. Der Unverpacktladen öffnet im April in Neuburg. −Foto: Kretzmann

Neuburg (DK) Lebensmittel ohne Kunststoffverpackung einkaufen - das ist ab April in Neuburg möglich. Ein Teil des "G'schenk Packerls" in der Münchener Straße wird zur Auffüllbar, in der Inhaberin Manuela Breu und ihr Mann Andreas künftig sämtliche Produkte - von Müsli über Milch bis hin zu Seifen und Waschmittel - anbieten, die die Kunden selbst abfüllen können. Es ist der erste Laden seiner Art im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen.

Derzeit kursiert in den Netzwerken im Internet die "10 Years Challenge", eine Aktion, bei der ein Bild aus dem Jahr 2009 einem aktuellen gegenübergestellt wird. Mit ihren Fotos zeigen die meisten Teilnehmer, wie sie sich in den vergangenen zehn Jahren verändert haben. Doch andere nutzen die Aktion auch dafür, auf die negativen Veränderungen in der Umwelt aufmerksam zu machen, zu zeigen, wie es derzeit um die Erde steht. Und neben schmelzenden Gletschern und absterbenden Korallen tauchen dabei besonders häufig Fotos von einem der größten Umweltprobleme auf: tonnenweise Plastikmüll. Letzteres beschäftigt auch die Neuburgerin Manuela Breu. Mit ihrer Auffüllbar wollen die 42-Jährige und ihr Mann Andreas ab April Lebensmittel unverpackt verkaufen und somit auf "einen achtsameren Umgang mit den Ressourcen, die wir haben" aufmerksam machen.

Die Idee dazu kam Breu beim Wandern. "Da hat man den Kopf frei und kann über viele Dinge nachdenken", sagt sie. So kam sie zu dem Schluss, dass es doch toll wäre, einen solchen Laden auch in der Region um Neuburg zu haben, "und ich dachte mir: Wenn ich es nicht mache, wer dann?". Die 42-Jährige erzählte ihrem Mann von ihrer Idee. Das Ehepaar besuchte mehrere Läden desselben Konzepts, ließ sich inspirieren und sammelte Ideen. "Wir haben wirklich sehr viel recherchiert und auch einen Online-Kurs gemacht", erzählt Breu. Im November meldete das Ehepaar dann schließlich das Gewerbe an.

Die Auffüllbar wird in das G'schenk Packerl in der Münchener Straße integriert. "Mit einer Trennung durch Regale entstehen dann zwei Einheiten", sagt Inhaberin Breu. So gibt es dann auf der einen Seite Geschenkideen für Geburtstage und Jubiläen und auf der anderen unverpackte Lebensmittel - und die Angebotspalette ist breit gefächert.

So soll es in großen Glasbehältern Nüsse, Reis, Nudeln, Cerealien und Getreide, "wofür wir dann auch eine eigene Mühle haben", geben. Neben Gewürzen, Bio-Weinen und Produkten zum Backen wird es auch eine Frischetheke mit Biokäse geben sowie weitere Molkeprodukte, darunter Milch, Joghurt, Quark, Butter und Sahne. Für die Naschkatzen sei mit Schokolade und Gummibärchen ebenfalls gesorgt, versichert die 42-Jährige. Doch das Sortiment beschränkt sich dabei nicht nur auf Lebensmittel. So gibt es auch Drogerieartikel wie Seifen, Produkte für die Monatshygiene, Haarseife, Wasch- und Putzmittel sowie nachhaltiges Toilettenpapier "das dreimal so lange ausreicht, wie das handelsübliche".

Die nötigen Gefäße zum Abfüllen der Produkte können die Kunden selbst mitbringen. Dennoch bietet Breu auch Glas oder Metallbehälter sowie Stoffbeutel zum Kauf an. "Das kann jeder für sich selbst entscheiden", sagt sie. "Das soll aber kein Aufruf sein, alle Plastikbehälter, die man hat, wegzuschmeißen." Stattdessen könne man diese auch wiederverwenden, denn "es gibt sie auch ohne schädliche Weichmacher". Der Einkauf im Unverpacktladen gestaltet sich einfach: Auf einer Waage, die mit Blick auf Nachhaltigkeit auch eine gebrauchte sein wird, werden die befüllten Behälter gewogen und mit einem Etikett versehen. "Jeder kann sich die Sachen also so abfüllen, wie er sie braucht", sagt Breu.

Wichtig sind dem Ehepaar Breu beim Sortiments besonders Bio-Qualität, Nachhaltigkeit, Fairness und artgerechte Tierhaltung. Die Transportwege sollen kurz sein. Daher beziehen die 42-Jährige und ihr Mann die Produkte, so gut es geht, aus der Region. "Am Anfang müssen wir dabei natürlich auch auf die regionalen Großhändler zurückgreifen, die nicht nur im Landkreis sitzen", sagt sie. Ihr großer Wunsch sei es aber, irgendwann nur noch regionale Produkte aus der direkten Umgebung anbieten zu können.

Manuela Breu ist leidenschaftliche Gärtnerin, die versucht "alles, so gut es geht, selbst anzubauen". Sie ist auch stets, unanhängig von Wind und Wetter, mit dem Fahrrad unterwegs. Obst und Gemüse kauft sie auf dem Wochenmarkt, Fleisch und Wurst beim Metzger, Brot beim Bäcker. Über die Jahre hinweg habe sie sich mehr und mehr mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, ein größeres Bewusstsein für Umwelt und Natur entwickelt. "Und das ist auch mein großes Ziel mit der Auffüllbar", sagt sie. "Es geht darum, den Menschen bewusst zu machen, wie viel Arbeit beispielsweise in der Landwirtschaft steckt, von der Saat bis zur Ernte." Es gehe auch darum, auf mehr Achtsamkeit im Umgang mit den Ressourcen aufmerksam zu machen. "Es ist auch schön zu sehen, dass sich immer mehr junge Menschen mit diesen Themen auseinandersetzen."

Über die Möglichkeiten des unverpackten Einkaufens hinaus, will Breu den Kunden in der Auffüllbar noch mehr bieten. So soll es eine kleine Sitzecke geben, in der Kaffee und selbstgemachter Kuchen angeboten werden. "Die Idee dahinter ist, eine kleine Entschleunigungszone zu schaffen, einen Ort zum entspannen." Denn die Menschen seien beim Einkauf zunehmend gestresst und genervt. "Ich habe es selbst erlebt, dass es immer ein tolles Gefühl war, aus einem solchen Unverpacktladen herauszugehen." Zudem will das Ehepaar Breu Workshops anbieten, in welchen auch nachhaltige Dinge hergestellt werden sollen.

Ab Februar wird das G'schenk Packerl umgebaut, die Eröffnung ist für den 4. April geplant. Wer seine Artikel künftig in der Auffüllbar verkaufen will und aus der Region stammt, kann sich bei Manuela Breu unter Telefon (08431) 430533 oder per E-Mail an team@auffüllbar-neuburg.de melden.
 

Katrin Kretzmann