Da geht noch was
Strukturanalyse bescheinigt Wirtschaft im Kreis Neuburg-Schrobenhausen solide Lage

Nachholbedarf bei Flächen und Arbeitskräften

07.04.2022 | Stand 23.09.2023, 0:37 Uhr
Handlungsfelder: Der Kreis Neuburg-Schrobenhausen soll laut einer Strukturanalyse die Baubranche stärken. Nachholbedarf gibt es unterdessen bei der Digitalisierung sowie bei der Gewinnung von Arbeitskräften. Dazu kommt ein großer Bedarf an Flächen, die allerdings oftmals landwirtschaftlich genutzt sind. −Foto: Janda/Schanz, DK-Archiv

Neuburg/Schrobenhausen - Als Schulnote wäre es wohl eine solide Drei, die der Kreis Neuburg-Schrobenhausen bei der Strukturanalyse für die Region 10 bekommen hat.

Vieles läuft laut der am Dienstag präsentierten Studie bereits gut. Dennoch sehen die Unternehmen in einigen Bereichen erheblichen Verbesserungsbedarf.

Für Landrat Peter von der Grün bildet die Analyse für die Landkreise Neuburg-Schrobenhausen, Eichstätt und Pfaffenhofen sowie für die Stadt Ingolstadt den Auftakt für einen langfristigen Prozess. "Es schadet nichts, wenn Starke sich verstärken", betonte der FW-Politiker bei der Online-Vorstellung der Studie und bediente sich damit bei Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe.

Stärken ausbauen und Schwächen abbauen

Denn: Die Boomregion rund um Ingolstadt steht aus wirtschaftlicher Sicht zwar nach wie vor gut da. Angesichts der aktuellen Herausforderungen dürfte ein Ausbau der Stärken und der gleichzeitige Abbau von Schwächen jedoch ein guter Weg sein.

Dabei soll die Analyse der Gesellschaft für angewandte Kommunalforschung (Gefak) aus dem hessischen Marburg helfen. Ein wichtiger Baustein dabei ist eine Unternehmensbefragung, an der sich mehr als jede vierte Firma im Kreisgebiet, in der Summe 759, beteiligt hatte. Dabei stellten die Fachleute nach Jahren der zunehmenden Globalisierung eine Zeitwende fest, wie Josef Rother von Gefak betonte. "Mittlerweile gibt es eine klare Fokussierung auf die Region", so der Fachmann. Konkret verzeichnen die hiesigen Firmen 70 Prozent ihres Absatzes innerhalb des Großraums Ingolstadt. Angesichts des Kriegs in der Ukraine und der damit verbundenen Folgen für die Wirtschaft ist das für Rother kein schlechter Schritt.

Nachholbedarf bei Flächen und Arbeitskräften

Dass die Unternehmen damit automatisch auch mit dem Standort zufrieden sind, bedeutet das aber keineswegs. Während es bei der Straßenanbindung und der Nähe zu den Hauptkunden ebenso gut aussieht wie bei weicheren Faktoren wie dem Angebot an Schulen und Kinderbetreuung sowie der Nahversorgung, machen die Wirtschaftsvertreter mehrere klare Defizite im Landkreis aus. Besonders schwer wiegt dabei das Fehlen qualifizierter, aber auch ungelernter Arbeitskräfte. Dazu kommt der öffentliche Personennahverkehr, der aus Sicht der Firmen ausbaubar ist. Und: Es mangelt an Gewerbeflächen.

Wo die Bedeutung für die Firmen und ihre Zufriedenheit besonders auseinanderklaffen, sieht Rother den größten Handlungsbedarf. Dabei kamen erneut der Bedarf an Arbeitskräften - in der Summe geht es um etwa 1200 Menschen in 300 Betrieben - und Flächen - 170 Firmen melden Bedarf an - zur Sprache, ebenso die Mobilfunkversorgung und die digitale Infrastruktur. Letztere haben viele Betriebe wegen der Pandemie massiv ausgebaut, zahlreiche weitere planen Investitionen. Dazu kommt ein Schub an Klimaschutzmaßnahmen - wobei Rother durch die Entwicklung in der Ukraine weitere Projekte erwartet. "Dadurch ergibt sich ein starker Fokus auf die Nachhaltigkeit", berichtete er.

Bleibt die Frage, welche Handlungsansätze sich nun daraus ergeben. Rother nannte einen vergleichsweise simpel klingenden Fahrplan: Engpässe anpacken, Potenziale ausbauen und Kompetenzfelder verstärken. Zu Letztgenannten zählt er in Neuburg-Schrobenhausen vor allem die Baubranche, die im Landkreis beinahe so stark ist wie im gesamten Rest der Region. Neben der Automobilindustrie werden die Energie- und die Umwelttechnik in der Region zunehmend von Bedeutung sein. "Hier sollte sich der Landkreis platzieren", erklärte Rother, der auch den Medizinsektor nicht außer Acht lassen wollte.

Regionale Vernetzung soll weiter zunehmen

Für die Gewinnung von Arbeitskräften hält er pragmatische Lösungen für denkbar, etwa Weiterbildungen. "Da lässt sich etwas ändern", so der Fachmann, der zudem zu interkommunalen Lösungen bei Gewerbegebieten riet. Erfahrungen hat die Wirtschaftsförderung im Landratsamt bereit im Areal bei Brautlach. Überhaupt empfahl Rother, die regionale Vernetzung auszubauen - auch um die Widerstandsfähigkeit der Unternehmen zu stärken. Stichwort: Resilienz.

Für den Landrat stellt die Analyse "eine super Grundlage für ein strukturiertes Vorgehen" dar. Er sieht auch die Ansiedlung der Technischen Hochschule Ingolstadt als wichtigen Faktor. Apropos Ingolstadt: Die Großstadt sollte aus Rothers Sicht den weiteren Prozess nicht zu sehr dominieren. Er kann sich daher vorstellen, dass die vier Partner die Entwicklung aufteilen, dass aber jeder Akteur dabei für die gesamte Region tätig ist.

DK

Stefan Janda