Rennertshofen
"Susanna" für die nächste Generation

Das Rennertshofener Festspiel kommt nach 15 Jahren mit neuen Darstellern zurück

13.05.2019 | Stand 23.09.2023, 6:58 Uhr
Die neue Susanna: Gymnasiastin Aimee Hartwig (rechts) übernimmt die Hauptrolle beim diesjährigen Festspiel. Lara Sohn wird als ihre Schwester Ulrike in der zweiten Hauptrolle zu sehen sein. −Foto: Hecker

Rennertshofen (DK) Die letzte Aufführung der "Susanna" ist 15 Jahre her.

Dass die beiden Hauptrollen, die der Susanna und ihrer Schwester Ulrike, neu besetzt werden müssen, war daher von vornherein klar. Am Sonntag schlüpften nun Aimee Hartwig und Lara Sohn bei Proben in der Rennertshofener Schule zum ersten Mal in ihre Kostüme.

Aimee Hartwig bekommt jetzt schon Gänsehaut, wenn sie an die Totengräberszene im Stück denkt. "Durch die Musik und das Licht geht einem der Moment unter die Haut", sagt die 16-jährige Gymnasiastin aus Stepperg, die bei dem diesjährigen Festspiel die Rolle der Susanna übernimmt. Die Bühne ist für sie kein unbekannter Ort. Im Jugendtheater war sie schon bei mehreren Auftritten dabei. Dass die textgewaltige Rolle der Hauptfigur ihr aber keine Angst macht, liegt auch daran, dass Hartwig das Lernen der Sätze großen Spaß macht. "Die Sprache eröffnet ja auch neue Welten. Wenn ich wie Susanna rede, kann ich auch verstehen, wie sie fühlt und wie sie denkt. Dann schlüpfe ich ganz in eine andere Rolle. "

In eine andere Rolle schlüpft auch die 27-jährige Lara Sohn aus Hütting, die momentan in Neuburg wohnt, nicht zum ersten Mal. Die gelernte Raumausstatterin übernimmt im Stück die Rolle der Ulrike, bei der Theatergruppe des Schützenvereins hat sie schon öfter Bühnenluft geschnuppert. Bei "Susanna" mitzuspielen, ist für Sohn ganz besonders, schließlich saß sie bei der letzten Aufführung des Festspiels noch selbst in den Zuschauerrängen. "Ich kann mich noch gut an die Aufführung erinnern. Die Pestwagen haben mich damals sehr beeindruckt. "

Sich in die Vergangenheit, die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, zu versetzten, fällt beiden Frauen nicht schwer. Das liege vor allem an der guten Zusammenarbeit mit Regisseur Gundolf Hunner. "Wir haben genügend Raum, unsere eigene Persönlichkeit in die Rollen miteinzubringen", berichtet Hartwig. Im Probenprozess werden immer wieder kleinere Änderungen am Text vorgenommen, damit sich die Schauspielerinnen bestmöglich in die Szene einfinden können, bestätigt auch Hunner selbst.

Hunner, der auch 2004 schon Regie beim Festspiel führte, zeigt sich mit den Proben generell sehr zufrieden. "Wir liegen gut in der Zeit. Das Stück orientiert sich an der letzten Fassung von 2004, aber den Entstehungsprozess 15 Jahre später erneut mitzuerleben, ist wieder genauso spannend. " Ihm ist dabei auch der Gedankenaustausch zwischen Regie und Schauspielern sehr wichtig. Nur durch die intensive Auseinandersetzung mit der Rolle von Seiten der Schauspieler könne das Stück lebendig werden. In der lebendigen Diskussion sieht Hunner die Grundvoraussetzung für eine gelungene Aufführung. Besonders, dass diesmal sowohl von den Darstellern als auch dem Publikum eine neue Generation beteiligt ist, macht Hunner stolz. "Das Stück gehört einfach zu Rennertshofen, jetzt können sich wieder junge Menschen damit identifizieren. "

Auch Alex Blei, Leiter des Festspiel-Arbeitskreises, verfolgt mit Spannung, wie sich die neuen Gesichter auf das Stück auswirken. "Man muss versuchen, die Rollen zu leben. Und das macht nun mal jeder anders. " Es ist zu erwarten, dass trotz gleicher Geschichte und ähnlichem Text eine ganz andere Susanna und Ulrike zu sehen sein werden, wie 2004 - eben so, wie Hartwig und Sohn sie interpretieren.

Generell ist es für Hunner und Blei spannend zu sehen, welche Änderungen jede neue Inszenierung der "Susanna" mit sich bringt. Nur gegen eine Sache wehren sich beide entschieden: "Immer mal wieder kommt die Anfrage, ob das Stück nicht doch ein Happy End verdienen würde. Aber das verfälscht die Geschichte einfach zu sehr. Schon im Untertitel ist schließlich nicht nur von Leben, sondern auch von Leid die Rede. Ein glückliches Ende würde das Stück kaputt machen und es weit weniger eindrücklich machen", erklärt der Regisseur. Auch das Stück in die Moderne zu versetzen, käme für ihn nie in Frage.

Damit die Freilichtaufführung ebenso imposant wird wie beim letzten Mal, werden noch immer etwa 30 bis 50 Statisten benötigt. Am 26. Mai findet um 16 Uhr eine große Probe statt, bei der alle Interessierten, die gerne als "Fußvolk" oder "Schweden" fungieren möchten, vorbeikommen können. Die Statisten müssen keinen Text lernen.

Die Premiere der "Susanna" findet am 26. Juli statt, weitere Termine sind am 27. und 28. Juli sowie am 1., 2., 3. und 4. August. Beginn der Aufführungen ist jeweils um 21 Uhr. Ausweichtermine sind für den 29. Juli und 5. August vorgesehen. Damit das Festspiel regulär stattfinden kann, ist der größte Wunsch aller Beteiligten, dass das Wetter an allen Tagen mitspielt, wie auch Vereinsvorsitzender Alfred Bircks betont.

Wer sich über das Stück im allgemeinen, Hintergründe und auch die bevorstehenden Aufführungen informieren möchte, findet alles Wissenswerte auf der eigens für das Festspiel eingerichteten Homepage unter www. susanna-festspielverein. de. Hier werden demnächst auch Infos zum Kartenverkauf folgen.
 

Anna Hecker